Ludwigshafen. Die Betreuungssituation in Ludwigshafen bleibt im anstehenden Kita-Jahr prekär. Das geht aus einem umfangreichen Bericht hervor, den die Verwaltung am Donnerstag im Jugendhilfeausschuss vorgelegt hat. Demnach fehlen für 2022/2023 mehr als 1600 Kita-Plätze, wenn man allein den baulichen Bestand betrachtet. Wegen fehlender Erzieherinnen und Erzieher können jedoch nicht einmal alle vorhandenen Plätze belegt werden, so dass noch einmal mehr als 300 Kinder zusätzlich unversorgt bleiben werden - insgesamt also rund 2000. Pascal Thümling, Bereichsleiter Kindertagesstätten bei der Stadt, sprach von einer „großen Herausforderung“. Zwar erreiche man an der einen oder anderen Stelle fast den Zielwert. „Insgesamt müssen wir uns aber noch deutlich strecken und mehr Geschwindigkeit in den Ausbau bringen“, sagte er.
Auswirkungen durch Geflüchtete?
Für das kommende Kita-Jahr wird sich an der prekären Situation jedoch nichts mehr ändern lassen. Insgesamt 8449 Betreuungsplätze stehen im Stadtgebiet für alle Altersklassen zur Verfügung. Davon entfallen 7124 auf Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum Schuleintritt, 375 auf Kinder unter zwei Jahren und 950 auf Schulkinder, führte Thümling aus. Demgegenüber stehen Bedarfe von 8635 Plätzen bei den über Zweijährigen und 458 bei den unter Zweijährigen (plus 20 Plätze Kompensation für die nicht erreichte Zielzahl im Bereich Kindertagespflege). Daraus errechnen sich insgesamt 1614 fehlende Kita-Plätze. Weitere 337 Plätze in beiden Altersklassen können wegen fehlenden Personals nicht belegt werden.
Daneben müssen in den kommenden Jahren laut Verwaltung die Auswirkungen der schon im Bau oder in der Planung befindlichen Neubaugebiete berücksichtigt werden. „In Summe führen diese Baumaßnahmen zum heutigen Stand unter dem Strich zu einem Mehrbedarf von etwa 340 Plätzen für die Zweijährigen bis zum Schuleintritt und von 30 bis 40 Plätzen für die unter Zweijährigen“, heißt es in der Vorlage. Zudem wies Thümling in der Sitzung auf die kurzfristigen Folgen des Kriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Fluchtbewegung hin. Diese würden den Bedarf möglicherweise erhöhen, da vor allem Mütter mit ihren Kindern nach Deutschland kommen.
Betreuungsplätze Ludwigshafen
- Für das Kita-Jahr 2022/23 werden in Ludwigshafen insgesamt 8449 Betreuungsplätze angeboten. Davon entfallen 4698 auf städtische Einrichtungen. Weitere Träger sind die Kirchen, die Ökumenische Fördergemeinschaft, der Kindergartenverein Ruchheim und die Lebenshilfe.
- 7124 Plätze stehen für Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum Schuleintritt bereit, 375 für unter Zweijährige und 950 für Schulkinder.
- Mit 17 bereits geplanten oder in der Umsetzung befindlichen Maßnahmen sollen bis zum Kindergartenjahr 2024/25 zusätzlich 1155 Plätze für über Zweijährige und 60 zusätzliche Plätze für unter Zweijährige im Stadtgebiet entstehen.
Fast schon traditionell am größten sind die Betreuungslücken in den Stadtteilen Süd, Oggersheim und Friesenheim. In Süd fehlen zum startenden Kita-Jahr beispielsweise 268 Plätze. Durch massive Neubautätigkeiten, etwa auf dem Halberg- und dem Pfalzwerke-Areal, wird der Bedarf in Zukunft weiter ansteigen. Gleiches gilt für Oggersheim durch die Heinrich-Pesch-Siedlung. In Ludwigshafens größtem Stadtteil liegt der Fehlbedarf aktuell bei 220 Plätzen. Einzig in Maudach ist das Platzangebot höher als der Bedarf.
Um die Probleme zu entschärfen, sind also umfassende Ausbaumaßnahmen erforderlich. Als Ziel hat die Verwaltung bei den über Zweijährigen 9054 Plätze definiert, wofür ein Ausbau um 1930 weitere Plätze notwendig ist. Im Bereich der unter Zweijährigen sollen 140 neue Betreuungsmöglichkeiten geschaffen werden. 17 Projekte befinden sich derzeit konkret in Planung oder Umsetzung. Bis in das Kita-Jahr 2024/25 sollen damit 1155 Plätze für Kinder im Alter von zwei Jahren bis Schuleintritt und 60 Plätze für Kinder unter zwei Jahren neu dazukommen.
Wie sich der Bedarf in Zukunft weiter entwickeln wird, ist noch nicht absehbar. Laut Thümling sei bei den Kinderzahlen in der Stadt ein Scheitelpunkt überschritten. Die Zahl der Eineinhalb- bis Sechsjährigen sinkt zum Kita-Jahr 2022/23 um rund 100 auf 8635. Und auch bei den Einjährigen, die die langfristige Entwicklung beeinflussen, sei ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
Eltern fordern mehr Beteiligung
Kritik am Vorgehen der Verwaltung äußerte der Stadtelternausschuss (StEA), der bemängelte, bei der Bedarfsplanung nicht ausreichend beteiligt worden zu sein. In einem Antrag forderte der StEA, dass die Verwaltung eine Umfrage bei den Eltern in Auftrag gibt, die in die aktuelle Bedarfsplanung mit einfließen soll. Dies sei „ohne großen finanziellen und ressourcentechnischen Aufwand“ möglich, sagte Lars Liebscher vom StEA. Der Elternausschuss habe sogar selbst eine solche Umfrage gemacht und diese der Verwaltung vorgestellt. Außer Interessensbekundungen sei jedoch nichts geschehen. „Eine unmittelbare Beteiligung war aus unserer Sicht nicht gegeben“, betonte Liebscher.
Bereichsleiter Thümling sagte, dass der Stadt Elternbeteiligung sehr wichtig sei. Über die Eintragungen der Mütter und Väter beim Online-Kita-Portal könne einiges abgelesen werden, was sich die Eltern in Sachen Betreuungszeiten wünschen. Von einer Umfrage verspreche er sich keinen Mehrwert, der die Kosten rechtfertige. Letztlich stimmte der Jugendhilfeausschuss für einen Kompromissvorschlag von Wilhelma Metzler (CDU): Der aktuelle Bedarfsplan wurde durchgewinkt, für den kommenden sollen die Vorschläge des StEA jedoch mehr Berücksichtigung finden.
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