Lampertheim. Der seit Jahren geforderte Erweiterungsbau für die Lampertheimer Schillerschule rückt ein wenig näher. Der Kreis Bergstraße als Schulträger steigt jetzt mit der sogenannten Leistungsphase 0 in die ersten Planungen für den Neubau ein. Damit starte die „systematische Weiterentwicklung der Schule“, schreibt der Kreis in einer Pressemitteilung. Ziel ist es demnach, gemeinsam mit der Schulgemeinde ein pädagogisches Raumfunktionsbuch zu erarbeiten. Dies soll als Grundlage für die spätere bauliche Planung dienen. „Wir wollen den Bedarf der Schulgemeinde ernst nehmen und gemeinsam ein tragfähiges Konzept für die Lernräume von morgen entwickeln“, wird Landrat Christian Engelhardt (CDU) in der Pressemitteilung zitiert.
Bedarfsgerechte Planung soll spätere Änderungen vermeiden
In Workshops und Beteiligungsformaten werden pädagogische Leitbilder, didaktische Konzepte sowie aktuelle und zukünftige Lernkulturen erarbeitet. Diese sollen in das Raumfunktionsbuch einfließen, das dann dem Schulträger übergeben wird. „So entsteht eine bedarfsgerechte Planung, die nicht nur pädagogisch überzeugt, sondern auch organisatorisch und baulich sinnvoll ist“, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Kreis hat nach eigenen Angaben die Erfahrung gemacht, dass eine gründliche Bedarfsanalyse kostenintensive Umplanungen vermeiden und Zeit und Geld sparen könne. Dieses gemeinsame Überlegen der Schulgemeinde, was sie braucht, ist also der Kern der sogenannten Leistungsphase 0. Sie soll im ersten Quartal des kommenden Jahres abgeschlossen werden. Danach können die Planungsteams beauftragt werden, konkrete Baupläne zu entwickeln.
„Wir freuen uns total, dass es jetzt losgeht“, sagt Schulleiterin Annette Wunder-Schönung. Seit Jahren leidet die Grundschule im Herzen Lampertheims, deren Schülerzahlen stetig steigen, an akutem Platzmangel. Moderner Unterricht ist wegen der Raumnot kaum möglich. Auch die Ganztagsbetreuung kann nur unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Wunder-Schönung freut sich, dass sie und ihr Team die Möglichkeit haben, etwas Neues zu entwickeln. Zwei erste Treffen hätten bereits stattgefunden, ein drittes steht im November an. Das Kölner Unternehmen Lernbauten begleitet die Leistungsphase 0 und erarbeitet gemeinsam mit der Schulgemeinde die Bedürfnisse, die an den Neubau gestellt werden.
Gesamte Schulgemeinde ist an Überlegungen beteiligt
Wie Wunder-Schönung erläutert, ist daran die gesamte Schulgemeinde beteiligt: Vertreter des Kollegiums, der Elternschaft, der Schulsozialarbeit und der Betreuung. Der Rektorin ist es wichtig, dass alle einbezogen werden und hinter den Planungen stehen. „Vor allem muss es auch für die Betreuung passen“, betont sie. Ihr als Rektorin ist es wichtig, dass es mehr Räume geben wird. „Wir brauchen mehr Platz, um differenzierter mit den Kindern arbeiten zu können und damit sie mehr Platz haben, um sich zu bewegen“, so Wunder-Schönung im Gespräch mit dieser Redaktion. Mit Blick auf die immer größer werdende Heterogenität der Klassen müsse die Schule mehr Angebot machen und brauche dafür entsprechende Räumlichkeiten.
Schillerschule Lampertheim
- Die Schillerschule im Herzen Lampertheims ist eine von drei Grundschulen in der Kernstadt.
- Zurzeit ist die Schule dreizügig . Das bedeutet, jedes Schuljahr starten drei erste Klassen.
- Die Schillerschule soll vierzügig werden. Dafür ist der Erweiterungsbau samt Mensa nötig.
- Mit dem Pakt für den Ganztag gibt es bereits ein Betreuungsangebot .
- Zurzeit besuchen knapp 300 Kinder die Schillerschule. Aufgrund von Zuzug in neue Baugebiete oder Wohnbebauung geht der Kreis Bergstraße als Schulträger von steigenden Schülerzahlen aus. Die Prognosen gehen für kommende Schuljahre von etwa 330 Kindern aus.
- Das historische Schulgebäude aus dem Jahr 1892 ist nicht barrierefrei .
- Zum Sportunterricht gehen die Klassen in die nahegelegene Sedanhalle.
Räume an verändertes Lernen und Unterrichten anpassen
Bei all diesen Überlegungen ist laut Wunder-Schönung allerdings ein Umdenken gefordert. „Wir müssen lernen, nicht mehr in Räumen zu denken, sondern in Funktionen“, sagt sie. Das meint, dass gemäß dem Prinzip „Form follows function“ zunächst überlegt wird, was gemacht werden soll, und dann in einem zweiten Schritt beraten wird, welche Räume man dafür braucht. „Wir sehen der Sache sehr positiv entgegen“, sagt die Rektorin und lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Eigenbetrieb Schule und Gebäude beim Kreis.
Tauschgeschäft zwischen Kreis, Stadt und Volksbank in trockenen Tüchern
Dass es mit diesen ersten, konkreten Überlegungen nun endlich losgehen kann, liegt auch daran, dass der Kreis Bergstraße, die Stadt Lampertheim und die Volksbank Darmstadt Mainz sich endlich über das für den Neubau nötige Tauschgeschäft verständigen konnten. Denn der Schulneubau kann nur auf der Fläche realisiert werden, auf der derzeit noch das Parkhaus Domgasse steht. Deswegen werden die Stadt und die Volksbank, denen das Parkhaus gehört, es an den Kreis als Schulträger abgeben. Im Gegenzug erhält die Stadt die Sedanhalle und die Alte Schule in Hofheim. Auf der Fläche soll dann eine Turnhalle mit Klassenräumen darüber entstehen, die dann auch die Sedanhalle ersetzt. Deren Grundstück kann die Stadt dann nach einem Abriss für andere Zwecke nutzen. Doch das ist noch Zukunftsmusik, erst einmal muss der Schulneubau stehen.
Der Kreistag hatte bereits im Juli 2021 diesem Tauschhandel zugestimmt, die Lampertheimer Stadtverordnetenversammlung hat ihre Zustimmung im Oktober 2023 gegeben. Seither fehlte noch die Zustimmung der Volksbank Darmstadt Mainz. Nun liegen aber auch dort entsprechende Gremienbeschlüsse vor, wie die Volksbank auf Anfrage mitteilt. Die Vertragsunterzeichnung stehe kurz bevor, teilt die Volksbank mit.
„Wir haben endlich eine Vertragsformulierung gefunden, die allen drei Parteien passt“, berichtet Bürgermeister Gottfried Störmer auf Anfrage. Er freut sich, dass die Schillerschule nun eine Perspektive bekommt und langfristig auch vierzügig werden könnte. Die Sedanhalle werde so lange bestehen und nutzbar bleiben, bis die neue Turnhalle in Betrieb ist, versicherte Störmer. Noch offen ist, was die Stadt mit der Alten Schule in Hofheim anfängt. Eine erste Suche nach einem Investor, der das denkmalgeschützte Gebäude übernehmen würde, blieb erfolglos, wie der Bürgermeister sagt. „Wir prüfen derzeit, ob wir für einen möglichen Verkauf Bedingungen setzen wollen, eine Vorlage für eine der nächsten Sitzungen des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses ist in Arbeit“, so Störmer.
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