Sicherheit

20 unbesetzte Stellen - warum beim Ludwigshafener Ordnungsdienst Personalnot herrscht

Von 
Julian Eistetter
Lesedauer: 
Mitarbeiter des Kommunalen Vollzugsdienstes stehen nachts vor dem Ludwigshafener Hauptbahnhof. Viele Stellen bei der Behörde sind offen. © Stadt Ludwigshafen

Ludwigshafen. Ludwigshafen. Sie sind Tag und Nacht im Einsatz, geraten regelmäßig in gefährliche Situationen und müssen unter anderem mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen umgehen - das Aufgabenfeld für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunalen Vollzugsdienstes (KVD) ist weit, die Arbeitsbedingungen allerdings nicht allzu attraktiv. Dieser Schluss liegt zumindest nahe, wenn man einen Blick auf die Situation in Ludwigshafen wirft. Dort sind beim KVD von 48 Planstellen derzeit nur 28 besetzt, wie ein Rathaussprecher auf Anfrage bestätigt. Mehr als 40 Prozent der Stellen beim Vollzugsdienst sind demnach offen. Wie kann das sein?

„Die Hauptgründe hierfür sind der allgemeine Personalmangel aufgrund des demografischen Faktors und die bestehende Konkurrenzsituation in der Metropolregion“, nennt der Sprecher zwei Erklärungsansätze. Obwohl es sich bei den KVD-Stellen nicht um einen Ausbildungsberuf handele, seien die Anforderungen an das Personal in der täglichen Arbeit sehr hoch. „Aufgrund ihrer Erfahrung sind Ludwigshafener KVD-Kräfte im Umland begehrt und erhalten in den jeweiligen Städten und Gemeinden die gleiche Bezahlung wie die hiesigen KVD-Beamtinnen und -beamten“, berichtet der Sprecher von Abwerbungsversuchen. Ein weiterer Faktor für die prekäre Personallage sei, dass landesweit nur ein KVD-Lehrgang pro Jahr angeboten werde.

Der KVD

Der Kommunale Vollzugsdienst (KVD) ist von April bis Oktober rund um die Uhr und von Dezember bis März von 6 Uhr bis Mitternacht im Dienst.

Bürger können sich mit akuten Beschwerden unter der Nummer 0621/504-34 71 an die Einsatzkräfte wenden.

Schwerpunkte sind Lärm und Umweltschutz, Infektionsschutz, Gaststätten und Gewerbe sowie Einsätze nach dem Landesgesetz über Hilfen bei psychischen Erkrankungen.

Die Folgen der Unterbesetzung sind spürbar. „Eine Auswirkung davon ist die erhöhte Belastung für die KVD-Einsatzkräfte. Ferner müssen teilweise Routinestreifen entfallen und es kann auch zu längeren Wartezeiten kommen, bis der KVD vor Ort ist, wenn andere Einsätze die verfügbaren Kräfte binden“, berichtet der Sprecher von Engpässen.

„Präsentation miserabel“

Für die Stadtratsfraktion Bürger für Ludwigshafen ist der Zustand nicht haltbar. In einer Mitteilung äußert sie sich zur Situation beim Vollzugsdienst und macht Verbesserungsvorschläge. „Die unangemessene Bezahlung ist aus unserer Sicht eines der Probleme. Außerdem ist die Präsentation des KVD auf der Homepage der Stadt miserabel. So gibt es zwar eine Seite, diese ist jedoch erstens tief versteckt, und zweitens sehr oberflächlich und unpersönlich“, kritisiert Fraktionsgeschäftsführer Timo Weber. Die Fraktion fordert eine „Charme-Offensive“ mit einem Team-Foto direkt auf der Startseite der Homepage und einem Hinweis auf aktuelle Stellenangebote.

Daneben machen sich die Bürger für Ludwigshafen für eine bessere Ausstattung der KVD-Kräfte sowie für eine klare Definition des Berufsbildes stark. „Wenn man bedenkt, dass die Aufgabe des KVD die Gefahrenabwehr ist, dann ist es ein Skandal, dass sich die KVD-Mitarbeiter ohne eine qualifizierte Ausbildung jeden Tag in gefährliche Situationen begeben müssen. Hier ist die Landesregierung gefordert, einen Ausbildungsberuf auszuarbeiten.“ Bislang erfolgt die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem zehnwöchigen Lehrgang an der Hochschule der Polizei.

Auch Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) hat sich in der Vergangenheit mehrfach für eine Professionalisierung des KVD eingesetzt und unter anderem die Ausstattung mit Stromstoßpistolen, sogenannten Tasern, angeregt. Auch Funk, Blaulicht und Bodycams sind in der Diskussion. „Die Verwaltung setzt sich weiterhin dafür ein, dass die Ausstattung des KVD mit den in den vergangenen Jahren gestiegenen Anforderungen Schritt hält“, bestätigt der Rathaussprecher. In Kürze soll es zu dem Thema auch ein Gespräch der fünf rheinland-pfälzischen Oberzentren Mainz, Ludwigshafen, Koblenz, Trier und Kaiserslautern mit dem Land geben.

„Ansprache verbessern“

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagt auf Anfrage, dass der Vollzugsdienst grundsätzlich in die Zuständigkeit der Kommunen falle. Das Ministerium sei mit den Spitzenverbänden und Oberbürgermeistern bezüglich der Ausstattung und Ausbildung aber immer wieder im Austausch. „Sachlich begründete Optimierungsvorschläge werden gerne aufgegriffen und entsprechend bewertet“, erklärt sie.

Und was ist mit der von den Bürgern für Ludwigshafen angeregten besseren Werbung für den KVD? „Derzeit wird daran gearbeitet und erörtert, was die Bewerbungsmöglichkeiten und die Ansprache an potenzielle Bewerberinnen und Bewerber verbessern könnte“, sagt der Verwaltungssprecher. Die unbesetzten Stellen zeigen: Es wird höchste Zeit.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen