Ludwigshafen. Ludwigshafen. Die Stadt Ludwigshafen wächst. Zumindest was die Bevölkerungszahl angeht, ist ein klarer Trend zu erkennen. Hatte die Chemiestadt am Rhein im Jahr 2010 noch 164 351 Einwohner, so stieg deren Zahl in den folgenden zehn Jahren bis Ende 2020 auf 172 600. Da all diese Menschen auch irgendwo wohnen müssen, hat die Verwaltung vor kurzem eine Bedarfsanalyse bei der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Auftrag gegeben. Diese soll sich nicht nur mit der Frage beschäftigen, wie viel Wohnraum künftig benötigt wird, sondern auch welche Form des Wohnraums - für Familien, Studierende oder finanziell Schwache. Das Ergebnis soll laut Hochschule im August 2022 vorliegen. Fest steht aber schon jetzt, dass in Ludwigshafen noch fleißig Wohnungen gebaut werden müssen, um den Bedarf zu decken.
Konkrete Zahlen dazu kann Werner Appel vom Bereich Stadtentwicklung liefern. Aus seiner Präsentation im Stadtentwicklungsausschuss ist die Abweichung der fertiggestellten Wohnungen im Vergleich zum Zuwachs in den vergangenen Jahren deutlich ersichtlich. Während in den Jahren 2014, 2016 und 2018 jeweils mehr als 2000 Einwohner mit Hauptwohnsitz in Ludwigshafen hinzukamen, lag die Zahl der neuen Wohnungen in denselben Jahren bei 300 bis knapp über 400.
800 Einheiten derzeit im Bau
Durch die hohe Abweichung hat sich über die Jahre ein ungedeckter Bedarf aufgebaut. Nach der neuesten Berechnung von Werner Appel fehlen bis zum Jahr 2035 knapp 2500 Wohnungen in der Stadt. Und das, obwohl aktuell bereits einige große Wohnbauprojekte realisiert werden oder zumindest in Planung sind. „Rund 800 Wohnungen befinden sich derzeit im Bau“, berichtet Appel. Dazu würden Baulücken in bereits bestehenden Neubaugebieten geschlossen. Laufende Planverfahren gibt es derzeit für fast 2300 Wohnungen. Die größten anstehenden Projekte sind das Ludwigs-Quartier im Stadtteil Süd, in dem 830 Einheiten entstehen sollen (darunter mehr als 300 Studentenwohnungen), und die Heinrich-Pesch-Siedlung in Oggersheim. In diesem neuen Stadtviertel sollen 500 Wohnungen gebaut werden, die Erschließungsarbeiten haben bereits begonnen. Weitere rund 315 Wohnungen will die Mannheimer ProConcept AG auf dem Pfalzwerke-Areal in Süd errichten, nachdem der Energieversorger seinen neuen Hauptsitz in der Innenstadt bezogen hat.
All das reicht jedoch zur Deckung des Bedarfs nicht aus. Große Hoffnungen setzt die Verwaltung deshalb in das Stadtentwicklungsprojekt „City West“. Nach dem Abriss der Hochstraße Nord sollen auf dem rund 340 000 Quadratmeter großen Areal entlang der neuen Stadtstraße Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen. Werner Appels Berechnungen haben ergeben, dass der Bedarf bis 2035 schon gedeckt werden könnte, wenn rund 1000 Wohnungen in diesem Gebiet gebaut würden. Die verbliebene Lücke zu den insgesamt 2500 fehlenden Wohnungen könnte durch kleinteiliges Baugeschehen und die Bebauung des aktuellen Polizeipräsidiums, das an den Südwestknoten in einen Neubau ziehen soll, geschlossen werden. Laut Appel könnte somit die Ausweisung von zusätzlichen Wohnbauflächen im neuen Flächennutzungsplan auf ein geringes Maß reduziert werden. Ein Punkt, den auch Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) hervorhebt: „Es ist erfreulich, dass wir keine weiteren Flächen brauchen, sofern wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen“, sagt sie.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ludwigshafen_artikel,-ludwigshafen-2500-wohnungen-fehlen-bis-zum-jahr-2035-wie-ludwigshafen-den-bedarf-decken-will-_arid,1880224.html