Ludwigshafen. Öffentliche Toiletten sind eklig, verdreckt und verwahrlost. Oder? Bei unserer Recherche hat uns so manches überrascht - aber so einige Vorurteile haben sich bestätigt.
Nach Angaben der Stadt gibt es in Ludwigshafen insgesamt 13 öffentliche Toiletten, von denen fünf barrierefrei sind. Der Betrieb der Klos sei für die Stadtverwaltung Ludwigshafen kostenneutral. Die WCs werden vom Unternehmen Wall GmbH betrieben, das auch für die technische Überprüfung und die Grundreinigung der Klos zuständig ist. Die barrierefreien Toiletten reinigen sich außerdem nach jeder Benutzung selbst. Benutzer der WCs müssen jeweils 25 Cent pro Gang zahlen. Die Metallhäuschen haben keine Fenster, die Türen öffnen und schließen automatisch - der Benutzer sollte also eher keine klaustrophobische Veranlagung haben.
Der Start: Berliner Platz
Als ich am Berliner Platz auf das erste Klohäuschen zusteuere, scheint die Sonne, wie um mir ein gutes Gefühl zu geben. Die WC-Anlage hier gilt als barrierefrei. Das bedeutet, dass sie vor allem größer ist als die anderen Toiletten. Außerdem gibt es einen ausklappbaren Wickeltisch, Haken zum Aufhängen von Taschen, ein Handwaschbecken mit integriertem Föhn für die Hände und - kein Klopapier. Was ich der Metallkonstruktion zugute halten muss, ist die Sauberkeit. Sowohl die schlichte Porzellanschüssel als auch der Boden sind gut gereinigt. Ich vergebe dem Gesamterlebnis 4 von 5 WC-Sternen.
Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz
Meine Tour de Toilette führt mich als nächstes an den Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz. Hier sieht es mit der Sauberkeit schon nicht mehr ganz so gut aus, aber immer noch besser als erwartet. Es gibt sogar Toilettenpapier. Da dieses WC leider nicht barrierefrei ist, fühlt es sich drinnen etwas an wie in einem selbstgebauten U-Boot. Die Inneneinrichtung ist im Gegensatz zum schlichten Grau am Berliner Platz in einem charmanten Beige gehalten. Meine Wertung: 3 von 5 WC-Sternen.
Der Parkplatz an der Jaegerstraße
Nächster Stopp ist das Klohäuschen am Parkplatz an der Jaegerstraße. Ich bin erneut positiv überrascht. Die Kabine sieht gleich aus wie die zuvor, nur ist sie sauberer. Allein die Atmosphäre am Parkplatz lässt zu wünschen übrig, aber da die Häuschen sowieso über keine Fenster verfügen, ist das auch nicht weiter schlimm. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.
In der Prinzregentenstraße
In Richtung Hemshof findet sich das nächste WC auf der Prinzregentenstraße. Zwar ist das Klohäuschen von innen genauso wenig einladend wie die beiden zuvor, doch von außen macht es etwas her. In einer grünen Litfaßsäule kann man sich unter dem Ludwigshafener Stadtwappen erleichtern. Auch hier gibt es Toilettenpapier, Spiegel, Haken für Taschen und ein kleines Handwaschbecken. Wohlfühloase geht anders, aber von außen ist das WC wenigstens ansehnlich, und so ist es bis jetzt äußerlich das schönste Klo auf der Reise. Meine Wertung: 4 von 5 Sternen.
Der Goerdelerplatz
Die Toilette am Goerdelerplatz ist wieder barrierefrei. Hier ist die Keramikschüssel etwas verschmutzt, und auch der ausklappbare Windeltisch ist sehr dreckig. Schwarze und braune Flecken sind darauf zu finden - eine Windel würde ich hier nicht wechseln. Wenigstens der Spiegel ist sauber. Auch hier gibt es kein Klopapier. Enttäuscht vergebe ich 2 von 5 Sternen.
Am Ebertpark
Am Haupteingang des Ebertparks wartet das nächste stille Örtchen auf mich. Die Umgebung ist schön, das Klo ist sauber und es ist Toilettenpapier vorhanden. Ein paar Taschentücher liegen zwar als Erinnerung an Zeiten, in denen dies nicht so war, auf dem Boden, aber das ist nicht so schlimm. Das Klo gehört zu den besten bis jetzt. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.
Letzter Halt: Hauptbahnhof
Der Ludwigshafener Hauptbahnhof hat bekanntlich nicht den besten Ruf, was Sauberkeit und Übersichtlichkeit angeht. Wie sieht es da mit den Toiletten aus? Dieses Mal sind dies rail & fresh WCs der Hering Sanikonzept GmbH. Auch der Preis der Benutzung hat sich verdoppelt: Ein Euro verschwinden im Automaten, ein 50 Cent Wertbon kommt wieder heraus. Ich öffne die Tür und sehe als erstes ein verstopftes Urinal vor mir. Die Sitztoilette daneben ist einigermaßen sauber, einige Papiertücher finden sich auch hier auf dem Boden. Mit Abstand ist in dieser Kabine der Uringeruch am durchdringendsten. Meine Wertung: 2 von 5 Sternen.
Generell haben die Toiletten die - zugegeben sehr geringen - Erwartungen übertroffen. Für die Nutzung der Toiletten muss gezahlt werden und sie stehen so nicht allen Menschen zur Verfügung. Auch die Anzahl der Toiletten ist für die Größe der Stadt sehr gering. Die trostlose Gestaltung der WCs lädt außerdem nicht gerade zur Benutzung ein. Die Klos sind zwar einigermaßen sauber, aber sich dort zu erleichtern ist trotzdem unangenehm und unappetitlich. Öffentliche Toiletten können eine Möglichkeit sein, den Menschen einen Besuch in der Stadt angenehmer zu gestalten - gerade für Personen, die nicht unbedingt immer etwas beim Bäcker kaufen wollen, um die Toilette dort zu benutzen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bei Gästetoiletten sollte die Stadt ein Auge zudrücken