Lampertheim. Mit Plakaten, Fahnen und Masken haben etwa 50 Beschäftigte des Unternehmens Ixys Semiconductor in Lampertheim ihren Unmut über die Geschäftsführung gezeigt. Der Protest am Donnerstag richtete sich vor allem gegen die Personalpolitik des Unternehmens, das zum US-Konzern Littelfuse gehört. Wie berichtet, wurden am Lampertheimer Standort vor wenigen Wochen zwölf Mitarbeiter aus „verhaltensbedingten beziehungsweise personenbezogenen Gründen“ entlassen.
Für die IG Metall sind diese Gründe vorgeschoben. „Auf diese Weise will man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Geld einsparen“, sagte der Geschäftsführer der IG Metall Darmstadt, Daniel Bremm, bei der Kundgebung vor der Domkirche. Dies ausgerechnet über Entlassungen zu versuchen, sei der „unkreativste und einfachste“ Lösungsansatz. Damit setze sich die Geschäftsführung mitnichten für den eigenen Standort in Lampertheim ein. Sie befolge stattdessen unkritisch Anweisungen der US-Zentrale.
IG Metall: Die Entlassungen können jeden treffen
Es sei zudem skandalös, dass die entlassenen Frauen und Männer offenbar zufällig ausgewählt worden seien. Weder auf den Familienstand noch auf das Alter, die Betriebszugehörigkeit oder andere soziale Aspekte habe man Rücksicht genommen. Zudem seien die Mitarbeiter nach der Entlassung aus dem Gebäude geleitet und „wie Hunde vor die Tür gesetzt worden“. Nach Angaben des Gewerkschafters waren die Beschäftigten in verschiedenen Bereichen tätig, zwei von ihnen gehörten demnach sogar dem Betriebsrat an. Er kündigte in dem Zusammenhang an, man wolle vor dem Arbeitsgericht in Darmstadt gegen die Entlassungen klagen. Für die Kampfansage gab es viel Applaus der Beschäftigten. Sie gehörten den Angaben zufolge der Frühschicht des Halbleiter-Herstellers an. Dass die Frauen und Männer am Donnerstag größtenteils mit Masken demonstrierten, habe einen symbolischen und einen praktischen Grund, wie Bremm sagte. Zum einen wolle man mit den Masken symbolisieren, dass eine Entlassung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten jeden Mitarbeiter treffen könne. Auf der anderen Seite seien die Masken auch als Schutz vor möglichen Konsequenzen durch die Geschäftsführung gedacht. Diese habe im Vorfeld der Kundgebung einzelne Beschäftigte darum gebeten, sich nicht an dem Protest zu beteiligen. Die Arbeitnehmervertreter seien davon überzeugt, dass für die Entlassungen wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend waren, betonte am Donnerstag auch der Betriebsratsvorsitzende von Ixys, Ralf Becker.
Nach seiner Darstellung wurde den Frauen und Männern bei den Entlassungen von einem Geschäftsführer mitgeteilt, für das Unternehmen gelte es nun, eine Million Euro einzusparen. „Darum geht es nach unserer Einschätzung“, sagte Ralf Becker am Donnerstag.
Das Unternehmen selbst wollte oder konnte zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben. Eine Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Die Vorwürfe kommen für Ixys Semiconductor zur Unzeit. So war die Geschäftsführung in jüngster Zeit in den Blick der Behörden geraten. Dabei geht es nach wie vor um die Frage, ob das Unternehmen womöglich gegen geltendes Immissionsschutzgesetz verstoßen hat. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat nach eigenen Angaben die Staatsanwaltschaft über einen Sachverhalt informiert, „der die Voraussetzungen für die Begehung einer Straftat erfüllen könnte“.
Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Anlage zur Oberflächenbehandlung, bei der Lösungsmittel verwendet werden. Diese Redaktion hatte vor zwei Wochen berichtet, dass sich Ermittlungen auf die Frage konzentrieren, ob eine im Februar installierte Filteranlage später als gesetzlich vorgeschrieben eingebaut wurde. Für Produktionsanlagen müssen gesetzliche Auflagen eigenverantwortlich erfüllt werden.
Das Lampertheimer Unternehmen mit Hauptsitz in den USA sieht diese Bedingung erfüllt. Zwar habe man eine neue Filteranlage installiert, doch dies sei in Eigeninitiative geschehen: „Als Ergebnis unserer regelmäßigen Prüfungs- und Überwachungsprogramme wurden wir vor Kurzem auf eine mögliche immissionsschutzrechtliche Fragestellung bezüglich der Verwendung von Lösungsmitteln an unserem Standort Lampertheim aufmerksam“, teilte Ixys damals auf Anfrage mit.
Aus Sicht von IG Metall-Geschäftsführer Daniel Bremm handelte es sich bei der nötigen Umrüstung um eine teure Angelegenheit. Womöglich müssten die Beschäftigten nun für frühere Fehler der Geschäftsführung geradestehen. Aktuell seien aber noch zu viele Fragen unbeantwortet.
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