Ludwigshafen. Die Ereignisse des 18. Oktober sind in Ludwigshafen fast jedem präsent. Die entsetzliche Tat eines Einzelnen forderte in Oggersheim an jenem Tag zwei Menschenleben - und es hätten noch mehr sein können. Weil die Polizei sehr schnell am Ort des Geschehens war, wurden weitere Katastrophen verhindert. Daran erinnerte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) am Freitag, als er erklärte, warum es wichtig sei, das neu entstehende Polizeipräsidium Rheinpfalz nicht auf der grünen Wiese zu bauen, sondern nah bei den Menschen. In diesem Fall handele es sich um die aktuell größte Baumaßnahme des Landes Rheinland-Pfalz, die sich auf dem trapezförmigen Areal zwischen Heinigstraße und Hochstraße Süd erstreckt. 117 Millionen Euro investiert das Land und damit alle Steuerzahler in die neue Führungs- und Lagezentrale, die die Sicherheit von 900 000 Menschen in der gesamten Vorder- und Südpfalzgewährleisten soll.
Modernste Dienststelle im Land
Dass das neue Bauwerk keines von der Stange sei, machte Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen deutlich, die ebenfalls nach Ludwigshafen gekommen war. Es sei nach Fertigstellung (geplant ist das zweite Quartal 2027) das auch in energetischer Hinsicht modernste Polizeipräsidium in Rheinland-Pfalz, sagte sie. Angefangen bei der Photovoltaik auf dem Dach und aufgehört bei E-Lade-Stationen im dreigeschossigen Keller. Dort sollen die Einsatz- und Dienstfahrzeuge der Beamten Platz finden. Die Dachflächen des Hochhauses sollen außerdem begrünt werden.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Auch im Innern soll sich modernste Technik finden, um zeitgemäße Polizeiarbeit zu ermöglichen. Das ist in der Wittelsbachstraße, wo das Polizeipräsidium derzeit hauptsächlich daheim ist, nur noch bedingt möglich. Der Bau aus dem Jahr 1930 wurde zwar immer wieder erweitert und renoviert, entspricht aber kaum noch den Anforderungen an ein modernes Dienstgebäude. Verschiedene Einheiten mussten ausquartiert werden. Polizeipräsident Georg Litz freute sich anlässlich des Spatenstichs am Freitag, dass seine Mitarbeitenden ab 2027 alle unter einem Dach arbeiten könnten.
Das sind 650 Menschen. Auch sie sorgen dafür, dass die Aufklärungsquoten in Rheinland-Pfalz erfolgreicher ist als anderswo in Deutschland. Hinter Bayern nimmt das Land Platz zwei ein mit statistisch 66,7 Prozent aufgeklärter Verbrechen. Hessen und Baden-Württemberg folgen auf den weiteren Plätzen. Ebling nannte den Bau einen echten Meilenstein, der ideale Arbeitsbedingungen biete. Er ermögliche durch die Nähe zu den Bürgern und den umliegenden Straßen ein schnelles Eingreifen.
Bis es im Oktober mit den vorbereitenden Arbeiten losging, vergingen sechs Jahre, in denen Standorte im Ludwigshafener Stadtgebiet geprüft wurden. Der Kaufvertrag für das aktuelle Gelände wurde im Jahr 2018 zwischen der Stadt und dem Finanzministerium unterschrieben. 1,3 Millionen Euro flossen für das Areal als Kaufpreis. Das entstehende Gebäude wird nach den Worten der Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) eines sein, das stadtbildprägend ist. Es werde eine Lücke im Stadtgrundriss geschlossen, die durch die Kriegseinwirkungen und den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit entstanden sei, so die Stadtchefin.
Was Google-Maps sagt
Nebenbei: Wer sich die Zeit nimmt und auf Google-Maps die Lage der Fläche anschaut auf der das Präsidium entsteht, stellt fest, dass dort steht „LU Hundeklo“. Wer immer dafür verantwortlich ist, muss da demnächst Änderungen vornehmen. Ändern wird sich auch für die Mitarbeitenden einiges. 26 000 Quadratmeter Nutzfläche bieten neue Möglichkeiten. Die beiden Gebäudeteile sind gegeneinander verschoben. Der eine Teil ist zwölfgeschossig und 44 Meter hoch, der niedrigere Teil ist achtgeschossig und 29 Meter hoch. Platz genug für Behördenleitung, Polizeiverwaltung, Kriminaldirektion, Führungsstab, Polizeidirektion Ludwigshafen und Polizeiinspektion Ludwigshafen 1.
Die bange Frage bleibt in diesen Tagen, ob angesichts immer wieder aufkommender Materialengpässe das Zieldatum 2027 gehalten werden kann. Stetig steigende Preise machen auch die angepeilten 117 Millionen Euro zu einer vagen Größe. „In den kommenden 15 Monaten entsteht hier eine Baugrube, die das Grundstück nahezu vollständig einnimmt. Dabei fallen 63 000 Kubikmeter Aushub an“, sagt Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung. Die Grube wird komplett abgedichtet - weil der Rhein manchmal näher kommt, als man möchte. Es geht um Hochwassserschutz.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-in-ludwigshafen-entsteht-jetzt-das-modernste-polizeipraesidum-im-land-_arid,2020332.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen.html