Lampertheim. Sein 120-jähriges Bestehen feiert der Evangelische Posaunenchor Lampertheim. Anlässlich des Jubiläums hat er mit einem Konzert die lange Tradition des Ensembles gewürdigt und gleichzeitig sein Spielniveau demonstriert.
Der Posaunenchor kann auf eine lange Tradition zurückblicken, wobei die Gründung eigentlich mehr ein profaner Zweck war. Wenn es keine Orgel oder sonstige Musikinstrumente in den Kirchen gab, griff man gerne auf die Blechblasinstrumente zurück, die auch im Freien spielen konnten. Aus Militär-und Tanzkapellen rekrutierten sich die ersten Mitglieder, immerhin 15 Mann. Das kirchliche Repertoire wurde bald erweitert um weltliche Musik in allen Stilrichtungen.
Weltkriege hinterlassen Spuren
Beide Weltkriege hinterließen ihre Spuren, doch nach dem Krieg wurde der Posaunenchor wieder fester Bestandteil des kirchlichen Geschehens zu Ehren Gottes. Ab den 1970er Jahren fanden auch Bläserinnen den Weg zum Posaunenchor, heißt es in der Vereinschronik.
Heutzutage leidet das Ensemble eher unter Mitgliederschwund und Fluktuation. Deswegen kooperiert man mit dem Bürstädter und dem Viernheimer Posaunenchor. Große Konzerte werden gemeinsam gemeistert. So auch am Sonntag, als das Jubiläum in der Lampertheimer Domkirche mit einem Festgottesdienst gefeiert wurde. Unterstützt vom Evangelischen Posaunenchor aus Viernheim, der aktuell sein 60-jähriges Jubiläum feiert, boten die beiden Chöre den Besuchern ein in seiner musikalischen Vielfalt beeindruckendes Konzert.
Beide Dirigenten – Daniel Ott aus Lampertheim und Tobias Mahl aus Viernheim – wechselten sich am Dirigentenpult ab und leiteten die über 20 Musiker sicher durch das Programm.
Mit „Ein feste Burg ist unser Gott“ eröffnete der Posaunenchor den Gottesdienst, ehe Pfarrer Claus Munstein die Gäste begrüßte, darunter Bürgermeister Gottfried Störmer und der Erste Stadtrat Marius Schmidt.
„Hirtenweise“ war der erste Höhepunkt der folgenden Musikstücke. Tobias Mahl übernahm den Taktstock, während der Lampertheimer Chorleiter Daniel Ott sein Können auf dem Alphorn demonstrierte. Beeindruckend die Klangfülle in dem hohen Kirchenschiff, das Publikum belohnte die Darbietung mit Applaus.
Weiter ging es mit Stücken wie dem „The Prince of Denmark“ oder „Rückenwind“ von Jeremiah Clark. Aber auch mit dem Marsch aus Beethovens Oper „Fidelio“ zeigte der Chor seine musikalische Vielfalt. Das bekannte „You Raise Me Up“ von Rolf Lovland bildete den Abschluss des ersten Teils und leitete wieder in musikalisch leichtere Gefilde. Die Trompeten übernahmen hier die Führungsrolle, während das tiefe Blech, gemeint sind da alle Instrumente in Tenor, Alt und Bass, im Wechsel den rhythmischen Hintergrund bildeten.
Mit Lesung und Fürbitten ging der Festgottesdienst weiter. Pfarrer Claus Munstein dankte dem Chor für dessen jahrzehntelange Begleitung des kirchlichen Lebens und brachte auch zum Ausdruck, das Musizieren auch ein Mittel zur Glaubensstärkung sei. Mit den Worten „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Menschen ein Instrument spielen, sich in Chören zusammenfinden und gemeinsam musizieren“, würdigte er das Engagement der Mitwirkenden im Jubiläumsjahr.
Pauken setzen Akzente
Heike Ittmann an der Orgel begleitete die Gemeinde beim Singen der Kirchenlieder, ehe der Posaunenchor mit der „Dorischen Fanfare“ von Langenbach den letzten Teil des Konzerts eröffnete. Kraftvoll erklang das Stück, Markus Niebler an den Pauken setzte hier besondere Akzente. Mit der schottischen Weise „Should Auld Acquaintance Be Forgot“, in Deutschland besser bekannt unter dem Namen „Nehmt Abschied Brüder“, und dem Abendsegen endete der Festgottesdienst mit einem kraftvollen Finale.
Ein Chormitglied hatte Geburtstag an diesem Tag. Daniel Ott gratulierte sozusagen als Zugabe mit einem schwungvollen Marsch. Mit viel Applaus dankte das Publikum den Musikern für die gezeigte Leistung.
Mit einem kleinen Empfang am Eingang des Doms würdigte man das Jubiläum. Erster Stadtrat Marius Schmidt brachte dabei seinen Eindruck vom Konzert auf den Punkt: „Es manifestierte eine feierliche Getragenheit mit einem euphorischen Klang.“
Auch Daniel Ott war nach dem Konzert im Gespräch hoch zufrieden. „Wir sind eine kleine, aber feine Truppe“, meinte er. Das habe Vorteile. Jeder sei da mehr gefordert und dadurch so etwas wie ein kleiner Solist. Sorgen macht auch ihm der fehlende Nachwuchs, doch er bleibt optimistisch. „Die Corona-Zeit hat uns in unserem Bemühen um neue Mitglieder wieder zurückgeworfen“, bedauert er. Aber er glaubt fest daran, dass es immer wieder Musikliebhaber geben wird, die ein Instrument spielen wollen.
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