Ludwigshafen. In Ludwigshafener Kleinbetrieben drohen Minijobs sozialversicherte Beschäftigungsverhältnisse immer mehr zu verdrängen. Darauf macht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region Pfalz aufmerksam. So seien Ende Juni 2021 in Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten 42,6 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse Minijobs, heißt es in einer Mitteilung. Über alle Betriebsgrößen hinweg habe der Anteil bei 11,4 Prozent gelegen, und in größeren Firmen mit 250 und mehr Beschäftigten seien nur 3,5 Prozent der Mitarbeiter geringfügig entlohnt worden. Insgesamt - das geht aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit für den DGB hervor - gab es in Ludwigshafen 105 529 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse und 13 621 Minijobs.
„Die Daten zeigen: Minijobs verdrängen gute, sozial abgesicherte Arbeit. Sie sind kein Sprungbrett, sondern für viele Menschen eine berufliche Sackgasse, vor allem in kleineren Unternehmen“, sagt Rüdiger Stein, DBG-Geschäftsführer der Region Pfalz. „Gerade in kleineren Betrieben ändert sich das durch die geplante Reform nicht automatisch. Zwar setzen die Sozialversicherungsbeiträge nicht mehr sprunghaft ein, wenn die Minijobgrenze überschritten wird. Für Beschäftigte wird es also etwas attraktiver als bislang, mehr zu arbeiten. Doch in kleineren Betrieben sind es oft die Arbeitgeber, die auf Minijobs setzen“, kritisiert er.
Bundesweit verdrängen Minijobs einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge in Kleinbetrieben knapp 500 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Auch diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Minijobs kein Sprungbrett für die Betroffenen sind. Ihnen fehlt der Schutz der Sozialversicherung, sie haben keinen Anspruch auf Krankengeld, Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld. „Minijobs sind viel zu oft ein sicheres Ticket in die Altersarmut“, so Stein.
„Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie fatal die fehlende soziale Absicherung im Minijob sein kann - die Pandemie hat die Folgen eindrücklich aufgezeigt. 2020 haben Hunderttausende Menschen in Deutschland innerhalb kürzester Zeit ihren Minijob verloren - ohne Anspruch auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld“, sagt der DGB-Regionalgeschäftsführer. „Trotzdem will die neue Bundesregierung Minijobs sogar noch ausweiten. Das ist absolut nicht nachvollziehbar.“
Bessere Chancen ermöglichen
Der DGB setzt sich auch in Ludwigshafen dafür ein, Menschen in Minijobs künftig eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen und besser sozial abgesichert zu werden. Er fordert deshalb die Umwandlung von geringfügigen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen. Die Anhebung der Geringfügigkeitsgrenze lehnt der DGB ab. „Sie würde geringfügige Beschäftigung ausweiten, so dass noch mehr Menschen ohne umfassenden Sozialversicherungsschutz arbeiten als bislang.“
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