Ludwigshafen. Über die Frage, wer den letzten Firstnagel festhält, während Jutta Steinruck ihn mit dem Hammer hineintreibt, bestand am Freitagmittag zunächst noch etwas Uneinigkeit beim Richtfest für 84 neue Wohnungen in Oggersheimer Randlage im Adolf-Diester-Weg. Die Oberbürgermeisterin (SPD) hatte wenige Minuten zuvor selbstsicher eingeräumt, leichte Probleme mit dem räumlichen Sehen zu haben. GAG-Vorstand Wolfgang van Vliet hatte insofern gewisse Vorbehalte - aus Angst um seine Hand.
Das viel wichtigere Thema war aber, dass nach rund acht Monaten, in denen vieles nach Plan verlief, nun erkennbar wird, wie Oggersheim weiter wächst. Wolfgang van Vliet sprach gar von einem wichtigen Meilenstein für den Stadtteil.
Steinruck sagte in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende des städtischen Tochterunternehmens, dass es sie sehr freue, dass die GAG weiteren Platz für Bürger der Stadt schaffe „Es gelingt hier wieder, öffentlich geförderten Wohnraum mit einer attraktiven Bebauung umzusetzen“, stellte sie fest. Wie groß das Interesse an den 84 Wohnungen in unterschiedlichen Preissegmenten ist, wurde klar, als der GAG-Vorstand den Gästen beim Richtfest mitteilte, dass es bis zu 30 Mietinteressenten pro Tag gebe, die sich per Telefon meldeten. Das zeige auch, wie eng der Markt sei. Es sei ein großes Pfund, mit dem das Unternehmen einsteige, so van Vliet.
23,5 Millionen an Investitionen
23,5 Millionen Euro investiert GAG nach eigener Aussage in das Projekt. Partner ist wieder die Weisenburger Bau GmbH aus Karlsruhe. Geschäftsführer Matthias Ryzlewicz betonte die gute Zusammenarbeit mit der GAG. In etwa einem Jahr sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Der Mietpreis liegt aufgrund der öffentlichen Forderung durch die Investitions- und Strukturbank (ISB) Rheinland-Pfalz bei 6,40 Euro pro Quadratmeter. Die fünf Gebäude werden mit jeweils drei Wohngeschossen, Teilunterkellerung und Flachdächern errichtet. Am Ende sollen 15 Zweizimmer-Wohnungen mit maximal 64 Quadratmetern entstanden sein, Drei-Zimmer-Wohnungen mit maximal 85 Quadratmetern soll es 28 geben. Hinzu kommen 24 Vierzimmer-Wohnungen mit maximal 91 Quadratmetern und und 17 Fünfzimmer-Wohnungen mit maximal 106 Quadratmetern.
Zwölf Mal barrierefrei
Die GAG versprich zudem, dass alle Hauszugänge ohne Stufen angelegt würden, und die Erdgeschoss-Wohnungen somit barrierefrei seien. Zwei der fünf Hauser sollen zusätzlich noch über einen Aufzug verfügen. Insgesamt würden zwölf barrierefreie - davon sieben rollstuhlgerecht - Wohnungen entstehen.
Wenn sie jünger wäre, würde sie hier selbst einziehen, sagte Steinruck und hob die bestehende Infrastruktur mit neuer Kita in direkter Nachbarschaft hervor. Im Außenbereich sind Stellplätze für Autos und Fahrräder sowie Spielplätze mit Spielgeräten, Sandflächen und Sitzbänken in den Planungen vorgesehen. „Attraktives Wohnen sollte für alle Preissegmente denkbar sein“, so Steinruck. Das sei durch die GAG in Ludwigshafen sehr gut möglich.
Dass die Besiedlung von Oggersheim an dieser Stelle nicht erst im Jahr 2022 beginnt, wurde im Übrigen schon vor dem ersten Spatenstich deutlich: Archäologen des Landesamts in Speyer waren im Jahr 2020 auf Überbleibsel vor allem aus der Römer-, aber auch aus der vorrömischen Eisenzeit gestoßen. Ein Skelett aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, das nun in Speyer in einem Depot liegt, tauchte damals auf (wir berichteten).
Matthias Hahn, Gebietsreferent der Landesarchäologen, sprach am Freitag von weiteren Relikten, die aus dem Boden geholt worden seien. Er berichtete beispielsweise von einer Brandbestattung, auf die man ebenfalls gestoßen sei. Bestattet werden musste jedenfalls am Freitagmittag niemand - trotz des beherzten Hammereinsatzes von Jutta Steinruck am Firstnagel.
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