Stadtentwicklung

Warum die Sanierung der Lampertheimer Zehntscheune nur schleppend vorankommt

Die historische Lampertheimer Zehntscheune wird saniert. Allerdings gerät derzeit der Innenausbau ins Stocken. Das sind die Gründe.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Eine Firma aus Thüringen hat in den vergangenen Wochen den Asphaltestrich in den Räumen der Zehntscheune ausgebracht. © Berno Nix

Lampertheim. Fehlende Fachkräfte, verteuerte Rohstoffe, insolvente Baufirmen: Bei der Sanierung der historischen Zehntscheune kämpft die Stadt Lampertheim mit Problemen, die derzeit Bauherren landauf, landab beschäftigen und die immer wieder zu massiven Verzögerungen führen.

So ist die Baustelle in der Römerstraße aktuell wieder ins Stocken geraten, weil der Fassadenbauer Insolvenz anmelden musste, der die Glasfronten des Treppenhaus-Turms montieren sollte. Dies berichtete Dietmar Lidke, der Leiter des Fachbereichs Immobilienmanagement, einigen Mitgliedern des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses bei einem Vor-Ort-Termin. Die Sanierung des historischen Gebäudes an der Römerstraße ist Teil des von Bund und Land geförderten Stadtumbaus.

Projekte des Lampertheimer Stadtumbaus

Die Sanierung der Zehntscheune ist Teil des Lampertheimer Stadtumbaus, der zu einem Drittel mit Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung des Landes Hessen finanziert wird.

2016 war Lampertheim in das Programm aufgenommen worden. Die Umsetzungsphase hat 2018 begonnen und endet 2031. Die Frist zur Beantragung von Förderung ist im März 2025 ausgelaufen, die letzten Mittel können 2031 abgerufen werden.

Bis Ende 2024 waren Ausgaben in Höhe von 9,93 Millionen Euro bewilligt worden. Davon waren bis dato 7,185 Millionen Euro ausgegeben worden. Bis Ende 2029 stehen demnach noch 2,75 Millionen Euro zur Verfügung. Bund, Land und Stadt geben jeweils ein Drittel. Die Kommune ist aber verpflichtet, ihren Teil beizutragen und kann nicht nur auf die Fördermittel setzen. Die Posten dafür im Haushalt einzuplanen und gegenzufinanzieren, ist in Zeiten knapper Kassen, ein schwieriges Unterfangen.

Im Rahmen des Stadtumbaus wurde unter anderem bereits der Alfred-Delp-Platz neu gestaltet, und auch die Sanierung des Alten Rathauses wird mit diesem Programm finanziert. Der Jugendtreffplatz , der am Altrheindamm hinter den Biedensand-Bädern gebaut werden soll, ist ebenfalls ein Stadtumbau-Projekt. Auch die Umsetzung des mehrstufigen Stadtpark -Konzepts ist Teil des Stadtumbaus. swa

Die Stahlkonstruktion der Treppe ist bereits eingebaut und begehbar. Allerdings muss sie noch gestrichen werden, damit sie nicht rostet. Erste Rostflecken sind schon sichtbar, weil das zeitweise feucht-kalte Wetter dem Metall bereits zusetzt. Damit es mit den Arbeiten im Inneren der Zehntscheune und des Treppenhauses (hier werden noch ein Aufzug und die Sanitärräume eingebaut) weitergehen kann, muss aber der Turm verschlossen werden. Schon allein, um das Innere vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen.

Die Stahltreppe ist installiert, rostet aber bereits, weil die Glasfassade noch nicht geschlossen werden konnte. Der Fassadenbauer ist insolvent. © Berno Nix

Eigentlich hätte das Fassadenglas Mitte August eingebaut werden sollen. „Das hat leider nicht geklappt“, bedauert Lidke. Wann das nun geschehen kann, ist unklar. Bisher konnte der Insolvenzverwalter, der den Auftrag nun abwickeln muss, nicht sagen, ob die Scheiben schon geliefert wurden. Wenn dem so wäre, könnte die Stadt einen anderen Fassadenbauer beauftragen, sie einzusetzen. Wenn sie aber noch gar nicht vorhanden sind, müsse der Auftrag komplett neu vergeben werden, so Lidke.

Erst wenn klar sei, wann und wie der Turm verschlossen werden kann, könne der Innenausbau weitergehen. Falls das Glas neu gefertigt werden müsste – es handelt sich um Spezialanfertigungen -, müsste der Turm gegebenenfalls für den Übergang mit einer Folie oder auf andere Art und Weise verschlossen werden, damit Kälte und Feuchtigkeit ebenso draußen bleiben wie Langfinger. Lidke hofft, dass die Frage bis Ende Oktober geklärt werden kann. Glücklicherweise hat die Stadt für die Glasfassade noch keinen Cent bezahlt.

Mit diesen Holzeimern wurde der heiße Asphaltestrich in den historischen Räumen verteilt. © Berno Nix

Während der Baustellenbesichtigung sind Handwerker aus Thüringen am Werk. Sie haben in den vergangenen Tagen Asphaltestrich auf den Böden aufgebracht. Es stinkt und staubt und die Wärme des heißen Asphalts hängt in den Räumen. Nun könnte der Innenausbau beginnen: Heizungen montieren, Wände und Decken streichen beziehungsweise mit Holz verkleiden, wie es für den großen Saal im ersten Obergeschoss vorgesehen ist. Steckdosen und Lichtschalter fehlen ebenso noch wie die Sanitäranlagen und der Bodenbelag. Doch das geht nicht, wenn die Baustelle quasi frei zugänglich ist. Ein Bauzaun allein hält aber vermutlich kaum einen Kriminellen von einem Diebstahl ab.

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Sebastian Koch
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Sorge bereitet den Stadtverordneten wie der Verwaltung die weitere Finanzierung des Projekts, das zentraler Bestandteil des Stadtumbaus ist und zu 90 Prozent von Land und Bund gefördert wird. Doch auch die restlichen zehn Prozent wollen finanziert sein. „Ich habe keine Idee, wie wir diese Sanierung im nächsten Jahr finanzieren sollen“, sagte Helmut Rinkel von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen. „Wir auch nicht, doch wir müssen im Haushaltsplanentwurf für 2026 einen Ansatz bilden“, so Lidke.

Alle Beteiligten hatten sich gewünscht, dass der große Saal im Obergeschoss (hier ein Blick aus der Teeküche) im Winter 2026 genutzt werden könnte. Das wird nicht funktionieren, die Arbeiten verzögern sich. © Berno Nix

Dass die Sanierung der Zehntscheune Mitte 2026 abgeschlossen sein könnte, glauben Lidke und sein Team inzwischen nicht mehr. Es werde wohl eher Ende 2026. So ihre Hoffnung derzeit. Doch wer weiß, welche Überraschungen noch eintreten.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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