Lampertheim. Entspannt berichtete Erster Stadtrat Marius Schmidt (SPD) in der jüngsten Sitzung des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses über die aktuelle Situation der Unterbringung von Geflüchteten in Lampertheim.
Zurzeit leben laut Schmidt in allen acht Unterkünften, die die Stadt zur Verfügung gestellt hat, 193 Personen. Platz wäre insgesamt für 345 Menschen. Die drei größten Unterkünfte sind die Container in der Industriestraße für maximal 112 Personen, die Alte Forstschule in der Wildbahn mit 106 Plätzen und die Einrichtung in der Gaußstraße für 60 Menschen.
Seit Beginn der Direktzuweisung durch den Kreis Bergstraße im Mai 2023 wurden der Stadt Lampertheim 315 Frauen, Männer und Kinder zugewiesen. Die meisten von ihnen hätten ein Bleiberecht und seien vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet, wie Schmidt berichtete. Viele von diesen 315 Menschen hätten zwischenzeitlich in Privatunterkünfte vermittelt werden können.
Schmidt teilte des Weiteren mit, dass der Kreis sukzessive alle seine größeren Unterkünfte schließt. Dazu gehöre auch das Heim in der Lampertheimer Chemiestraße. Grund dafür ist, dass die Unterkunft zu dicht an den benachbarten Chemieunternehmen liegt. Denn seit einigen Jahren gilt die sogenannte Seveso-Richtlinie. Diese regelt, dass zu Wohngebieten ein angemessener Sicherheitsabstand eingehalten werden muss. Der Kreis hat versucht, dagegen gerichtlich vorzugehen, aber ohne Erfolg. Deswegen wird die Unterkunft laut Schmidt nun zum Jahresende aufgelöst. Zurzeit leben dort noch 90 Personen - viele von ihnen schon seit mehreren Jahren. Einige hatte der Kreis schon in andere Unterkünfte verlegt, zum Beispiel in die Lampertheimer Florianstraße, wo der Kreis ebenfalls eine Unterkunft betreibt. Laut Schmidt muss die Stadt in ihren Unterkünften 25 der Bewohner aus der Chemiestraße aufnehmen.
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Die Alte Forstschule fungiert inzwischen als Lampertheimer Erstaufnahmestelle. Das heißt, Menschen, die vom Kreis neu nach Lampertheim geschickt werden, kommen erst einmal dort unter. Dort erhalten sie eine Einweisung und erste Angebote zum Erwerb der deutschen Sprache durch den Viernheimer Verein Lernmobil. Familien würden dann zu gegebener Zeit bevorzugt in der Industriestraße einquartiert, während Alleinreisende in der Gaußstraße einen Platz bekommen.
Die Situation im Containerdorf in der Industriestraße sei zufriedenstellend. Regelmäßig finde ein ehrenamtlich getragener Spieletreff statt. Außerdem werde die Stadt demnächst das Außengelände gestalten. Beim Freiwilligentag Ende September hatte die Integrationskommission gemeinsam mit den Bewohnern bereits Blumenzwiebeln für Frühblüher gesetzt. Nun werden sich die Technischen Betriebsdienste noch um Spielgeräte und die Begrünung kümmern. Auch (Hoch-)Beete zum Gärtnern sollen angelegt werden. Interesse sei vorhanden, konnte auch Ausschussmitglied Robert Lenhardt (SPD) berichten. Regelmäßig finden in der Industriestraße inzwischen auch Sprachkurse statt.
Personelle Verstärkung in den größeren Einrichtungen
In allen größeren städtischen Unterkünften gebe es inzwischen eine Einrichtungsleitung, die mit einem Sozialpädagogen oder einer Sozialpädagogin besetzt sei. Das Front Office sei um einen Jobcoach ergänzt werden, der helfen soll, die Geflüchteten in Arbeit zu vermitteln.
„Wir sind infrastrukturell und personell gerüstet. Wir haben’s im Griff“, sagte Schmidt. Allerdings seien die Zuweisungen in diesem Jahr auch unter den Erwartungen geblieben. Und ganz generell müsse allen klar sein: Alle Unterkünfte sind keine Dauerlösung. „Wenn uns das nicht als sozialer Brennstoff auf die Füße fallen soll, müssen wir neuen Wohnraum schaffen“, erklärte der SPD-Mann. Dabei dürfe aber auch nicht vergessen werden, dass auch Lampertheimerinnen und Lampertheimer auf Wohnungssuche - und viele davon auf sozialverträgliche Preise angewiesen - sind.
„Ich bin froh, dass es in der Industriestraße bald freundlicher wird“, sagte Björn Hedderich (CDU). Derzeit sehe es dort noch sehr nach Baustelle aus. Er gestand, dass er „kein Freund dieses Standorts“ gewesen sei. Doch dessen relativ zentrale Lage habe mancherlei Vorteile - dies habe ihn inzwischen überzeugt. Ganz grundsätzlich wolle er ein „positives Feedback“ geben.
Robert Lenhardt (SPD) erinnerte an das Programm CleVermieten. Dafür sollte die Stadt seiner Meinung nach intensiver werben. Dabei können Eigentümer ihre leerstehende Wohnung oder ihr Haus an die Stadt als zuverlässigen Partner vermieten, die dann Geflüchtete dort einquartiert. Zwei Dutzend Wohnungen seien inzwischen über CleVermieten akquiriert worden, konnte Schmidt berichten. Außerdem habe die Stadt gezielt Eigentümer angeschrieben, deren Häuser offenkundig leerstehen. Dazu hatte die Stadt im Vorfeld Verbrauchsdaten von Strom, Gas und Wasser analysiert, um zu sehen, welche Gebäude unbewohnt sind.
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