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Bäckerei Otto Schall verewigt - das steckt hinter dem Tattoo eines Ludwigshafeners

Eigentlich wollte Peter Hirschberger-Nickel nie ein Tattoo haben. Jetzt ziert das Logo der Ludwigshafener Bäckerei Otto Schall seinen Unterarm. Im Gespräch erzählt der 48-Jährige, wie es dazu kam

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Julian Eistetter
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Vor der Filiale von Otto Schall an der Ecke Ludwigstraße/Kaiser-Wilhelm-Straße in der Ludwigshafener Innenstadt zeigt Peter Hirschberger-Nickel sein Tattoo. © C. Blüthner

Ludwigshafen. Der großgewachsene Mann mit dem türkis gefärbten Pony blickt auf seinen linken Unterarm und muss schmunzeln. „Das ist schon irgendwie eine verrückte Geschichte“, sagt Peter Hirschberger-Nickel. Unter dem hochgekrempelten Pulloverärmel kommt ein Tattoo zum Vorschein, das in der Tat alles andere als gewöhnlich ist. „Otto Schall“ steht dort in Schwarz, dazwischen drei Ähren Getreide in Gelb, darunter „Maudacher Bauernbrot“ in Rot.

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Der 48-Jährige hat sich das Firmenlogo der Ludwigshafener Familienbäckerei unter die Haut stechen lassen. Bei einem Treffen mit dieser Redaktion berichtet er, wie es dazu gekommen ist.

Wie zu Urgroßmutters Zeiten

„Die Bäckerei Otto Schall ist mir gewissermaßen schon in die Wiege gelegt worden“, erinnert sich Hirschberger-Nickel. Schon in der Kindheit auf der Ludwigshafener Parkinsel seien zuhause für ihn und seine zehn Geschwister immer Brote, Brötchen und süße Teilchen des Familienunternehmens auf den Tisch gekommen.

Seither ist er begeisterter Fan der Backwaren. „Bei Otto Schall gibt es noch runde Kuchen und Torten, nicht nur vom Blech. Der Einback schmeckt noch wie zu Urgroßmutters Zeiten“, schwärmt der 48-Jährige. Das Kümmelbrot und das Maudacher Bauernbrot, die Spezialität des Hauses, esse er am liebsten.

Das Logo deckt fast den gesamten linken Unterarm ab. © C. Blüthner

Die Idee, die Bäckerei auf dem eigenen Körper zu verewigen, kam aber natürlich noch nicht im Kindesalter auf. „Eigentlich wollte ich nie ein Tattoo haben. Meine Geschwister haben sich zum Teil als Jugendliche schon Motive stechen lassen. Da dachte ich immer: Im Alter gefällt einem das dann eh nicht mehr“, berichtet Hirschberger-Nickel.

Klinik-Aufenthalt ändert Ansicht

Ein Klinik-Aufenthalt im Jahr 2018 habe diese Ansicht aber verändert. Mit seiner Zimmernachbarin sei er bei jeder sich bietenden Möglichkeit zu einer Filiale der Bäckereikette gegangen. „Sie sagte, dass ich ja ganz verrückt danach bin. Und als sie erzählte, dass ihre Cousine ein Tattoo-Studio hat, war die Idee geboren.“

In die Tat umgesetzt wurde sie dann aber erst am Samstag vergangene Woche. „Es kam mehrfach etwas dazwischen, als der Termin eigentlich schon ausgemacht war“, berichtet Hirschberger-Nickel, der mit seinem Ehemann inzwischen in Landstuhl lebt, aber noch regelmäßig die Familie in Ludwigshafen besucht. Und auch diesmal sei das Vorhaben beinahe geplatzt, weil er sich wenige Tage zuvor schwer am Fuß verletzte. „Ich wollte es jetzt aber unbedingt durchziehen.“

Plötzlich im Traumjob

Trotz des gebrochenen Mittelfußes, durch den er derzeit auf Krücken angewiesen ist, wirkt Hirschberger-Nickel glücklich und zufrieden. Das liegt nicht nur an seinem Tattoo, sondern auch daran, dass er seit wenigen Wochen seinen Traumjob ausüben darf.

Hirschberger-Nickel an seinem aktuellen Arbeitsplatz in Neustadt. © Privat

Er hat eine Stelle als Verkäufer in einer Filiale von Otto Schall in Neustadt angetreten. Bei einem Besuch dort habe er einfach mal gefragt, ob Mitarbeiter gesucht werden. Da sei ihm ein Flyer in die Hand gedrückt worden. „Dann habe ich ziemlich schnell einen Anruf bekommen. Dem Chef habe ich auch von meinem Tattoo-Vorhaben erzählt“, sagt er und lacht.

Familiäre Atmosphäre

Die Arbeit bereite ihm großen Spaß, die Atmosphäre sei sehr familiär. „Ich bin da ja als Quereinsteiger reingekommen, habe aber früher schon jahrelang im Einzelhandel im Verkauf gearbeitet. Bei Penny, Real oder Globus zum Beispiel“, berichtet Hirschberger-Nickel. Zwischendurch war er dann in einer Klinik am Empfang tätig, vor geraumer Zeit engagierte er sich auch politisch in der Linkspartei. Inzwischen sind ihm einige Positionen aber zu extrem, so dass er sich zurückzog.

Während der Zeit am Klinik-Empfang wurde ihm bewusst, dass der Verkauf das Richtige für ihn ist. Und natürlich erst recht, wenn es um den Verkauf von Backwaren geht, die er selbst seit seiner Kindheit mit Genuss isst.

Erst sollte es auf die Brust

Und was sagen seine neuen Arbeitskollegen zu dem außergewöhnlichen Tattoo? „Durch meine Verletzung habe ich seit dem Stechen erst eine Kollegin gesprochen. Sie sagt, dass ich verrückt bin. Aber auch mutig“, sagt der gebürtige Ludwigshafener.

Zuerst sollte das Logo übrigens auf die Brust. „Aber da sieht es ja so gut wie niemand, wenn man nicht gerade schwimmen ist. Deshalb habe ich mich für den Unterarm entschieden“, so Hirschberger-Nickel.

Dass er seine Entscheidung irgendwann mal bereuen wird, glaubt er nicht. Denn genauso wie die Farbe unter seiner Haut werde auch die Liebe zur Bäckerei Otto Schall für immer bleiben.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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