Mobilität

So kommt die Umstellung im Lampertheimer Busverkehr an

Seit August ist der Busverkehr in Lampertheim neu organisiert. Das sagen Verkehrsverbund, Fahrgastbeirat, Seniorenbeirat und Politiker in einer ersten Bilanz.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Seit Mitte August ist in der Lampertheimer Kernstadt die VRN Flexline unterwegs. © Berno Nix

Lampertheim. „Wir sind auf einem guten Weg“, mit diesen Worten zog Dennis Ulas, Verkehrsplaner beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) eine erste Bilanz des neuen Lampertheimer Busverkehrs. Mitte August war das Linienbündel Lampertheim an den Kreis Bergstraße und den VRN zurück übertragen und der Busverkehr in Lampertheim neu organisiert worden (wir haben berichtet).

„Das war eine große Umstellung“, erklärte Ulas in der jüngsten Sitzung des Umwelt-, Mobilitäts- und Energieausschusses. Er war mit Thomas Schweizer, Abteilungsleiter Marketing und Tarif, und Sabine Eichhorn, Abteilungsleiterin Aufgabenträgermanagement, in die Ausschusssitzung gekommen, um gemeinsam mit den Stadtverordneten auf die ersten Wochen des neuen Lampertheimer Busverkehrs zu blicken.

99 Prozent der Flexline-Buchungen werden über eine App getätigt

Ulas hatte Zahlen für die ersten 33 Betriebstage dabei. In diesem Zeitraum waren seinen Angaben zufolge 1818 Buchungen für die VRN-Flexline, den Bus, der auf Bestellung zusätzlich zu den Überlandlinien des Linienbündels Ried Haltestellen in der Kernstadt anfährt, getätigt worden. Insgesamt wurden in dieser Zeit 2451 Fahrgäste gezählt. Mit der Flexline seien durchschnittlich 68 Personen pro Tag unterwegs gewesen, in Spitzenzeiten bis zu 125. In der ersten Woche seien es insgesamt noch nicht so viele Fahrgäste gewesen, aber seither sei ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Dieser Trend scheine sich zu verstetigen, so der für Lampertheim zuständige Verkehrsplaner. 99 Prozent der Flexline-Buchungen würden über eine App getätigt – zwei Drittel über die VRN-App und ein Drittel über die Flexline-App von Loki. Nur ein Prozent der Buchungen erfolgten laut Ulas telefonisch. Trotzdem bleibe die Anforderung über Telefon weiter möglich.

Lampertheimer Busverkehr

  • Zum 16. August wurde das Linienbündel Lampertheim neu organisiert. Die Stadt hat die Verantwortung für den Busverkehr an den Kreis Bergstraße und den VRN zurückübertragen.
  • Seither fahren die Linien 601, 602 als Kernstadtlinien montags bis freitags in den frühen Morgenstunden.
  • Die Linie 605 pendelt ganztägig montags bis freitags im Stundentakt von Hofheim nach Hüttenfeld.
  • Die Linien 603, 604 und 645 ergänzen an Schultagen als Schülerverkehr zu und von den Schulen den Fahrplan.
  • Die Linie 644 gehört zum Linienbündel Ried und fährt im 30-Minuten-Takt von Worms über Rosengarten, Lampertheim, Neuschloß und Hüttenfeld nach Viernheim – und zurück. In Hüttenfeld besteht eine Umsteigemöglichkeit in die Linie 644A nach Heppenheim.
  • Ab Dezember soll diese Linie 644 als 610 alle 30 Minuten nach Hüttenfeld fahren und von dort aus weiter abwechselnd nach Viernheim oder Heppenheim . Grundsätzlich strebt der Verkehrsverbund Rhein-Neckar eine Verstetigung des Taktfahrplans an.
  • Die VRN-Flexline ist montags bis freitags in der Kernstadt von 8.15 bis 19.30 Uhr mit zwei Fahrzeugen unterwegs, zu Spitzenzeiten auch mit einem dritten Kleinbus. Die Fahrzeuge bieten sechs Fahrgästen Platz. Ein Fahrzeug ist barrierefrei umgebaut und kann von einer Person im Rollstuhl genutzt werden. In den Fahrzeugen werden keine Fahrscheine verkauft. Tickets gibt es online oder im Kiosk Sommer an der Sedanstraße. swa

Der für die Kommunikation zuständige Abteilungsleiter Schweizer räumte ein, dass die Information der Bürgerinnen und Bürger am Anfang ordentlich in die Hose gegangen ist. Ihm zufolge hatte die Deutsche Post den Auftrag erhalten, an alle Haushalte in Lampertheim und den Stadtteilen die gedruckte Informationsbroschüre zu verteilen. Da der Auftrag aber offenbar von einem Subunternehmer weitergegeben wurde, habe das nicht funktioniert.

Dessen Zusteller hätten die Broschüren nicht in die Briefkästen verteilt, die einen Aufkleber „Keine Werbung“ hatten. Dabei seien derartige Broschüren keine Werbung, sondern gelten als Information eines kommunalen Untenrehmens und dürften sehr wohl eingeworfen werden, so Schweizer. Fakt ist, am Ende haben nur etwa 30 Prozent der Lampertheimer Haushalte den Flyer erhalten. Um weiter die Werbetrommel für die veränderten Buslinien und den On-Demand-Verkehr zu rühren, plant der Verkehrsverbund laut Schweizer in den kommenden Wochen und Monaten weitere Werbeaktionen.

„Wir konnten die Startschwierigkeiten größtenteils beheben“, erklärte Dennis Ulas. Von möglichen Problemen im Schülerverkehr, über die diese Redaktion berichtet hatte, hatte der VRN noch keine weiteren Hinweise, versprach aber, hier gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Eine Rückmeldung habe es wegen zu geringer Kapazitäten gegeben. Die Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen Behles aus Kirchheim-Bolanden, das den Busverkehr übernommen hat, laufe gut und reibungslos. So kämen beispielsweise im Schülerverkehr bereits größere Busse zum Einsatz. Für Januar würden außerdem noch neue Fahrzeuge die Flotte verstärken.

Die Linie 605 bringt Kinder und Jugendliche aus Hüttenfeld und Lampertheim zu den Schulen nach Lampertheim. © Berno Nix

SPD-Stadtverordnete Lara Strubel, die zugleich Vorsitzende des Lampertheimer Fahrgastbeirats ist, bedauert, dass die missglückte Kommunikation am Anfang dazu geführt habe, „dass das eigentlich tolle Angebot schlecht geredet wird“. Inzwischen hätten sich viele Falschinformationen verbreitet, berichtete sie und plädierte dafür, dass der VRN auch weiterhin mit Infoständen oder ähnlichem in Lampertheim präsent sein sollte. Strubel kritisierte außerdem, dass an den Haltestellen zu wenig offensiv auf die Umstellung hingewiesen worden sei. „Die Haltestellen sind ein Thema beim VRN“, räumte Thomas Schweizer ein. Es sei leider nicht einheitlich geklärt, wie sie gestaltet werden und welche Informationen die Fahrgäste hier vorfinden.

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Björn Hedderich von der CDU-Fraktion lobte den neuen Busverkehr. Ihn hätten vor allem die kurzen Wege zu den teilweise virtuellen Haltestellen und die relativ kurzen Wartezeiten überzeugt. Und auch sein Fraktionskollege Marco Knecht sieht die Stadt mit diesem Busverkehr auf dem richtigen Weg. Mit Blick auf den Schülerverkehr wandte der Lehrer, der am LGL unterrichtet, ein, dass die Schüler manchmal auch nicht die Busse nähmen, die für den Schülerverkehr gedacht seien. Auch die FDP-Fraktion wertet die Umstellung, die sie gemeinsam mit der CDU-Fraktion und den Grünen gegen die Stimmen der SPD und den Willen des Bürgermeisters durchgesetzt hatten, „als großen Erfolg“. So äußerte sich FDP-Fraktionschef Gernot Diehlmann.

Fahrten mit der VRN-Flexline sollten wenn möglich per App gebucht werden. © Berno Nix

Allein die Information der Senioren machte er als „große Schwachstelle“ aus. Er warnte davor, vor lauter Kosteneffizienz bestimmte Gruppen der Gesellschaft vom ÖPNV auszuschließen. Schweizer verwahrte sich gegen ein pauschale Argumentation, dass Senioren generell Probleme mit dem Smartphone hätten. Viele Senioren gingen doch sicher mit den Endgeräten um, so seine Erfahrung. Aber natürlich gebe es welche, „die mit der digitalen Welt nichts zu tun haben wollen. Aber das ist nicht die Mehrheit“. Ute Striebinger, Vorsitzende des Seniorenbeirats, pflichtete Schweizer bei: „Viele Senioren sind digital unterwegs.“

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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