Ludwigshafen. Mächtigen Zorn auf ihre Stadtverwaltung haben im Moment die Betreiberinnen und Betreiber von Bäckereien und Imbissen in Ludwigshafen. Grund dafür: Sie werden kontrolliert, ob sie in ihren Gasträumen genug Gäste-WCs zur Verfügung haben.
Nun freuen sich Gäste natürlich, wenn es beim Kaffeetrinken in der Bäckerei auch möglich ist, sich des Kaffees direkt danach wieder zu entledigen. Oft ist es ein Ärgernis, wenn man in kleineren Lokalen nach dem Essen das WC aufsuchen will, nur um dann keine vorzufinden - vor allem, da es wenige öffentliche Toiletten in den Städten und Kommunen gibt. Und wenn diese doch vorhanden sind, dann meist nur in ungepflegtem und unhygienischem Zustand.
Bei Betrachtung der Hintergründe wird jedoch wie so oft klar, dass hinter den Problemen komplizierte Regelungen stecken. Die gesetzlichen Vorgaben zu den Gästetoiletten sind Ländersache. Ab 200 Plätzen gelten die Räume als Veranstaltungsstätte und müssen Toiletten anbieten. Bei weniger Plätzen sind die Regelungen unklarer: Die Kommunen haben einigen Spielraum beim Durchsetzen der Regelungen.
Im Fall von Brendel‘s Backwerk ist das Vorgehen der Stadt besonders absurd.
Im Fall von Brendel‘s Backwerk ist das Vorgehen der Stadt besonders absurd. Jahrelang durften sich dort die Gäste für den Genuss eines Heißgetränkes mit Gebäck hinsetzen. Warum dies nun so plötzlich nachverfolgt wird? Nun, auf Anfrage teilte die Stadt mit, das Sachgebiet Gaststätten sei nun nicht mehr nur mit zwei, sondern mit vier Stellen besetzt - wodurch wohl der Eindruck entstanden sein könnte, es sei zu mehr Kontrollen gekommen. Da fragt man sich jedoch schon als Bürgerin, ob die ja eigentlich wünschenswerte Mehrbesetzung nicht eher die Lokale unterstützen sollten, anstatt sie zu behindern.
Zurecht sind also die Inhaberinnen und Inhaber der kleinen Betriebe verärgert. Nach den schweren Jahren der Corona-Pandemie, die dem Gastronomiesektor sowieso schon schwer zugesetzt haben, werden sie nun auch noch plötzlich in dieser Hinsicht drangsaliert.
Die Sache sollte ganz grundsätzlich angegangen werden: Im städtischen Raum sollten mehr gut gepflegte und hygienische öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen. Das würde die kleinen Betriebe entlasten, und auch sonst den Menschen zugute kommen. Beim aktuellen Vorgehen gegen die kleinen Bäckereien sollten die Behörden also am besten das machen, was man selbst meist tut, wenn man eine öffentliche Toilette aufsucht: Mal ein Auge zudrücken.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bei Gästetoiletten sollte die Stadt ein Auge zudrücken
In Ludwigshafen gibt es Ärger zwischen Betrieben und Stadt. Der Grund: fehlende Gästetoiletten. Die Stadt sollte das Problem mit mehr Fingerspitzengefühl angehen, kommentiert Rahel Adel