Hochwasserschutz

Mannheim und Umgebung: Extremwetter wird häufiger werden

Wie können sich die Menschen in der Region vor Starkregen und Überflutungen schützen? Diese Frage diskutierte das aktuelle Hochwasserschutzforum der Metropolregion auf der Buga. Worauf Menschen achten können

Von 
Bernhard Zinke
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Viernheim wurde seit 2007 vier Mal überschwemmt. © Bernhard Kreutzer

Metropolregion. Die Starkregenereignisse mit Überflutungen und Schäden werden vermutlich auch in der Region zunehmen. Wie sich die Menschen dagegen schützen und vorbereiten können, war am Mittwoch Gegenstand des 20. Hochwasserschutzforums im Pavillon der Metropolregion auf der Bundesgartenschau.

Der jährlich stattfindende Informationsaustausch ist die älteste gemeinsame Veranstaltung der IHK und des Verbands Region Rhein-Neckar. Auslöser war die Flutkatastrophe an der Elbe 2002. Mittlerweile hat es weitere Überschwemmungen gegeben, die es aufzuarbeiten gilt und aus denen Konsequenzen zu ziehen sind.

Unwetter: Frühwarnsysteme müssen verbessert werden

Unter anderem müssen die Frühwarnsysteme und auch die Kommunikation verbessert werden, mahnte Sergiy Vorogushyn vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam. Wie Untersuchungen seines Instituts ergaben, waren rund 30 Prozent der Menschen im Ahrtal nicht von der drohenden Katastrophe informiert, obwohl die Warnungen vorgelegen hätten.

Die Hochwasserwarnung nutzt aber auch nur dort, wo die Menschen wissen, was sie zu tun haben.
Sergiy Vorogushyn Deutsches Geoforschungszentrum in Potsdam

„Die Hochwasserwarnung nutzt aber auch nur dort, wo die Menschen wissen, was sie zu tun haben“, sagte Vorogushyn. Aber auch das sei etwa der Hälfte der Menschen gar nicht klar gewesen, nämlich Strom, Gas und Wasser abzustellen, Wertsachen so gut wie möglich zu sichern und die am wahrscheinlichsten betroffenen Gebiete zu evakuieren. In Dresden habe sich bei einem weiteren Hochwasser 2013 dagegen ein Lerneffekt von 2002 eingestellt. Da seien die Menschen besser informiert gewesen und hätten effektiver reagiert, so der Referent.

Vorhersagen von Unwettern sind oft schwer

Er empfahl auch, die zeitliche und räumliche Perspektive zu erweitern. Denn das Ahrtal war schon öfter von dramatischen Hochwassern getroffen worden. Unter anderem 1804 hatte es wahrscheinlich eine ähnliche Dimension wie 2021. „Das Hochwasser war extrem, aber aus historischer Sicht kein überraschendes Ereignis“, sagte Vorogushyn.

Warnstufen des Wetterdiensts

  • Das System des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat vier Warnstufen.
  • Erscheint die Deutschlandkarte auf der Webseite ganz in grün, liegen keinerlei Warnungen vor.
  • Stufe 1 (gelb) und Stufe 2 (orange) zeigen gefährliche, aber nicht ungewöhnliche Wetterlagen.
  • Bei roten oder dunkelvioletten Flecken dagegen ist besondere Vorsicht angesagt - sie stehen für Unwetterwarnungen der Stufe 3 oder extremes Unwetter der Stufe 4.

Wie schwer Vorhersagen von Unwettern allerdings sein können, schilderte Wolfgang Lähne, Klimatologe vom Naturforscherverein Pollichia. Gerade vor 14 Tagen erlebte er zuhause im pfälzischen Römerberg ein Unwetter, das sich binnen einer Viertelstunde aufgebaut hatte und 50 Liter in einer Stunde abregnete. Diese Unwetterzelle sei nicht vorhersagbar gewesen.

Viernheim wurde vier Mal überflutet

Starkregengüsse haben die Region in den vergangenen Jahrzehnten schon getroffen, Allein Viernheim wurde von 2007 bis 2010 vier Mal in Folge überflutet. 1999 gingen in Mannheim-Rheinau 234 Liter in drei Stunden herunter – die höchste Summe, die jemals in Deutschland gemessen wurde.

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Nikolaus Meyer
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Lähne hat regionale Wetterdaten aus 275 Jahren ausgewertet. Die Wetterforschung veranlasst hatte damals Kurfürst Carl Theodor. Demnach ist die Temperatur in der Oberrheinebene in den vergangenen zehn Jahren um 1,5 Grad gestiegen, global betrug der Anstieg nur etwa ein Grad. Es gebe keine per Definition kühlen Jahreszeiten mehr, den letzten kalten Winter gab es in den 1980er Jahren.

Dagegen war 2003 der heißeste Sommer in 275 Jahren, gerechnet aufs Halbjahr sei 2018 sogar noch heißer gewesen. Tendenziell, so Lähnes Prognose, wird es im Sommer weniger regnen, dafür werden Extremereignisse zunehmen. Im Winter werde es dafür mehr Niederschläge geben. Absehbar werde in der Metropolregion ein Klima herrschen wie in Südfrankreich, phasenweise auch wie in der Toskana.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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