Ludwigshafen. Rathaus-Center-Abriss. Abbruch der Hochstraße Nord. Bau der ebenerdigen Stadtstraße. Errichtung der neuen Hochstraße Süd. Ludwigshafen stehen in den kommenden Jahren Mammutprojekte bevor. Durch eine Verschwenkung der Stadtstraße um 20 Meter sollen dabei viele Vorteile im Bau- und Zeitablauf entstehen (wir berichteten). Zwei Wochen lang hat die Stadt zu diesem Themenkomplex ein digitales Bürgerbeteiligungsverfahren angeboten. Interessierte konnten Fragen stellen und sich mit Ideen einbringen. Am Dienstagabend endeten die zwei Wochen mit einer Online-Bürgersprechstunde, bei der Planern und Stadtspitze zu vielen Themen noch mal auf den Zahn gefühlt wurde. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was passiert während des Rathaus-Abrisses mit dem ÖPNV?
Die Abbrucharbeiten sollen sich so wenig wie möglich auf den öffentlichen Nahverkehr im Bereich des Rathaus-Centers auswirken, sagt Oliver Drawer, bei der Bauprojektgesellschaft zuständig für die Hochstraßen und die Stadtstraße. Die Gleise der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) würden zwar umgebaut und nach Osten versetzt, allerdings sukzessive. Die Linien in Richtung Oppau und BASF sollen für maximal sechs Wochen gegen Ende der Bauzeit gesperrt werden. Die Linie 6 über die Schumacher-Brücke nach Mannheim muss nach Angaben von Verkehrsplaner Thomas Lappe bereits Ende 2023 eingestellt werden. Sie werde dann über die Konrad-Adenauer-Brücke umgeleitet.
Bleibt die heutige Rathaus-Haltestelle in Zukunft unterirdisch?
Laut Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt wird die Haltestelle künftig nicht mehr so tief liegen wie heute und nach oben hin offen sein. Die Straßenbahnen werden auch den neuen Brückenkopf, der die ebenerdige Stadtstraße auf die Schumacher-Brücke führt, unterqueren. Auch in Zukunft wird also ein Stück der Strecke unterirdisch liegen.
Wird in die neue Stadtstraße eine Straßenbahnlinie integriert?
Das ist nicht vorgesehen. Zum einen handele es sich um eine Bundesstraße, die nach Angaben von Björn Berlenbach, Leiter des Bereichs Tiefbau, eine hohe Verkehrslast aufnehmen können müsse. Querende Straßenbahnen würden diesbezüglich zu Problemen führen. Daneben sei das entlang der Stadtstraße geplante Quartier City West über den Hauptbahnhof und den Ersatz für die heutige Rathaus-Haltestelle bereits gut angebunden, sagt Thomas Lappe. „Eine neue Bahnlinie würde nur Sinn ergeben, wenn sie zwei Punkte A und B verbindet und die Route über die Stadtstraße führen würde. Das ist aber nicht ersichtlich.“
Was wird im Zusammenhang mit den Großprojekten für den Radverkehr getan?
Der Radverkehr soll in Ludwigshafen künftig einen höheren Stellenwert einnehmen als bislang, verspricht Thewalt. „Das Thema liegt den Menschen am Herzen und wir werden uns noch mehr ins Zeug legen“, sagt er. Ein erster Schritt sei mit der neuen Radverkehrsbeauftragten Susanne Abel (wir berichteten) getan. Im Zuge des Neubaus der Hochstraße Süd entstehe unter dem Bauwerk eine Radschnellverbindung vom Hauptbahnhof in Richtung Mannheim. Und auch entlang der neuen Stadtstraße soll es Radwege auf beiden Seiten geben. Bislang seien diese noch mit einer Breite von 2,50 Metern geplant, die Gehwege dafür mit einer Breite bis zu fünf Metern. „Wie genau wir hier die Aufteilung machen, müssen wir aber noch mal überdenken“, so Thewalt.
Leidet der Radverkehr während der Abrissarbeiten?
Sicher wird es während der Arbeiten am Rathaus-Center und an der Hochstraße Nord zu Beeinträchtigungen kommen. Gleichwohl soll die Rampe in Richtung BASF von der Schumacher-Brücke längstmöglich offen gehalten werden. Thewalt hat es sich zum Ziel gemacht, die Wegeführung im Bereich der Baustellen – nicht nur in Ludwigshafen ein häufig kritisierter Punkt – zu optimieren. „Die Wege müssen gut beleuchtet, sicher und angstfrei sein. Vielleicht können wir so zum Vorbild für andere Kommunen werden“, sagt er.
Ist der Abriss der Hochstraße Nord vergleichbar mit dem der Pilzhochstraße?
Der Abriss der Pilzhochstraße war gewissermaßen das Pilotprojekt. Nach Angaben von Kämmerer Andreas Schwarz wurden dabei viele positive Erfahrungen gemacht, auch was Lärm- und Staubentwicklung angehe. Projektleiter Oliver Drawer betont aber, dass sich der Abbruch der Nordtrasse „deutlich schwieriger“ gestalten werde. Im Gegensatz zur Hochstraße Süd können im Norden nicht überall Gerüste unter die Brücke gestellt werden, weil es viele Bahnanlagen gebe. Daneben handelt es sich um einen viel längeren abzureißenden Abschnitt.
Wie wirken sich die Projekte auf Fußgängerzone und Handel aus?
Langfristig wird sich der Bau der ebenerdigen Stadtstraße positiv auf die Fußgängerzone und den Handel auswirken, sagt Björn Berlenbach. Es gebe künftig viel mehr Möglichkeiten, in die Innenstadt zu gelangen – sei es mit dem Auto, mit dem Rad oder zu Fuß. „Man fährt nicht mehr über die Stadt hinweg.“
Zeitlicher Ablauf
2022/23: Der Abriss des Rathaus-Centers beginnt, ebenso der Bau der Widerlager der Brücke über den Güterbahnhof.
2023-2025: Der Abriss des Rathaus-Centers schreitet voran, die Brücke zwischen A 650 und Messplatz wird gebaut.
2025: Das Rathaus-Center ist vollständig abgerissen, die südliche Hälfte der Stadtstraße wird gebaut und eine temporäre Anbindung zur Rheinuferstraße geschaffen.
2026: Die neue Hochstraße Süd wird freigegeben, die Stadtstraße ist auf der südlichen Hälfte befahrbar, der Abbruch des Nordbrückenkopfs an der Schumacher-Brücke beginnt.
2027: Die Brücke über den Güterbahnhof wird freigegeben.
2030: Die neue Stadtstraße ist vollständig für den Verkehr freigegeben, die Hochstraße Nord verschwindet.
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