Sozialarbeit - Die neue Anlaufstelle im Elsterweg ist eröffnet und soll die Menschen in der Östlichen Kernstadt unterstützen

Quartiersbüro als Basislager

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
Freuen sich darauf, endlich mit ihrer Arbeit loslegen zu können: Samira Osti (l.) und Kerstin Biehal betreiben das Quartiersbüro „Östliche Kernstadt“. © Berno Nix

Lampertheim. Das Haus, in dem sich das neue Quartiersbüro befindet, liegt etwas versteckt – und zwar im Elsterweg 13 – mitten im Wohngebiet. Es gehört der evangelischen Kirche und ist das Pfarrhaus der Lukasgemeinde, die Pfarrerin Sabine Sauerwein wohnt darin.

Die Stadt hat den ehemaligen Gemeindesaal gemietet und zu einem Treffpunkt umfunktioniert. Mit der Beteiligung an der bundesweiten Aktion „Tag der Nachbarn“ feierte das neue Quartiersbüro „Östliche Kernstadt“ jetzt seine offizielle Eröffnung.

Stationen in der Stadt

„An diesem Tag gibt es in Lampertheim verschiedene Stationen, an denen etwas stattfindet. Wir machen eine Kinder-Malaktion und ein Kennenlern-Bingo“, sagte Kerstin Biehal, die sich die Stelle im Quartiersbüro mit Samira Osti teilt.

Mehr zum Thema

Kriminalität

Betrüger unterwegs

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Jubiläum

Gemeinsam engagiert im Kampf gegen Kinderarmut

Veröffentlicht
Mehr erfahren

„Das Motto für die Kinder heißt ,Male deinen Nachbarn’, die Bilder wollen wir danach hier draußen als Wimpel aufhängen“, fügte Osti hinzu. Um viele Menschen zu erreichen, hat das Team vorab ordentlich Flyer verteilt. Für die Umsetzung der sozialen Arbeit kooperiert die Stadt mit dem Diakonischen Werk Bergstraße. „Wir möchten das Quartiersbüro erstmal bekannt machen und uns vernetzen“, sagte Biehal, die schon lange beim Diakonischen Werk arbeitet und daher viele Kontakte mitbringt. Biehal hat viele Pläne: „Wir wollen auch sozial benachteiligte Menschen abholen und herausfinden, was ihr Bedarf ist. Auch auf den Spielplatz Ringstraße, der sehr unübersichtlich ist und daher als Angstraum gilt, möchten wir ein Auge haben.“

Seit Anfang April ist ihr Arbeitsplatz nun das Quartiersbüro, Anfang Mai kam die Kollegin Samira Osti aus Worms, vorher Diakonie Rheinhessen, hinzu. „Seit zwei bis drei Wochen läuft es“, meinte Biehal. Dabei spielt die Gemeinwesenarbeit eine zentrale Rolle. Hierzu gibt es ein Förderprogramm des Landes Hessen. Bis Ende 2025 fließen 374 000 Euro Fördergeld für Personal- und Sachkosten in das Quartiersbüro. Die Fördermittel decken 70 Prozent der Kosten, den Rest übernimmt die Stadt Lampertheim.

„Früher gab es im Bereich Soziale Arbeit Beratungsstellen, zu denen die Leute bei Bedarf gehen konnten, das war eine Komm-Struktur“, sagte Tobias Lauer, Leiter des Diakonischen Werks Bergstraße. Bei der Gemeinwesenarbeit gehe man zu den Leuten hin und finde heraus, was sie möchten. „Wir versuchen, sie zu motivieren, und entwickeln Programme. Dabei geht man davon aus, dass die Menschen ihre eigene Lebenswelt haben“, so Lauer.

Phase der Ablehnung überwinden

Aber auch mit negativen Erlebnissen müsse man umgehen. „Manche Leute haben Vorbehalte gegen uns und denken, ach, da kommt schon wieder einer. Diese Phase der Ablehnung gibt es immer“, weiß Lauer. Doch oft weiche diese Ablehnung mit der Zeit auf.

Gemeinwesenarbeit funktioniert nicht über einen Einzelakteur, sondern nur über ein Netzwerk aus Vereinen, Institutionen, Kirchen oder Bürgerinitiativen. Das Motto der Gemeinwesenarbeit lautet daher: Wer mehr als 50 Prozent im Büro sitzt, macht etwas falsch. „Wir haben uns im Bereich Sozialpolitik eine Strategie überlegt und uns für einen aufsuchenden Charakter entschieden. Manche Menschen erreicht man mit der Komm-Struktur nicht“, sagte Marius Schmidt, Erster Stadtrat, der sich mit Andreas Dexler, Leiter der Stabsstelle Soziales, zusammengesetzt hatte.

Und warum ist das Büro ausgerechnet hier, östlich der Bahnlinie? „Weil es hier Sozialwohnungen gibt, Unterkünfte für Geflüchtete und Obdachlose, der Bedarf ist da. Auch die Tafel liegt im Projektgebiet. Das Büro ist das Basislager, das ins Quartier hineinwirkt“, sagte Schmidt.

Auch das Thema Gewaltprävention sei ein Aspekt, fügte Andreas Dexler hinzu. „Doch zuerst geht es darum, Kontakte auszuloten, wer was tun kann. Menschen mit Transferleistungen zum Beispiel könnten sich ehrenamtlich mit einbringen“, sagte Dexler. Soziale Arbeit bedeute, niedrigschwellig Beziehungen aufzubauen. „Und diese entstehen durch immer wiederkehrenden Kontakt.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

Copyright © 2025 Südhessen Morgen