Ludwigshafen. Ein Vorfall mit anti-ukrainischen Parolen an einer Tafel im Ludwigshafener Carl-Bosch-Gymnasium (CBG) von Anfang Mai könnte jetzt doch noch ein Nachspiel haben. Wie Valentyna Sobetska, Vorsitzende der Kinderhilfe Ukraine Rhein-Neckar für Novograd-Volynskji mitteilt, habe die Staatsanwaltschaft Frankenthal ein Verfahren eingeleitet. Es werde wegen Verbreitens von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen gegen Unbekannt ermittelt. Ein Vereinsmitglied der Kinderhilfe hatte Anzeige erstattet.
Wie berichtet, waren am 6. Mai auf einer Tafel anti-ukrainische Parolen und Beleidigungen entdeckt worden - in einem Klassenraum, den auch Kinder ukrainischer Geflüchteter für Sprachunterricht nutzen. Schulleitung und Polizei klärten den Fall in der Folge auf, ein Oberstufenschüler gab sich als Urheber der Schmierereien zu erkennen. Seiner Aussage nach habe er Mitschülern lediglich aufzeigen wollen, welchen Beleidigungen sich ukrainisch-stämmige Personen ausgesetzt sehen. Der Schüler soll selbst ukrainische Wurzeln haben.
Für Sobetska, die den Vorfall der Schulleitung bekannt gemacht hatte, ist die vermeintliche Aufklärung weder nachvollziehbar noch glaubwürdig. „Nimmt hier jemand die Verantwortung für die Tat einer kleinen Gruppe auf sich? Oder versucht er sich für die eigene Tat herauszureden? Handelt es sich um eine klassische Schutzbehauptung?“ - für sie gebe es noch viele offene Fragen, teilt sie mit. „Es entspricht sicher nicht der Lebensrealität junger Menschen, ihre Gespräche durch Tafelanschriebe zu erläutern“, erklärt sie ihre Skepsis. „Sollte sich bei den Ermittlungen die Schilderung des Schülers bestätigen, dann wäre ich mehr als erleichtert“, sagt Sobetska, der es an einer umfassenden Aufklärung gelegen ist. Der Vorfall hatte bei Eltern ukrainischer Kinder für Verunsicherung gesorgt.
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