Wirtschaft

Sparkurs: Stellenabbau am Ixys-Standort in Lampertheim

Am südhessischen Standort des US-Halbleiter-Herstellers Ixys-Littelfuse sollen knapp vier Millionen Euro gespart werden. Deshalb werden Mitarbeiter dazu aufgerufen, das Unternehmen zu verlassen. Wer sich beeilt, erhält sogar eine „Sprinter-Prämie“.

Von 
Stephen Wolf
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Wafer-Produktion bei Ixys-Littelfuse in Lampertheim. © Ixys-Littelfuse

US-Halbleiter-Hersteller Littelfuse-Ixys will am Standort Lampertheim möglichst schnell Stellen streichen. Nach schwierigen Verhandlungen haben sich das Unternehmen und der Betriebsrat sowie die Industriegewerkschaft IG Metall auf Abfindungen für betroffene Beschäftigte geeinigt.

„Wir können bestätigen, dass ein Freiwilligenprogramm umgesetzt wird“, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Lampertheim bleibe aber ein zentraler Bestandteil der Strategie von Littelfuse. Daher wolle man auch die finanzielle Nachhaltigkeit des Standorts für die Zukunft sichern. Hintergrund sind geplante Einsparungen von 3,7 Millionen Euro im südhessischen Werk.

Gute Bedingungen für die Kündigungswilligen

Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte, soll der Betrag nicht nur durch den Abbau von Personal eingespart werden. Auch würden allgemeine Kosten am Standort überprüft, um Einsparungen zu erzielen. Im gesamten Konzern werde an vielen Standorten diskutiert, wie sich Geld sparen lässt.

Daniel Bremm von der IG Metall Darmstadt sagte, es sei vereinbart, dass maximal 21 Beschäftigte freiwillig ihre Kündigung einreichen. Demnach sollen die Jobs etwa im Forschungs- und Entwicklungszentrum – Center of Excellence – gestrichen werden. „Es handelt sich dabei oftmals um hoch qualifizierte und gut bezahlte Ingenieure, die teilweise erst vor wenigen Jahre eingestellt wurden“, sagte der Gewerkschaftsvertreter.

Um den Job-Abbau sozialverträglich zu gestalten, hätten die Parteien in den vergangenen Wochen intensiv um eine Lösung gerungen. Am Ende habe man sich darauf geeinigt, dass Angestellte, die ihre Kündigung einreichen, eine relativ hohe Abfindung erhalten.

Der Abbau von Arbeitsplätzen schmerze, aber man habe für die Beschäftigten gute Bedingungen aushandeln können, heißt es aus dem Verhandlungsteam der Arbeitnehmervertreter. Ende Januar sei eine entsprechende Betriebsvereinbarung unterschrieben worden, direkt im Februar habe das Freiwilligenprogramm begonnen. Den Angaben zufolge wird neben dem freiwilligen Rückzug aus dem Unternehmen auch das Tempo belohnt. So wird noch bis Ende dieser Woche eine sogenannte Sprinter-Prämie von 15.000 Euro angeboten.

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Alexander Jungert
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Das Interesse soll groß sein. Es sei daher davon auszugehen, dass die angepeilte Zahl von 21 freiwilligen Kündigungen zustande kommt. „Eine genaue Zahl liegt aktuell noch nicht vor, wir gehen davon aus, dass wir bis Ende der Woche mehr wissen“, heißt es aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter.

Neben dem aktuellen Stellenabbau wird im Unternehmen über Kurzarbeit nachgedacht. Konkrete Angaben oder gar Zahlen gab es vom Unternehmen zunächst nicht. Nur so viel: „In der aktuellen wirtschaftlichen Situation kann Kurzarbeit ein hilfreiches Instrument sein und wird daher auch von Littelfuse in Betracht gezogen.“

Wie im November berichtet, sorgen die Pläne in Lampertheim für Unruhe. Damals hatten sich zahlreiche Mitarbeiter an einem Warnstreik beteiligt. Vordergründig ging es um Forderungen im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie.

Allerdings waren die Beschäftigten zuvor über mögliche Kündigungen unterrichtet worden, sodass dieses Thema ebenfalls diskutiert wurde. Hinzu kam, dass im zweiten Halbjahr 2024 bereits Dutzende Leiharbeiter das Unternehmen verlassen mussten, wie es von der IG Metall hieß.

Der südhessische Standort ist für den Mutterkonzern wichtig

Ixys-Littelfuse bestätigte damals, es habe „Anpassungen“ bei Zeitarbeitskräften gegeben. Zahlen nannte die Geschäftsführung nicht. Den nun gestarteten Abbau von Stellen konnte das Unternehmen damals nicht durchsetzen, da eine 2023 getroffene Betriebsvereinbarung einen solchen Schritt nicht zuließ.

Nach den zähen Verhandlungen der vergangenen Wochen habe der Betriebsrat den Änderungen zugestimmt. „Offenbar steht die Geschäftsführung in Lampertheim stark unter Druck des US-Mutterkonzerns, der auf diesen Sparkurs drängt“, heißt es dazu aus Gewerkschaftskreisen. Der Halbleiter-Hersteller mit etwa 500 Mitarbeitenden zählt zu den größten Arbeitgebern in der Region, wie es in einer Darstellung der Wirtschaftsförderung Bergstraße heißt.

Die angepeilten Einsparungen von 3,7 Millionen Euro kommen nur zwei Jahre nachdem der US-amerikanische Mutterkonzern Littelfuse-Ixys angekündigt hatte, am Standort Lampertheim 16 Millionen Euro zu investieren, um ein Forschungs- und Entwicklungszentrum einzurichten. Dazu sollte damals eine Lagerhalle mit 3000 Quadratmetern Fläche zu Büro-, Labor- und Produktionsräumen umgebaut werden.

Dem Unternehmen ging es damals nicht schnell genug. Weil eine dafür benötigte Nutzungsänderung nur schleppend von der zuständigen Kreisverwaltung umgesetzt worden sei, hatte sich Littelfuse-Ixys 2023 beschwert, woraufhin diese Redaktion über das Genehmigungsverfahren berichtete.

Auch jetzt will der Halbleiter-Hersteller keine Zweifel an der Bedeutung des südhessischen Ablegers aufkommen lassen. „Der Standort ist für Littelfuse sehr wichtig und wir lenken derzeit erhebliche strategische Investitionen in die Produktion“, heißt es. Innovation und Produktentwicklung blieben für das Unternehmen „Schlüsselprioritäten“. Kontinuierliche Investitionen in diesen Bereichen seien fest in den Planungen vorgesehen.

Redaktion

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