Worms. Das plüschige Lincolntheater, ursprünglich nur als Zwischenlösung bis zur Fertigstellung des Wormser Theaters gedacht, scheint einer über die zugesagte städtische Förderung bis April 2012 gesicherten Zukunft einen Schritt näher gekommen zu sein.
Der im Mai 2010 gegründete private Trägerverein, der ab nächstem Mai das Theater allein weiter betreiben soll, und die städtische Kultur- und Veranstaltungs-GmbH (KVG) haben sich nun darauf geeinigt, dass die KVG Künstler, die besser in der intimen Atmosphäre einer Kleinkunstbühne aufgehoben sind, dem Lincoln-Theater überlässt.
Für die kommende Theatersaison wird die KVG dem Lincoln-Theater am Obermarkt 30 Veranstaltungen zuweisen und dem Trägerverein dafür Miete bezahlen. Diese Regelung soll aus haushaltstechnischen Gründen zunächst für ein Jahr gelten. Damit wird der Trägerverein erst einmal finanziell entlastet.
"Kind rabenschwarzer Eltern"
Trotz massiver Aufrufe und der Auslage von Flugblättern bei jeder Lincoln-Veranstaltung hat der Verein bisher erst 55 Mitglieder gewinnen können. Der minimale Jahresbeitrag für einen Erwachsenen beträgt 50 Euro. Damit kann der Betrieb des Theaters, der jährlich etwa 50 000 Euro kostet, nicht annähernd bestritten werden. Die Vereinsvorsitzende und CDU-Beigeordnete der Stadt Worms, Petra Graen, hatte deshalb Alarm geschlagen.
Ein Antrag von Linken und Freier Wählergemeinschaft (FWG), das Lincoln bis 2017 ganz von der KVG betreiben zu lassen, wurde im Stadtrat wegen zu knapper Kassen abgelehnt. Die dann entstehenden Kosten wurden für diese Zeit auf 419 000 Euro geschätzt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Klaus Karlin äußerte, hier sei bürgerliches Engagement gefragt, und rief dazu auf, dem Förderverein beizutreten. Den beiden Antrag stellenden Parteien warf Karlin vor, der Einrichtung damit letzten Endes zu schaden. In Anspielung auf die CDU-Nähe des Trägervereins polemisierte Karl Müller von der FWG dagegen, der Trägerverein sei vor dem Hintergrund des damaligen OB-Wahlkampfs "von rabenschwarzen Eltern gezeugt" worden. Daher verwundere die geringe Zahl der Mitglieder nicht.
Ob ein privater Trägerverein, getragen von einer spontanen Sympathiewelle der Bevölkerung, auf die Dauer mehr kann als nur eine vorübergehende Finanzierungslücke zu überbrücken, mag dahingestellt bleiben. Fest steht: Schon jetzt ermöglichen nur Beiträge mehrerer Sponsoren das gegenwärtige Programm aus Kabarett, Kleinkunst und den Aufführungen der Jugendtheatergruppen DOMino und Nibelungenhorde. Mobiliar und Technik werden, gegen Miete, immer noch von der KVG zur Verfügung gestellt.
Vielen Künstlern ist die originelle Aufführungsstätte ans Herz gewachsen. Doch bietet das nicht zu Theaterzwecken erbaute Gebäude auch unübersehbare Nachteile, etwa keine Umkleidemöglichkeit und überhaupt nur sehr wenig Platz hinter der Bühne. Kulissen, Bühnentechnik, musikalische Ausstattung und so weiter lassen nur bescheidene Möglichkeiten für Inszenierungen zu. Eine endgültige Lösung ist wohl nicht vor Mai 2013 zu erwarten.
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