Lampertheim. Es sind die Mädchen, die sich an diesem Dezembernachmittag den Fußball geschnappt haben. Den Jungs war es einfach zu kalt. Fröhlich lärmend stürmt Jasmin Richtung Tor - eines der neuen Spielgeräte, die es jetzt auf dem Gelände der Lampertheimer Flüchtlingsunterkunft in der Industriestraße gibt. „Ein verspätetes Nikolausgeschenk“, erklärt Erster Stadtrat und Sozial-Dezernent Marius Schmidt und freut sich mit den Kindern.
Neben den beiden Toren für den kleinen Bolzplatz gibt es dort jetzt auch eine Holzwippe, ein Federwipp-Pferd, ein Outdoor-Tic-Tac-Toe-Spiel und eine Sitzgruppe für die Eltern. Das Ganze hat Thorsten Zöller gespendet, Inhaber der Firma AZ-Security, die sich um die Sicherheit der Flüchtlingsunterkünfte in Lampertheim kümmert. 9000 Euro haben die Spielgeräte insgesamt gekostet.
Zwei Personen leben auf zwölf Quadratmetern
Bei seiner Arbeit bekommt Zöller den Alltag der Kinder mit. „Die haben hier echt nichts“, sagt er und zieht den Reißverschluss seines Annoracks höher. Auf dem zugigen ehemaligen Energieried-Gelände stehen derzeit vier Wohncontainer mit jeweils 14 Zimmern - umgeben von planiertem Untergrund und umringt von Bauzäunen. Erstmals bezogen wurde die neue Unterkunft im Sommer dieses Jahres.
Während des Freiwilligentags im September haben Bauhofmitarbeiter und Helfer dort zwar Tulpenzwiebeln gesetzt und Rasen gesät. Außer ein paar grünen Halmen ist davon momentan aber noch nichts zu sehen. Das Umfeld der Wohnstätte wirkt trist.
Die Bezeichung „Village“, die beim Pressegespräch am Montag für die Ansammlung von gestapelten Containern immer wieder fällt, klingt da schon ziemlich euphemistisch. Ein zwölf Quadratmeter-Zimmer teilen sich in dem „Dorf“ zwei Personen, manchmal auch ein Paar mit einem kleinen Kind.
78 Menschen leben derzeit dort, davon sind 20 Kinder und Jugendliche. „Wir haben hier ausschließlich Familien“, erklärt Ferial Nasr, die städtische Mitarbeiterin, die die Unterkunft leitet. Die überwiegende Mehrheit stammt aus der Ukraine, eine Familie kommt aus Afghanistan.
Ein bisschen Abwechslung für die jüngsten Bewohner bringt an diesem trüben Winternachmittag auch Evelyne Schulz. Die Ehrenamtliche bietet zusammen mit ihren Mitstreiterinnen Dagmar Schemenauer und Sylvia Balko immer montags ab 13.30 Uhr einen Spieletreff für die Flüchtlingskinder an. Mal eine Stunde, mal länger.
Im Sozial-Container, der mit Schulbänken ausgestattet ist, finden an Vormittagen die Sprach- und Integrationskurse für die Erwachsenen statt. Jetzt wird Memory gespielt und gemalt. „Und dabei auch ein bisschen Deutsch gelernt“, verrät Evelyne Schulz augenzwinkernd.
Hauptsächlich lernen die Kinder das natürlich im Rahmen der Sprachförderprogramme, die an den Schulen angeboten werden. Die Mädchen besuchen die Schiller- und die Pestalozzi-Grundschule. „Da ist es schön“, schwärmt die neunjährige Amira, die besonders gerne Sport macht.
Weihnachtsprogramm für die Kinder im Containerdorf
Obwohl in ihrer Heimat entweder gar kein Weihnachten oder nach Tradition der orthodoxen Kirche erst im Januar gefeiert wird, haben die Kinder in der Container-Siedlung mit den ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen auch schon für die Adventszeit gebastelt. Mit Glitzersteinen verzierte Papiertannenbäume schmücken im Sozial-Container die ein oder andere Wand und auch so manches Fenster.
Ein wenig feierlich soll es zudem am Dienstag, 17. Dezember, werden. Von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr hat die Lampertheimer Gemeinwesenarbeit für diesen Abend eine kleine Weihnachtsfeier in der Unterkunft organisiert. Dabei sollen besinnliche Texte im Freien vorgelesen und von einem Dolmetscher übersetzt werden. Außerdem bringen die St. Georgspfadfinder das Friedenslicht zur Wohnstätte.
An diesem Abend sind die Türen zum Containerdorf für Besucher geöffnet. An normalen Tagen wird mit Hilfe eines Einlasssystems am Eingang zu der Unterkunft genau überwacht, wer sich dort befindet. Die Weihnachtsfeier soll deshalb auch die Möglichkeit bieten, den Kontakt zwischen den Schutz suchenden Menschen und der Lampertheimer Bevölkerung zu intensivieren. Gäste können ein Glas mit Kerze mitbringen, um das Friedenslicht später mit nach Hause zu nehmen.
Ehrenamtliche Helfer weiter gesucht
„Auch ansonsten freuen wir uns weiterhin über Freiwillige, die sich für die Geflüchteten hier vor Ort engagieren möchten“, betont Erster Stadtrat Marius Schmidt. Wer sich einbringen möchte, kann sich bei Kristina Delceva, Koordinatorin für Integration und Migration bei der Stadt Lampertheim, melden unter Telefon 06206/935-357 oder per Mail an kristina.delceva@lampertheim.de.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/lampertheim_artikel,-lampertheim-spielgeraete-bringen-hoffnung-ins-lampertheimer-containerdorf-_arid,2269170.html