Verkehr

Bald Autos in Ludwigshafener Fußgängerzonen? Stadt weist Kritik zurück

Von 
Julian Eistetter
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Dürfen hier in der Bismarckstraße bald Autos fahren und parken? Diesen Vorschlag hat die Stadtverwaltung gemacht – und viel Kritik eingesteckt. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Dass die Bismarckstraße in der City dringend aufgewertet werden muss, darüber sind sich in Ludwigshafen eigentlich alle einig. Dass dies, wie jüngst von der Verwaltung vorgeschlagen, mit einer Öffnung der Fußgängerzone für den motorisierten Verkehr gelingen kann, sorgte in den vergangenen Tagen hingegen für eine Welle der Entrüstung. Sowohl der Verkehrsclub Deutschland Ludwigshafen-Vorderpfalz und der BUND als auch einige Fraktionen kritisierten die Idee scharf, die der Bereich Straßenverkehr auch für die Prinzregentenstraße im Hemshof formuliert hatte. Jetzt weist die Stadt in Person von Verkehrsdezernent Andreas Schwarz (SPD) die Kritik am vor zwei Wochen erstmals in der Öffentlichkeit vorgestellten Parkraumkonzept entschieden zurück.

Diskussionsvorlage für Gremien

In einer Mitteilung betont Schwarz, dass es sich bei der Öffnung der Fußgängerzonen lediglich um Überlegungen, aber keineswegs um bereits getroffene Entscheidungen handelt. „Um etwaige Missverständnisse und falsche Annahmen auszuräumen, ist es mir wichtig, zu unterstreichen, dass die in Verbindung mit dem Parkraumkonzept präsentierten Ideen zunächst eine Diskussionsvorlage - welche vorherige Verkehrsgutachten und auch das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept berücksichtigt - für die Gremien darstellen“, so der Beigeordnete.

Parkraumkonzept Ludwigshafen

  • Angesichts der anstehenden Großprojekte in Ludwigshafen sollte ein Parkraumkonzept erstellt werden.
  • Dieses soll vor allem die Bedürfnisse der Anwohner berücksichtigen und Dauerparker aus der City verdrängen.
  • Neben mehr Anwohnerparkflächen und höheren Parkgebühren gibt es den Vorschlag, die Fußgängerzonen für Autos zu öffnen.

Im Hinblick auf die einschneidenden Infrastrukturprojekte in der Stadt - etwa den Abriss der Hochstraße Nord und des Rathaus-Centers sowie den Neubau der Hochstraße Süd oder des Polizeipräsidiums - sei eine umfangreiche Untersuchung der Ist-Situation vorgenommen worden. Daraus sei ein Katalog möglicher Maßnahmen erarbeitet worden, mit dem Ziel, die Bedürfnisse von Anwohnern bei abnehmenden Parkraumflächen zu berücksichtigen. Und auch die Interessen von Kurzparkern sollten darin einfließen, während Dauerparker aus dem Innenstadtbereich verbannt werden sollen.

Zwei Ergebnisse des Konzepts sind die Ausweitung von Anwohnerparkbereichen sowie die Anhebung der Parkgebühren im Innenstadtbereich auf drei Euro pro Stunde. Sämtliche Parkflächen in der City sollen bewirtschaftet werden. Um mehr Parkplätze im Verkehrsraum anbieten zu können, regt das Konzept der Verwaltung eine Umwidmung der Fußgängerzone in einen verkehrsberuhigten Bereich an. „Diese Option ist daraufhin zu überprüfen, ob sie mit anderen Zielen vereinbar ist und fachübergreifend in den politischen Gremien zu diskutieren“, heißt es.

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In diesem Zusammenhang betont Schwarz, dass die Gremien beim Parkraumkonzept nicht übergangen worden seien, wie mehrfach kritisiert wurde. „Im Anschluss an die Genehmigung des Pakets durch die Stadtspitze nahm der Bereich Straßenverkehr im Februar Kontakt zu den Ortsbeiräten der betroffenen Stadtteile auf, um einen Termin zur Präsentation der Überlegungen zu vereinbaren.“ Im Ortsbeirat Nördliche Innenstadt sei nun der Anfang gemacht worden. Erst nach der Vorstellung schließe sich eine Genehmigung des Parkraumkonzepts im Bau- und Grundstücksausschuss an.

Wie berichtet, hatten insbesondere die Vorschläge für die Fußgängerzonen breiten Widerstand hervorgerufen. „Die Zonen schaffen eine Verbindungsachse für Fußgänger quer durch das Zentrum und beleben die Innenstadt. Dort nervt weder Autolärm noch wird die Gesundheit durch Abgase und Lärm geschädigt und die Aufenthaltsqualität ist höher als in Straße mit Autoverkehr“, argumentieren etwa der Verkehrsclub Deutschland Ludwigsahfen-Vorderpfalz und der BUND gegen eine Öffnung. Sowohl für Besucher der Außengastronomie als auch für Nutzer der öffentlichen Sitzgelegenheiten seien Autos störend. Kinder könnten nicht mehr unbeaufsichtigt laufen oder spielen.

„Menschen Platz zurückgeben“

Kein Verständnis hat der VCD auch dafür, eine Fußgängerzone, in diesem Fall die Prinzregentenstraße im Hemshof, umzuwandeln, weil sich die Stadt nicht in der Lage sieht, das Verbot für Autos durchzusetzen. „Dieses Bekenntnis kommt einer Aufforderung zum Parken und Befahren der Fußgängerzonen gleich“, sagt VCD-Vorstandsmitglied Dieter Netter. Vielmehr plädieren VCD und BUND dafür, den Kfz-Verkehr komplett aus den Innenstadtquartieren herauszuhalten und nur noch über die Achsen Lagerhausstraße, Rheinallee, Rheinuferstraße, Saarland- und Heinigstraße fließen zu lassen. „Langfristig soll den Menschen der Platz zurückgegeben werden, den heute Autos beanspruchen.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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