Viernheim/Ried

Wasserversorger in der Region stehen vor Herausforderungen

Hinter unserer Trinkwasserversorgung steckt eine aufwendige Infrastruktur. Weil Extremwetter wie Starkregen oder anhaltende Trockenheit zunimmt, wird die Arbeit der Versorger immer schwieriger. Wie sieht es in der Region aus?

Von 
Stephen Wolf
Lesedauer: 
Das Wasserwerk des EWR im Bürstädter Wald. © Berno Nix

Für die meisten Menschen fließt das kühle Nass wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn. Doch hinter diesem täglichen Handgriff gibt es eine aufwendige Infrastruktur, die unter strengen Auflagen unser Wasser möglichst sicher macht.

Weil Städte wachsen, Extremwetter wie Starkregen oder anhaltende Trockenheit zunimmt, stehen Wasserversorger vor Herausforderungen. Zumal ein Teil der Rohrleitungen seit Jahrzehnten genutzt wird und mit viel Aufwand instand gehalten werden muss. Zu beobachten ist das im nördlichen Kreis Groß-Gerau. Das wasserreiche Gebiet deckt 30 bis 35 Prozent des Trinkwasserbedarfs in Frankfurt. Weil große Teile der dortigen Infrastruktur aus den 1960er Jahren stammen, muss die 35 Kilometer lange Riedleitung saniert werden.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Doch wie sieht es in der Region aus? Für das südliche Ried kommt das Wasser größtenteils vom Versorger EWR Netz. Wie das Wormser Unternehmen auf Anfrage mitteilt, wurde 2023 eine Fördermenge von 7,3 Millionen Kubikmeter über acht Tiefbrunnen entnommen.

„Die EWR-Wasserversorgung ist ein weitgehend eigenständiges System. Das heißt, es besteht keine Leitungsverbindung zur bestehenden sowie im Bau befindlichen Riedleitung“, teilt eine Sprecherin des Wormser Unternehmens mit. Etwa zwei Drittel der geförderten Menge - also etwa fünf Millionen Kubikmeter - werden den Angaben zufolge nach Worms transportiert. Etwa ein Drittel bleibe auf der hessischen Seite zur indirekten Versorgung der Städte Lampertheim und Bürstadt, wo das Unternehmen Wasserried die Infrastruktur betreibt.

Das EWR-eigene Grundwasserwerk befindet sich im Bürstädter Wald. Das Unternehmen ist Mitglied des Wasserverbands Hessisches Ried, der das Brauchwasserwerk in Biebesheim betreibt. Dabei wird dem Rhein Wasser entnommen und annähernd zu Trinkwasserqualität aufbereitet. Über mehrere Infiltrationsanlagen betreibt der Verband eine Grundwasseranreicherung.

Schadhafte Rohrleitungen werden kontinuierlich ausgetauscht

„Über regelmäßige Investition in unser Rohrnetz versuchen wir, möglichen technischen Schadensursachen wie etwa Materialermüdung oder Korrosion entgegenzuwirken“, betont die Sprecherin. Das bedeute, dass kontinuierlich schadhafte Rohrleitungen ausgetauscht oder saniert werden. Gleichzeitig überwacht das Unternehmen die Durchflusswerte des Trinkwassers „rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche“ zentral. Bei auffälligen Entwicklungen könne der EWR-Störungsdienst umgehend eingreifen.

Leitungen, die nicht zeitnah repariert werden, führen zu Wasserverlusten. Das bedeutet, dass Trinkwasser im Erdreich versickert. Daher investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben „jährlich und wiederkehrend“ in den Erhalt der Netzinfrastruktur. Auch seien Investitionen in die wasserwirtschaftliche Infrastruktur geplant, etwa für Leitungen und Sammelbehälter zum Abpuffern von Spitzenzeiten des Wasserverbrauchs während trockener Sommermonate. Über die Höhe der Investitionen bewahrt das Unternehmen Stillschweigen.

Anders der regionale Versorger Wasserried, der nach eigenen Angaben jedes Jahr etwa drei Millionen Euro in die Substanzerhaltung seiner Wassernetze investiert. „Um eine hygienisch einwandfreie und sichere Wasserversorgung unserer Kunden in Lampertheim und Bürstadt dauerhaft zu gewährleisten“, wie Wasserried-Geschäftsführer Frank Kaus mitteilt.

Zunehmend spielen klimatische Verhältnisse eine Rolle. So geben die Versorger in den Sommermonaten Hinweise zum Wassersparen beziehungsweise zu einem sinnvollen Umgang mit der wertvollen Ressource Trinkwasser. Der Klimawandel sei eines der zentralen Themen und spiele so auch für EWR eine wichtige Rolle bei der strategischen Ausrichtung. „Aktuell laufen dazu mehrere Untersuchungen beziehungsweise Studien.“

Durch die Mitgliedschaft in der AG Wasserversorgung Rhein-Main arbeiteten die EWR-Experten beispielsweise an einer Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region. Weiterhin wird in Worms an einer Studie gearbeitet, bei der eine Wasserbedarfsanalyse unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung kalkuliert wird. „Basierend darauf werden dann die Rohrnetze des Trinkwassernetzes für die Transport- und Verteilungsleitungen berechnet.“

Mehr zum Thema

Schnelles Internet

Lampertheim: Glasfaser-Ausbau mit Abstrichen

Veröffentlicht
Von
Stephen Wolf
Mehr erfahren
Regionale Wirtschaft

Mannheim zieht japanische Unternehmen an

Veröffentlicht
Von
Alexander Jungert
Mehr erfahren
Chemie

BASF will drei Ludwigshafener Anlagen verkaufen - wie das funktioniert

Veröffentlicht
Von
Bettina Eschbacher
Mehr erfahren

Bei den Stadtwerken in Viernheim bewegten sich die jährlichen Kosten für Unterhalt und Investition bei durchschnittlich bei etwa 1,5 Millionen Euro, wie eine Sprecherin mitteilt. In Viernheim sind knapp 7000 Hausanschlüsse an das Wassernetz angeschlossen, jedes Jahr stehen Routine-Arbeiten an. Das beginne beim Wechsel von Wasserzählern und ende bei der Erschließung von Neubaugebieten. Die Überprüfung der Schieber und Hydranten sowie regelmäßige Analysen der Trinkwasserqualität und das Durchspülen der Leitungen gehören ebenso zum Alltagsgeschäft wie das Beheben von Rohrbrüchen.

Auch die Sanierung alter Leitungen - sowohl im Netz als auch bei Hausanschlüssen - fällt ins Gewicht. „Nicht zuletzt spielen Überwachung und regelmäßige Überprüfung der Wassernetze durch akustische Tests eine wichtige Rolle“, teilt Sprecherin Ulrike Martin mit.

Je nach dem, was in einem Jahr anstehe, etwa bei Arbeiten am Entlastungssammler oder bei der Erschließung von Neubaugebieten, könnten die Kosten deutlich variieren. „In der Regel versuchen wir allerdings, uns bei Instandhaltung und Sanierung auf einem annähernd gleichbleibend hohen Niveau zu bewegen.“

Redaktion

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke