Ludwigshafen. Ludwigshafen. Die angespannte Situation in der Baubranche macht auch vor Großprojekten in Ludwigshafen nicht halt. Aktuelles Beispiel ist die geplante Wohnbebauung des ehemaligen Pfalzwerke-Geländes im Stadtteil Süd. Dort will die Mannheimer Pro Concept AG auf drei Baufeldern knapp 330 Wohnungen sowie eine Kindertagesstätte errichten. Gegen Ende des Jahres hätten dort eigentlich die ersten Bagger rollen sollen - jetzt verschiebt sich der Startschuss für das Projekt um ein halbes Jahr. Der Bau- und Grundstücksausschuss hat dem vom Bauherrn erbetenen Aufschub in seiner vergangenen Sitzung zugestimmt.
Startschuss am 1. April 2022
Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt Awes Khan, Projektentwickler bei der Pro Concept AG, dass die Verschiebung des Baustarts auf Anraten des Generalunternehmers erfolgt sei. „Aus dessen Sicht wäre alles andere - angesichts der Lage in der Branche - unseriös gewesen, denn auch das Unternehmen verpflichtet sich mit dem Vertrag ja zur Einhaltung eines Zeitplans“, so Khan. Mit dem neuen Ablaufplan könne man die Sache nun entspannter angehen. „Wir haben keinen Druck, wollten das aber gegenüber der Stadt transparent kommunizieren“, so Khan. Der Eindruck, dass das Projekt beliebig hinausgezögert werde, solle jedoch keinesfalls entstehen.
Betroffen von der Verzögerung sind die Baufelder I und III, für die seit Mitte April beziehungsweise Anfang Juni die Baugenehmigungen vorliegen. Laut Durchführungsvertrag hätte der Baubeginn spätestens sechs Monate nach Bestandskraft der Baugenehmigung erfolgen müssen, also für das Baufeld I bereits im Oktober. Für beide Baufelder wurde nun eine Fristverlängerung auf den 1. April 2022 beantragt und genehmigt.
Wie Khan berichtet, seien derzeit fast alle Baustoffe am Markt sehr knapp. „Ob Beton, Kunststoff oder Holz - die Lieferanten tun sich aktuell alle sehr schwer“, sagt er. Der Mangel führe zu deutlich steigenden Preisen. „Das kann man mal bezahlen, wenn man eine Kunststoffröhre für sein Haus braucht. Aber nicht, wenn man ein Quartier mit fast 330 neuen Wohnungen plant“, so der Projektentwickler. Nach dem negativen Höhepunkt entspanne sich die Lage derzeit aber bereits ganz langsam wieder. „So Gott will, werden wir also im Frühjahr keinen zweiten Schock erleben.“
Schonender für Anwohner
Ein Baubeginn trotz Materialknappheit hätte indes auch aus Sicht des Generalunternehmers zu einem für die Anwohner störenderen Ablauf geführt. „Zur Gewährleistung der nachbarlichen Erträglichkeit durch einen reibungslosen Ablauf der Baumaßnahme bitten wir um Verständnis, dass wir den in der Baugenehmigung vorgesehenen Beginn der Abreiten verschieben möchten“, schrieb die Ten Brinke Bau GmbH & Co. KG in einem Brief, der auch dem Bau- und Grundstücksausschuss vorgelegt wurde.
Für Christoph Heller (CDU), Ortsvorsteher der Südlichen Innenstadt, war es insbesondere in Hinblick auf die geplante, dringend herbeigesehnte Kita „nicht ganz einfach, die Fristverlängerung zu gewähren“, wie er sagte. „Aber wenn man sich die Alternative ansieht, eine unfertige Baustelle über mehrere Monate, dann wären die Nachteile deutlich größer.“ Joachim Magin, Leiter des Bereichs Stadtplanung bei der Verwaltung, bewertete das Vorgehen des Bauherrn als „sehr fair und vertragskonform“. Nun bestehe ein Zeitpuffer, um die Materialbeschaffung in die Wege leiten zu können.
Mit dem Baustart verzögert sich naturgemäß auch die Fertigstellung des Projekts. Baufeld I mit Kita soll demnach am 12. Oktober 2023 beendet werden, Baufeld III am 4. Dezember 2023. Das Baufeld II, die größte Fläche des geplanten Wohnquartiers, ist von der Verzögerung indes nicht betroffen. „Hier beginnen wir ohnehin erst, wenn die Pfalzwerke ausgezogen sind“, berichtet Khan. Im dritten Quartal 2022 soll der Umzug in die neue Zentrale in der Innenstadt beginnen.
Aus Firmensitz wird Wohnraum
- Die Mannheimer Pro Concept AG plant auf dem Gelände der Pfalzwerke in Ludwigshafen-Süd sowie auf zwei angrenzenden Grundstücken ein Quartier mit 328 Wohnungen. Auch eine Kita mit vier Gruppen ist geplant.
- Die Realisierung soll in drei Baufeldern erfolgen. Für den Startschuss auf den Baufeldern I und III hat der Bauherr jetzt eine Fristverlängerung bis 1. April 2022 beantragt.
- Die Arbeiten auf Baufeld II, dem größten Areal, beginnen ohnehin noch später, wenn die Pfalzwerke aus dem bestehenden Gebäudekomplex ausgezogen sind.
- Die neue Hauptzentrale des Energieunternehmens entsteht derzeit in der Innenstadt. Auf dem ehemaligen C&A-Grundstück an der Wredestraße wird es ebenfalls von der Pro Concept AG errichtet. jei
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