Festival des deutschen Films

Festivalbeginn: Endlich frei von Pflichten - und wie weiter?

Ein passender Beitrag zum Auftakt des Festivals des deutschen Films ist Rainer Kaufmanns jüngste Komödie „Petra geht baden“. Hauptdarstellerin Ulrike Kriener kommt nach Ludwigshafen zur Eröffnung.

Von 
Thomas Groß
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Das Leben kann so schön und einfach wirken - sofern man ein paar Hindernisse zu überwinden versteht. Davon erzählt der Film „Petra geht baden" mit Ulrike Kriener und Rolf Lassgard. © Stanislav Honzik/ZDF

Ludwigshafen. Entsprechendes Alter und Lebensleistung vorausgesetzt, ist das eine gängige Erfahrung: Man wird von der Firma, der man lange und erfolgreich verbunden war, in den Ruhestand verabschiedet. Lobende Worte findet ein Repräsentant des Unternehmens zwar, aber man hat doch Grund zur Vermutung, dass da viel Konvention im Spiel ist – und die Firma meint, ohne einen gut klarzukommen. In der ZDF-Produktion „Petra geht baden“ kommentiert die von Ulrike Kriener gespielte Titelfigur das Erlebnis für sich mit launigen Worten.

Wie mit Weichzeichner gemalt durch die Wiesenlandschaft

Was kommt jetzt? Gibt es einen direkten Weg von dieser für Ex-Managerin Petra schwierigen Erfahrung zur Beschwingtheit der Eingangssequenz von Rainer Kaufmanns neuem Spielfilm? Dort sah man ein Paar, das in der schon tief stehenden Sonne lachend und wie mit Weichzeichner gemalt durch eine Wiesenlandschaft fährt – zu zweit auf nur einem Fahrrad! Zu schön, um wahr zu sein?

Der Kontrast der Szenen verdeutlicht, dass die folgenden neunzig Minuten von einigen Schwierigkeiten erzählen werden; sie gilt es zu überwinden, um den Traum des noch ein paar Jahre älteren Lebenspartners Eric vom Abenteuerurlaub zu erfüllen, dem die Mittsechzigerin Petra nur widerwillig folgt. Einige Hürden auf dem Weg zum Ziel, den Spätsommer oder schon Herbst des Lebens zu genießen, errichten die Beteiligten in eigentlich guter Absicht auch selbst. Die Hürden sind äußerlicher wie seelischer Art und illustrieren die nicht ganz reibungsfreie Beziehung der zwei eigensinnigen Charaktere.

Festival des deutschen Films

  • Das Festival des deutschen Films läuft vom 20. August bis 7. September auf der Parkinsel am Rhein in Ludwigshafen.
  • Näheres zu Karten und Programm: https://www.fflu.de.

Mit einem Gute-Laune-Film eröffnet das Festival an diesem Mittwoch einmal mehr. Doch bekanntlich gilt im Film wie im Theater, dass Komödien zwar leicht und witzig wirken sollen, aber an die Urheber hohe Ansprüche stellen. Da trifft es sich gut, dass der schon mehrfach im Festivalprogramm vertretene Rainer Kaufmann ein Meister seines Fachs ist. Souverän in Szene gesetzt und eindrücklich fotografiert ist der Film; das Drehbuch von Uli Bree setzt auf Wortwitz und bemüht sich nicht krampfhaft um Originalität. Und mit Ulrike Kriener als Petra und dem „Kommissar Wallander“-Darsteller Rolf Lassgard in der Rolle ihres Künstlermannes Eric weiß der Regisseur zwei Darsteller auf seiner Seite, die nicht umsonst als Publikumslieblinge gelten.

Wie viel Verstellung ist in der Paarbeziehung erlaubt?

Da „Petra geht baden“ auch ein Road-Movie ist, geizt das Werk nicht mit Schauwerten. Als Beziehungsfilm stellt es durchdacht ein paar knifflige Fragen: Wie viel Wahrheit und Ehrlichkeit verträgt eine Paarbeziehung? Und wie viel Verstellung ist nicht nur erlaubt, sondern geradewegs geboten? Einige Lebensweisheiten werden explizit geäußert, quasi zum Mitschreiben. „Hinter der Angst wartet das Leben“, sagt Eric da beispielsweise.

So viel ist klar: Als Eröffnungsfilm kann das Festival eine ziemlich runde Sache bieten. Da auch Ulrike Kriener, die als Darstellerin den Film vor allem trägt, zur Premiere kommen will, bestätigt das Filmfest sogleich seinen Ruf als Treffpunkt der Branche. Wenn auch das Wetter noch mitspielt, gibt es gute Anzeichen, dass auch die 21. Festivalausgabe ein Erfolg wird.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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