Blick nach Worms - Das Nibelungenmuseum lädt zur Feier seines zehnjährigen Bestehens ein

Mit moderner Technik in die Vergangenheit

Von 
Regina Urbach
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Worms. Als am 18. August 2001 das Nibelungenmuseum an der Wormser Stadtmauer eröffnet wurde, hielt sich die Begeisterung der Wormser in Grenzen: Das Museum enthalte "nichts", nämlich keine Exponate, es sei viel zu teuer und noch dazu ein architektonischer Schandfleck an der altehrwürdigen staufischen Stadtmauer, hieß es. Sogar eine Bürgerinitiative zur Verhinderung des Baus wurde ins Leben gerufen.

Zehn Jahre später sind die kritischen Stimmen nicht verstummt, aber das multimediale Literaturmuseum lässt mittlerweile durch innovative Museumsvermittlung und digitale Medientechnik aufhorchen. Es war laut Museumsleiter Dr. Olaf Mückain sogar in der Lage, Impulse über die Stadt hinaus zu geben.

Zukunftswerkstatt

Nicht nur wurde die rührige Museumspädagogik des Hauses zur "Zukunftswerkstatt" auch für die anderen städtischen Museen. Von hier gingen Impulse zur Verbundarbeit mit anderen touristischen Institutionen wie etwa der Arbeitsgemeinschaft der Nibelungenstädte aus. Sogar die Gründer eines zweiten Nibelungenmuseums in Xanthen haben sich laut Mückain in Worms angeschaut, "wie man das macht". Die positive Resonanz auf die Multimediapräsentationen im "Mythenlabor" des Museums habe bereits zu Folgeaufträgen für die ausführende Medienagentur in anderen Museen geführt. Und das vom Team des Hauses angestoßene museumspädagogische Angebot habe voriges Jahr allein 4500 zusätzliche Museumsbesucher nach Worms gebracht.

Kulturkoordinator Volker Gallé ordnete in einem Pressegespräch den Werdegang des Nibelungenmuseums in die städtische Kulturstrategie der 90er Jahre ein. Worms orientiere sich von der reinen Industrie- zur Dienstleistungsstadt um und verfüge mittlerweile über einen etwa zur Hälfte refinanzierten Kulturetat von 13,5 Millionen Euro. Die anfängliche Kalkulation, mit etwa 40 000 Besuchern jährlich für die Betriebskosten ohne Zuschüsse auszukommen, gestand Gallé als "Fehleinschätzung" ein. Doch die tatsächlich erreichten gut 20 000 Besucher hält er für "ausgezeichnet" im Vergleich zu anderen kleineren städtischen Museen. Der benötigte Zuschuss von 310 000 Euro liege noch unter demjenigen für das städtische Museum Andreasstift mit nur halb so vielen Besuchern.

Mückain schätzt, dass nur etwa die Hälfte der Besucher aus der Region kommen; an genaueren Auswertungen werde noch gearbeitet. Insgesamt wertete er das kulturgeschichtliche Spezialmuseum mit Audiorundgang und der Präsentationssäule "Rütelin" als gelungene Institution, um Vergangenes auf moderne Weise zu vermitteln. Für viele auswärtige Besucher sei das Museum, so der Experte, erste Anlaufstelle, um sich über Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte des Nibelungenlieds oder das Fortleben mythischer Motive in moderner Science-Fiction und Fantasyliteratur zu informieren.

Zum zehnjährigen Geburtstag lädt das Nibelungenmuseum zum kostenlosem Schnuppern und buntem Rahmenprogramm ein: Lesungen bereiten den Nibelungenstoff humorvoll oder kriminaltechnisch auf, Stadtrundgänge, Theaterworkshop, Musik und Kaffee und Kuchen locken Groß und Klein, sich selbst ein Bild vom "enfant terrible" der Wormser Museen zu machen.

Freie Autorin Redakteurin, Texterin und Autorin. Ich wohne mit meiner Familie in Worms, berichte für lokale Medien und schreibe für Journale und gewerbliche Kunden Texte für Broschüren und Webseiten. Studiert habe ich Geschichte und arabische Kulturwissenschaften. Ehrenamtlich engagiere ich mich im WSV Roxheim (Segeln), der Nibelungenliedgesellschaft, dem Altertumsverein Worms und den Freunden der Nibelungenfestspiele. Mein Lieblingsressort ist die Kultur.

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