Fußball

Seit 80 Jahren ist Hans Müller der Lampertheimer Olympia treu

Schon als Kind hat Hans Müller beim FC Olympia Lampertheim Fußball gespielt. Nach dem Krieg ist er dann offiziell eingetreten und nun seit 80 Jahren Mitglied.

Von 
Matthias Bähr
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Hans Müller ist mit seinen 96 Jahren immer noch topfit und dem FC Olympia verbunden. © Matthias Bähr

Lampertheim. Ein Lampertheimer Olympianer vom Scheitel bis zur Sohle ist der 96 Jahre alte Hans Müller, der nun schon 80 Jahre dem traditionsreichen Fußballverein angehört, dessen Gründung auf das Jahr 1909 zurückgeht. Der FC Olympia das ist „sein“ Verein, mit dem er auch heute noch sehr verbunden ist.

Da interessiert er sich nicht nur für das sportliche Abschneiden der Olympia-Fußballer, die bedauerlicherweise in die D-Liga als unterste Spielklasse abgestiegen sind. Er ist auch bei den regelmäßigen Treffen, die immer donnerstags stattfinden,vertreten und trifft dort Vereinskameraden wie beispielsweise Heini Roos, Claus Winter, Walter Zehnbauer, Rudi Gebhardt, Herbert Eichenauer oder Norbert Klingler. Einige sind wesentlich jünger als er, doch auch sie sind alle langjährige Mitglieder des Vereins. Und auch die Lampertheimer Sänger sind an diesen Stammtischabenden gerngesehene Gäste im Olympia-Vereinsheim am Weidwe.

Der Zweite Weltkrieg lässt den Sport zur Nebensache werden

Schon seit der Kindheit spielte Hans Müller bei der Olympia Fußball. Die war damals längst noch nicht im schicken Adam-Günderoth-Stadion beheimatet, sondern spielte auf ihrem Sportplatz am Gaswerk in Richtung Neuschloss. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde der Fußball zur Nebensache. Kaum hatte Hans Müller am 9. Februar 1929 sein 16. Lebensjahr vollendet, wurde er zur Wehrmacht eingezogen. In Rheindürkheim geriet er in amerikanische Gefangenschaft. Das Lager blieb ihm jedoch erspart. „Geh‘ nach Hause und werde ein guter Mensch“, sagte der amerikanische Offizier zu ihm. Müller ließ sich nicht lange bitten und kehrte auf Schusters Rappen nach Lampertheim zurück.

Der offizielle Eintritt in den Verein erfolgte aber erst im Jahr 1945 und damit genau vor 80 Jahren. Das war die Zeit, in der die offiziell verbotene Olympia Teil der großen Lampertheimer Sportgemeinde war. Diese wurde von den amerikanischen Besatzern ins Leben gerufen, um Kontrolle auszuüben. In der von Herbert Eichenauer 2009 erstellten Festschrift „100 Jahre FC Olympia“ ist auch Hans Müllers Vereinsausweis mit der Mitgliedsnummer 38 der Sportgemeinde Lampertheim abgebildet.

„Die Olympia war immer mein Mittelpunkt. Ich bin stolz, Mitglied dieses Vereins zu sein“, verrät Hans Müller und kann sich noch gut daran erinnern, wie bei der Olympia auch viele Theatervorführungen stattfanden. Der Verein unterhielt damals auch eine Boxabteilung. Langjähriges Domizil des Vereins war das „Hohenzollerneck“ in der Stadtmitte Lampertheims.

Mit der Rückennummer 8 in der zweiten Mannschaft aktiv

Als Hans Müller ein junger Mann war, befand sich der FC Olympia Lampertheim in seiner Blütezeit und zählte zu den besten Vereinen Hessens. 1948 wurde der Hessenpokal in die Spargelstadt geholt, in den Jahren 1951 und 1952 feierten sie die Meisterschaft der drittklassigen Hessenliga. Hans Müller spielte zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Mannschaft.

Als Halbrechter im sogenannten WM-System machte er sich einen Namen. Mit dieser Position verbunden war die Rückennummer 8. „Von zehn Buben haben neun damals Fußball gespielt. Wer nicht mitmachte, der gehörte irgendwie nicht dazu“, kann sich Hans Müller noch gut zurückerinnern.

Auch beruflich hatte er viel erreicht. Mit Holzarbeiten kannte er sich gut aus und machte sich im Rolladenbau selbständig. „Alle nannten mich nicht mehr Hans Müller, sondern Rolladen Müller. Es schien fast so, als hätte ich meinen Vornamen geändert“, muss auch er ein wenig schmunzeln.

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