Auszeichnung

Ahrtal-Helfer aus Ludwigshafen geehrt

185 Mitglieder des Ludwigshafener Katastrophenschutzes erhalten für ihren Einsatz im Ahrtal die Fluthilfemedaille des Landes Rheinland-Pfalz

Von 
Dirk Timmermann
Lesedauer: 
185 Personen aus dem Ludwigshafener Katastrophenschutz erhielten im Wilhelm-Hack-Museum die Fluthilfemedaille für ihren Einsatz im Ahrtal. © Dirk Timmermann

Ludwigshafen. Am 14. Juli 2021 geriet das Ahrtal zum Schauplatz einer Katastrophe. Starke Unwetter verursachten eine Flutwelle, die mehr als 180 Menschen das Leben kostete und Tausende obdachlos machte. Allein in Rheinland-Pfalz wurden 134 Personen getötet und 766 verletzt. Zu den Helfern, die sofort vor Ort mit anpackten, gehören auch 185 Mitglieder des Ludwigshafener Katastrophenschutzes. Dafür erhielten sie, in der Mehrzahl Ehrenamtliche, nun eine Auszeichnung.

„Sie haben bis an den Rand der Erschöpfung und unter Einsatz Ihres Lebens gearbeitet“, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck anlässlich der Ehrung im Wilhelm-Hack-Museum. Gemeinsam mit Jochen Hummel, Stellvertretender Leiter der Ludwigshafener Berufsfeuerwehr, und Jan Deubel, Stellvertretender Brand- und Katastrophenschutzinspekteur der Stadt, überreichte die Rathauschefin Urkunden und Fluthilfemedaillen des Landes Rheinland-Pfalz. Gewürdigt wurden 48 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigshafen, 60 aus der Berufsfeuerwehr, drei BASF-Werksfeuerwehrleute, fünf Leitende Notärzte, 29 Helfer vom Deutschen Roten Kreuz, 21 von der Johanniter-Unfallhilfe, zwölf von der DLRG sowie fünf Mitglieder des Malteser-Hilfsdiensts.

„Hier geht es ums Überleben!“

Besondere Erwähnung fand die Tätigkeit der insgesamt zehn Disponenten. Sie fuhren noch in der Unglücksnacht nach Koblenz und taten fortan in der Integrierten Leitstelle ihren Dienst. Die Situation, die sie im Flutgebiet vorfanden, war erschütternd: „Wir telefonierten mit Menschen, die in Autos und Häusern eingeschlossen waren, und gaben ihnen Anweisungen“, berichtet Karsten Sanz. Als Chef der Gruppe erhielt der Brandoberinspektor von seinen Koblenzer Kollegen die Lageeinweisung. Nach drei Minuten sei klar gewesen: „Hier geht es ums Überleben!“ Viele derjenigen, die den Notruf wählten, seien gestorben. „Eine so hohe Anzahl an Notrufen haben wir noch nie erlebt“, ergänzt Disponent Christian Neusser. 2300 Einsätze habe man gezählt.

Mehr zum Thema

Viernheim

Feuerwehr hilft im Ahrtal

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Hochwasserschutz

Mannheim und Umgebung: Extremwetter wird häufiger werden

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren

Wenigstens in Sinzig, einer erst später von der Flut getroffenen Stadt, habe man Schlimmeres verhindern können: Gezielt erklärten die Ludwigshafener Feuerwehrleute den Bewohnern den Ernst der Lage - und was zu tun sei: „Eine Flut rollt auf Sie zu. Wenn Sie Ihr Haus nicht verlassen, werden Sie sterben!“ - Worte, die wirkten. Sehr gut funktioniert habe die Koordination innerhalb der Leitstelle, loben die Disponenten. Acht Tage vor Ort war auch Lars Schäfer. Im stark betroffenen Mayschoss half der Stellvertretende Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Maudach zusammen mit Kollegen aus Oppau, Ruchheim und von der Berufsfeuerwehr. „Häuser waren komplett verschwunden, die Infrastruktur zerstört“, erinnert sich Schäfer. Zunächst habe man die Lage gesichtet und nach Vermissten Ausschau gehalten.

Noch heute ein guter Kontakt

Anfangs habe man noch Lebende gefunden, bald aber nicht mehr. Bis zum 4. August 2021 verlagerte sich der Fokus auf Strukturen im Ort: Vollgelaufene Keller wurden ausgepumpt, Zugänge geschaffen, Aktivitäten koordiniert.

Mit den Kollegen der Feuerwehr Mayschoss besteht bis heute ein guter Kontakt. „Not verbindet“, stellte Jutta Steinruck mit Blick auf das Miteinander fest. Dennoch hätte sie sich gewünscht, eine „Veranstaltung wie diese niemals abhalten zu müssen“.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen