Lampertheim. Bei den Spargelfans stellt sich jedes Frühjahr auf das Neue die Frage: „Wann werden wir das Edelgemüse schlemmen können?“ Das jährliche Bibbern, ob Spargel zu Ostern auf die Teller kommt, erübrigt sich in diesem Jahr, schließlich fällt Ostern auf Mitte April. Die Landwirte können die Feinschmecker beruhigen: Sie gehen davon aus, dass die Saison in rund einer Woche langsam anlaufen kann.
„Wenn die Wetterbedingungen optimal sind“, gibt der Lampertheimer Landwirt Heinz Karb zu bedenken. Denn derzeit sind die Temperaturen wieder im Keller und begünstigen nicht das Wachsen der Sprossen in Richtung Dammkrone.
Der Bürstädter Spargelanbauer Andreas List kann hingegen verkünden, dass schon am Wochenende vereinzelte Spargelstangen gestochen werden könnten. Eine Woche später will auch er, wenn die Witterung spargelfreundlich mild ist, die Saison des Bärli-Spargels starten.
Wettrennen unter den Anbietern um die ersten Stangen
Der Bleichspargelanstich eine Art Wettrennen, wer als Erster das beliebte Saisongemüse stechen und einen finanziellen Gewinn erzielen kann. Deshalb verwenden die Anbauer frühe Spargelsorten und ausgeklügelte Ernteverfrühungssysteme mit verschiedenen Folien, Tunneln und Vlies.
Spargelanbauer Andreas List verwendet unterschiedliche Verfrühungssysteme. Die moderne Folientechnik im Spargelanbau findet der Bürstädter Landwirt sehr wichtig. „Schon ein Grad mehr im Boden bewirkt viel“, betont List. Die Spargelfolien seien ein „Riesenvorteil“ und nicht mehr wegzudenken. Aber nicht nur, weil die Folien das Spargelwachstum beschleunigen oder den Ernteverlauf steuern können, sondern auch, weil sie eine effektvolle Unkrautunterdrückung leisteten.
Mit seiner Doppelbedeckung aus schwarz-weißer Steuerungsfolie und Vlies, der über mehrere Spargelbalken liegt, erhofft sich der Kreuzhofbauer Heinz Karb, etwas schneller auf die Zielgerade einzubiegen. „Das Vlies schützt vor Kälte. Außerdem werden durch die Abdeckung nicht nur die Dämme, sondern auch die Zwischenräume gleichmäßig erwärmt“, erklärt Karb. Man müsse bedenken, dass der Wurzelstock der Spargelpflanze in ungefähr 40 Zentimeter Tiefe in der Erde überwintert. Das Vlies verhindere gleichzeitig das Austreten der Bodenwärme. Es komme zu einer Temperaturerhöhung im Damm und somit zur Ernteverfrühung.
Temperatur im Spargeldamm ausschlaggebend
Fachleute kontrollierten mittels Bodenmesstechnik die Temperaturen in speziellen Spargeldämmen. Die Ergebnisse würden ausgewertet und Landwirte könnten sich danach richten. Die Spargelanlagen des landwirtschaftlichen Familienbetriebes Karb liegen in Nord-Süd-Richtung. „Der Standort ist vollsonnig und bietet beste Voraussetzungen für das Spargelwachstum“, erklärt Karb.
„Wir in Lampertheim haben vorwiegend sandige Böden, die erwärmen sich schneller und speichern die Wärme besser. Die Kriterien kommen dem Spargelwachstum entgegen“, erläutert der Gemüseanbauer Michael Schmidt. „Aber die lockeren Böden kühlen auch schneller ab. Außerdem waren die Böden durch den Frost stark ausgekühlt. Noch dazu befinden sich die Spargelwurzeln in tiefen Pflanzgräben“, fügt Schmidt hinzu.
Kalter Winter hat Pflanzen eine Ruhephase beschert
Den Spargelpflanzen sei der knackige Winter aber zugutegekommen, die eisigen Temperaturen bescherten den Pflanzen eine Ruhephase. In der vergangenen Woche habe die Sonne ganze acht Stunden am Tag geschienen. „Die Sonnenstrahlen waren schon mal eine Grundlage für das Wachstum, sie erwärmten die Dämme, aber die Nächte waren einfach noch zu kalt“, resümiert Schmidt und fügt hinzu: „12 Grad braucht die Spargelkrone, die in 15 bis 20 Zentimeter Tiefe im Damm steckt, um die Stangen auszutreiben.“
Für die Ernteverfrühung verwendet der Gemüsebau Schmidt Doppel- und Dreifachbedeckungen. Die rumänischen Erntehelfer seien schon geordert, aber es werde zunehmend schwieriger, zuverlässige Helfer für die saisonale Unterstützung zu finden.
Sven Steinmetz vermutet, die Wurzelstöcke hätten schon ausgetrieben und schickten ihre Sprossen gemächlich durch die Erdbalken zur Oberkante des Dammes. „Aber noch verstecken sich die Spargelköpfe, der Beginn der Ernte dauert noch“, sagt der Landwirt. Er erklärt: „Laut Wetteraufzeichnungen hatten wir den dunkelsten Winter vergangener Zeiten, die Sonne ließ sich kaum blicken.“
Sonnenschein und Temperaturen um die 18 Grad
Nun wünschen sich die Landwirte Sonnenschein und Temperaturen um die 18 Grad, damit das Spargelwachstum beschleunigt werde. „Der Beginn der diesjährigen Saison ist sehr vom Wetter abhängig. Wenn die nächsten Tage weiterhin trüb sind, wird sich der Start verzögern“, betont Philipp Strauß. Ein Großteil der Spargelanlagen des Unternehmens Strauß ist mit Schwarz-Weiß-Folie abgedeckt. Jetzt zeigt die schwarze Seite nach oben, um etwaige Sonnenstrahlen einzufangen, damit sich der Damm unter der Folie schneller erwärmt, um einen früheren Austrieb des Spargels anzuregen.
Auch Christiane Hartmann tippt darauf, dass das weiße Gold noch eine Woche zum Wachsen braucht. „Es kann dann geerntet werden, wenn das Wetter mitspielt“, so die Landwirtin. Bei einer milden Wetterlage werde das Freilandgemüse sprießen.
Der offizielle Spargelanstich in Lampertheim wird am Dienstag, 8. April, 13.30 Uhr, auf dem Anwesen des Gemüsebaus Schmidt, in den Böllenruthen gefeiert.
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