„Unser Dorf soll schöner werden“ - als dieser Wettbewerb 1961 auf Bundes- und Landesebene ins Leben gerufen wurde, hat an Ludwigshafen definitiv niemand gedacht. 51 Jahre danach soll die Stadt am Rhein nun schöner werden und ein neues Gesicht bekommen. Aber was heißt eigentlich schöner für eine Stadt, in der seit Jahren Tristesse in der Innenstadt herrscht?
Über diese Frage zerbricht sich die Stadtverwaltung gemeinsam mit drei Beratungs- und Planungsbüros seit Anfang letzten Jahres den Kopf. Seit Juni 2021 waren immer wieder auch die Bürger gefragt, sich zu beteiligen - Wünsche und Kritik zu äußern. Am kommenden Dienstag, 15. November, soll es eine digitale Abschlussveranstaltung auf www.ludwigshafen-diskutiert.de geben. Integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz Isek, heißt der begonnene Prozess formal. Einig ist man sich in einigen Punkten schon: „Grüner“, soll es werden, „ruhiger“ soll es werden und die Aufenthaltsqualität soll steigen. Keine dieser Eigenschaften vereinigt derzeit die real existierende Innenstadt auf sich.
Den Radverkehr ausbauen, Gebäudemodernisierungen fördern, Innenhöfe aufwerten und den Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz auf Dauer umgestalten - das sind erste Elemente, die man als Aufgabenfelder identifiziert hat und die man am 12. Dezember dem Stadtrat präsentieren will, damit dort die Rahmenplanung beschlossen werden kann. Um ein Zukunftsbild der Stadt zu entwerfen, gab es eine Stärken- und Schwächen-Analyse der Ludwigshafener Innenstadt. Daraus ergaben sich Entwicklungsziele.
Leerstand nicht übersehbar
In den kommenden Jahren sollen die City und die angrenzenden Quartiere moderner werden und sich für neue und zeitgemäße Formen des Lebens, Wohnens, Arbeitens und Einkaufens in der Stadt öffnen. Die Stadtverwaltung kann dabei spezielle Förderprogramme des Landes und der Bundes nutzen. Beispielsweise hat das Land für die Umsetzung der Projekte für die kommenden zwölf Jahre Fördermittel von bis zu 16 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Ludwigshafen sieht sich wie alle Städte aktuellen Trends und Veränderungen in Bezug auf soziale, ökonomische und ökologische Aspekte gegenüber. Auswirkungen zeigen sich beispielsweise im Rückzug des Einzelhandels aus der Innenstadt und der Verlagerung an dezentrale Orte oder dem Einkaufen im Internet. Durch diese Entwicklungen werden Probleme wie Leerstand, Mindernutzung der Geschäftsimmobilien und der Attraktivitätsverlust der Innenstadt verstärkt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurden bereits vielfach Konzepte entwickelt. Die Stadt ist beispielsweise an einigen Stellen näher an den Rhein gerückt.
Potenzial auch am Berliner Platz
Neues Entwicklungspotenzial ergebe sich zusätzlich durch das Projekt City West und den (beabsichtigten) Neubau des Rathauses sowie durch den Neubau eines Teilstückes der Hochstraße Süd, so die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme. Sollte der Stadtrat der förmlichen Ausweisung eines Sanierungsgebietes per Satzung zustimmen, könnten zudem städtebauliche Missstände mit weiteren Fördermitteln behoben werden.
Das vorläufige Stadterneuerungsgebiet Mitte/Innenstadt ist 126 Hektar groß und umfasst den gesamten Stadtteil Mitte. Hinzu kommen das Areal entlang des Rheins bis zum Hemshofkreisel sowie Flächen zwischen der Bürgermeister-Grünzweig-Straße, Welser- und Blücherstraße, der Jakob-Binder-Straße, ein Teil der Prinzregentenstraße sowie der Carl-Wurster-Platz. Die genaue räumliche Abgrenzung werde nach dem Abschluss der Vorbereitenden Untersuchungen vorgenommen, heißt es aus der Verwaltung.
Das geplante Sanierungsgebiet setzt sich aus zwei Teilbereichen zusammen: Das Hauptgebiet der erweiterten Innenstadt liegt zwischen Rathaus und Berliner Platz sowie Heinigstraße und Rheinuferstraße mit rund 49 Hektar Fläche. Der ergänzende Gebäudeblock in der Nähe des Hauptbahnhofes mit gut 0,8 Hektar Fläche umfasst das Excelsior Hotel, eine Autowerkstatt, das Zentrum für Weiterbildung der IHK und das Jugendamt. Ansprechpartner für Fragen zum vorläufigen Stadterneuerungsgebiet ist Michael Bentz, michael.bentz@ludwigshafen.de.
15. November, 18.30 Uhr, ludwigshafen-diskutiert.de
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