Ludwigshafen. Die Eberthalle hat sich an diesem Sonntag in ein Mekka für Musikliebhaber verwandelt. Überall im Foyer der Veranstaltungshalle stehen Kisten mit Langspielplatten und CDs. Bereits zum dritten Mal veranstaltet Wolfgang W. Korte die Schallplatten- und CD-Börse in Ludwigshafen. Rund 400 Interessenten suchen an diesem Sonntag nach Raritäten, Schätzen und Kultobjekten.
Mit konzentrierten Mienen begutachten die Besucher das reichhaltige Angebot. An den Ständen gibt es alles, was Musikfreunde glücklich macht: Von ABBA über Marianne Faithful zu den Beatles, Michael Jackson oder Bruce Spring-steen. Ob Hardrock, Punk, Schlager, Blues oder Elektronische Musik, jedes Genre wird abgedeckt. Einer von 40 Verkäufern ist Helmut Faber. „Ich will keine CDs“, sagt der Stuttgarter, der zwar 8000 Compact Discs besitzt, diese aber nie anhört. „Wenn ich Musik höre, dann über Spotify“, sagt Faber. Oder eben auf Platten. „Alles was mir gefällt, ist auf Schallplatte.“ Vorsichtig nimmt er eine seiner Vinylscheiben in die Hand und hält sie so, dass seine Hände nur den Rand berühren. Er schmunzelt: „Ich behandle eine Schallplatte wie eine Frau – liebevoll.“ Rund 2000 Platten bietet er an diesem Sonntag zum Verkauf an. „Ich gebe ab, was ich nicht mehr brauche.“ Als er begonnen habe, Teile seiner Sammlung zu verkaufen, habe er 35 000 Stück gehabt. Oft bekomme er LPs auch geschenkt. Sein Musikgeschmack sei stimmungsabhängig. „Mal Mozart, dann wieder Agitation Free!“ Die Produktion von Platten sei auch nie gestoppt worden. Das Hören von Schallplatten entspannt Faber. „Wenn die Nadel das Vinyl berührt, breitet sich Kaminwärme aus“, schwärmt er.
Spaß beim Stöbern
Philipp Zechner geht gelegentlich auf Platten- und CD-Börsen. Er sucht an diesem Tag nichts Bestimmtes. So manche CD hat der Ludwigshafener bereits erstanden. Die Börse gefällt ihm. „Ich bin froh, dass trotz Pandemie so viel los ist.“ Thorsten Schmidt ist gut gelaunt. „Ich fröne meiner Sucht“, sagt der Ludwigshafener und lacht. Er kauft CDs und Schallplatten im Bereich Hardrock. Er hat bereits einiges gefunden. „Es war teuer“, verrät er, freut sich aber auch auf den Austausch mit den anderen Besuchern: „Hier sind angenehme Leute.“
Jenny und Brian Thiere bieten Langspielplatten an. „Wir haben hauptsächlich Punk“, sagt die gewerbliche Verkäuferin. Das Ehepaar bietet vor allem Raritäten aus dem Nischenbereich an. Der große Ansturm bleibt bei ihnen aus. „Wenn ich zehn Kisten mit Toten Hosen hätte, wären die Leute glücklich“, scherzt Brian. Nebenan unterhält sich Verkäufer Reiner Glaube mit Thomas Appel. Die beiden Männer haben sich auf der Messe kennengelernt und schwelgen in Erinnerungen über legendäre Konzerte in der Eberthalle. „Wir Musikfans haben tolle Zeiten erlebt“, sagt der 74-jährige Mannheimer. Er ist Mitglied eines Stammtischs, der sich jeden Dienstag trifft. Der Oggersheimer Appel findet es gut, dass er hier Gleichgesinnte trifft. Beide mögen den Klang von Musik, die von einer LP kommt, lieber. „Der Ton ist nicht so statisch wie bei einer CD“, sagt Appel.
Katarina McCallum ist das erste Mal hier. „Mein Mann ist Musikfan“, erzählt die Ludwigshafenerin. Dorian McCallum sucht Platten im Bereich 80er und 70er Pop und Rock. Als DJ Next legt er selbst auf. „Mit Plattencovern haben wir sogar die Wände eines Zimmers dekoriert“, verrät er lachend.
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