Ludwigshafen. Die rund 1000 Mitglieder starke Ludwigshafener SPD hat am Donnerstag mit Jens Peter Gotter einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahlen am 21. September präsentiert und dabei deutlich gemacht, dass sie sich klare Siegchancen gegen den CDU-Kandidaten Klaus Blettner ausrechnet. Der 52-Jährige ist erst seit knapp einem Jahr Mitglied bei den Sozialdemokraten. Er stellte heraus, dass das Treffen von rechtsextremen Kräften in Potsdam am 25. November 2023 den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben hat, der SPD beizutreten. „Ich will in meiner Heimatstadt etwas bewegen. Gerade in der aktuellen Situation braucht Ludwigshafen in der Rolle des Oberbürgermeisters eine Person mit den Fähigkeiten eines Geschäftsführers.
Dass der verheiratete Mann innerhalb dieses Zeitraums von nur zwölf Monaten vom Neuling zum OB-Kandidaten wurde, hat zuvorderst mit Christian Schreider zu tun. Mit dem aktuellen SPD-Bundestagsabgeordneten aus Ludwigshafen drückte er bereits in der 7. Klasse gemeinsam im Max-Planck-Gymnasium die Schulbank. Und just dort, wo sie früher gemeinsam schwimmen gingen, fand nun die Pressekonferenz statt – im „Freischwimmer“ in der Pettenkoferstraße. Der Kontakt zwischen beiden riss nie ab und „Jay P.“, wie Gotter bei der Vorstellung von allen nur genannt wird, stellte sich in seinem Ortsverein in Oggersheim so gut an, dass es weder im Stadtverband noch in der Stadtratsfraktion Einwände gab.
Christian Schreider schlägt ehemaligen Mitschüler vor
Schreider war es also, der ihn stark machte, Schreider war es, der nach den Sommerferien auf David Guthier zuging und ihn empfahl. Schreider ist es, der ihn in sein Wahlkampf-Team für seine eigene Wiederwahl holte. Nach der Bundestagswahl soll es dann umgekehrt laufen. Alles für Gotter, heißt es dann. Bei seinem ersten Auftritt vor der Presse merkte man dem IT-Unternehmer an, dass er an seinen Eigenschaften, eine Mannschaft als Spielführer aufs Feld führen zu können, keinen Zweifel lassen möchte. Sich selbst beschreibt er als zielstrebig und empathisch. Dass er eine sozialdemokratische DNA in sich trage, vergisst er nicht zu betonen. Ihn widere es beispielsweise an, wenn Deutsche ihr Vermögen ins Ausland schafften, um hier weniger Steuern bezahlen zu müssen. Sein moralischer Kompass orientiere sich an Nachhaltigkeit. Dass er ein Zahlenmensch sei, ließ der derzeit noch in Speyer wohnende Gotter gleich mehrmals durchblicken und einen Seitenhieb auf die aktuelle und aus der SPD ausgeschiedene Oberbürgermeisterin hatte man dann auch noch parat, indem er selbst und Schreider davon sprachen, dass er eben kein Bauchmensch, sondern eher ein Kopfmensch sei. Die großen finanziellen Probleme der Stadt sprach Gotter von sich aus nicht an. Er sehe es auch nicht so, dass es keinen Gestaltungsspielraum gebe.
Nun hätte man allgemein erwarten können, dass der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat und Landtagsabgeordneten eine Art Erstzugriffsrecht hat, wenn es um die OB-Kandidatur geht, aber der 35-jährige David Guthier lehnte mit Blick auf die eigene familiäre Situation mit zwei kleinen Kindern ab. Stattdessen führte er sechs bis sieben Gespräche mit Personen, die in Frage gekommen wären. Ob dazu auch Landtagsmitglied Gregory Scholz und Schreider selbst gehörten, blieb offen.
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