Lampertheim. Private Sicherheitsdienste haben Konjunktur. Sie bewachen zunehmend Schwimmbäder, Unterkünfte für geflüchtete Menschen oder Baustellen. „Es herrscht zurzeit ein großer Bedarf an solchen Dienstleistungen“, sagt Thorsten Zöller. Er muss es wissen. Der knapp zwei Meter große Hüne ist Geschäftsführer des Lampertheimer Unternehmens AZ-Security 2.0. Wie er sagt, beschäftigt er mittlerweile 24 Frauen und Männer bei seiner Firma. Seit 2017 führt er das Unternehmen, das seit Anfang der 2000er Jahre besteht. Das Aufgabengebiet ist mittlerweile umfangreich, wie Zöller sagt. Detektivarbeit im Einzelhandel und Schutz bei Veranstaltungen gehören ebenso dazu, wie Streifendienste in Kommunen oder Objektschutz.
Thorsten Zöller - angefagen als Türsteher in Mannheim
Für die Bewachung von Baustellen sind die Leute von AZ-Security 2.0 ebenso im Einsatz wie bei Public-Viewing-Veranstaltungen während der großen Fußball-Turniere. „Wir gehen davon aus, dass die Branche langfristig zulegt“, sagt der Mann, der nach eigenen Angaben in seinen Anfangsjahren regelmäßig als Türsteher vor den Clubs der Nachbarstadt Mannheim stand. „Bei diesem Job geht man ein hohes Risiko ein, das lässt sich sagen“, betont Zöller. Gleichwohl reiche es heute nicht mehr aus, einen Kraftprotz mit der entsprechenden Aura am Eingang zu postieren. Dazu seien viele Bewachungsobjekte schlicht zu sensibel. Soziale Kompetenz, kühler Kopf und im besten Fall Mehrsprachigkeit seien Fähigkeiten, die heute neben körperlicher Fitness auch gefragt sind.
Das hänge unter anderem mit dem Wandel der Einsatzorte zusammen, sagt Thomas Kracht, ein früherer Kriminalbeamter, der heute bei AZ-Security 2.0 für die Einsatzplanung zuständig ist. So seien private Sicherheitsdienste beispielsweise seit Jahren auch für den Schutz von Flüchtlingsunterkünften zuständig.
Sicherheitsleute sollten über soziale Kompetenz verfügen
„Da haben Sie es auch mit Kindern und Familien zu tun. Das erfordert ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl“, sagt der 66 Jahre alte Sicherheitsfachmann. Es gehe vor allem darum, Eskalation zu vermeiden. Das stelle gewisse Anforderungen an die Mitarbeiter, fügt er hinzu. Belastbarkeit sei ebenfalls wichtig. Eine Eigenschaft, die aus Sicht des Unternehmens keine ausschließlich männliche Domäne ist. Sechs der 24 Sicherheitsleute sind Frauen, wie Zöller betont. Der 50 Jahre alte Mann mit dem Kinnbart beschäftigt übrigens auch seine Tochter Kira im Unternehmen. Sie ist nicht nur Büroleiterin, sondern arbeitet auch beim Sicherheitspersonal mit.
In Lampertheim sind die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma in drei Unterkünften im Einsatz. Dass es diese Dienstleistung gibt, ist für die Kommunen eine Entlastung, wie Erster Stadtrat Marius Schmidt (SPD) sagt. „Wenn wir die Kollegen aus dem Ordnungsamt in Unterkünften einsetzen würden, könnten sie andere wichtige Aufgaben nicht ausreichend wahrnehmen“, sagt der Ordnungsdezernent.
AZ-Security 2.0 betreut nicht nur Kundschaft aus dem Ried oder aus Mannheim. Auch in Frankfurt, in Kaiserslautern und im Raum Karlsruhe gibt es Kunden. „Wir leben hier in einer Region Deutschlands, die wirtschaftlich stark ist. Das wirkt sich auch auf unser Geschäft aus.“
Geschützt werden auch Schwimmbäder und Grundschulen
Nach Angaben des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft ist seit Jahren ein Aufwärtstrend in der Branche zu beobachten, in der deutschlandweit etwa 280 000 Frauen und Männer beschäftigt sind. Demnach betrug der Umsatz 2023 nach ersten Schätzungen etwa 13,4 Milliarden Euro.
Dazu beigetragen habe, dass heutzutage nicht nur Werkstore und Clubs geschützt werden müssen, wie eine Sprecherin des Verbands auf Anfrage sagt. So herrsche mittlerweile beispielsweise auch ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis in Schwimmbädern und sogar in Grundschulen. „Die Nachfrage hat in solchen Bereichen deutlich zugenommen.“ Den Stein habe letztendlich die Corona-Pandemie ins Rollen gebracht, wie Thorsten Zöller sagt. So hätten die Kontrollen zur Durchsetzung der Corona-Regeln etwa im Einzelhandel oder bei Unternehmen für Umsatzzuwächse gesorgt. Er weist darauf hin, dass auch Bewachungsaufgaben von Impfzentren und Impflogistik eine wichtige Rolle gespielt hatten.
Zöller plädiert für eine Professionalisierung im Sicherheitsgewerbe. Wie der Lampertheimer mehrfach betont, sei Seriosität ausschlaggebend. Schließlich gehe es um Sicherheit. Dazu würde es auch nicht passen, neben den Kernaufgaben beispielsweise noch Hausmeistertätigkeiten oder Gartenarbeiten anzubieten. „Das machen manche Firmen. Wir aber nicht“, betont Zöller. So wäre es einfach schlecht für das Ansehen der Firma AZ-Security 2.0, wenn die Mitarbeiter „auch noch den Besen schwingen würden.
Noch problematischer sei es, wenn private Sicherheitsfirmen in Verbindungen mit der rechten Szene oder mit Kriminellen gebracht werden. Hooligans, Rocker und Kriminelle prägten lange Zeit das Bild der Branche, die sich heute auf dem aufsteigenden Ast sieht. „Heute muss eine Zuverlässigkeitsüberprüfung erfolgen, wenn jemand bei uns arbeiten will. Und das ist gut so“, betont der Geschäftsführer.
Einen branchenspezifischen Ausbildungsberuf gibt es bislang nicht, aber die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten Kurse, mit denen sich Teilnehmer zu Schutz- und Sicherheitskräften qualifizieren lassen können.
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