Schauspiel

Lampertheimer Volksbühne feiert gelungene Premiere

„Hoaddisch mool gehaiad“ heißt der Schwank, den die Lampertheimer Volksbühne zum ersten Mal in der Notkirche aufführt - in Erinnerung an den verstorbenen Regisseur Michael Tschirner

Von 
Dieter Stojan
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Oobaa Adoam (Frank Griesheimer) hegt Gefühle für die scheinbare Mutter der Pflegerin (Frank Burkhardt), links Paul Maerrad (Frank Swietlicki). © Berno Nix

Lampertheim. Ein erwartungsvolles Publikum hatte sich am Donnerstag in der Notkirche eingefunden, um endlich die Premiere des Schwanks „Hoaddisch mool gehaiad“ der Volksbühne Lampertheim zu erleben. Ursprünglich war die Uraufführung schon für Anfang November geplant gewesen, aber der Tod des Regisseurs Michael Tschirner am Aufführungstag verhinderte selbstredend eine Aufführung.

Erschwerend kam hinzu, dass die Witwe des Regisseurs, Heike Tschirner, eine Hauptrolle in dem Stück übernommen hatte, die sie jetzt, in Erinnerung an ihren Mann, wieder ausfüllt.

„Gute Stube“ nachgebildet

Tschirner hatte auch das Original „Ein Hof voller Narren“ auf Lampertheimer Mundart und Bezüge modifiziert. Drei geplante Vorstellungen wurden abgesagt, die Karten konnten zurückgegeben werden. Nun war es endlich soweit.

Und als sich der Vorhang öffnete, konnte man sich zuerst mal an dem gelungenen Bühnenbild erfreuen. Mit Akribie war die „gute Stube“ nachgebildet und gleichzeitig der Bezug zu Lampertheim hergestellt, denn im Hintergrund war der Dom durch einen offenen Zugang zu sehen.

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Dazu fehlte auch der Bezug zur Landwirtschaft nicht, denn ein weiterer Ausblick gewährte einen Blick auf einen Kuhstall. Alles nach den Ideen des Regisseurs gestaltet, wie „Suffleese“Angelika Jenner vom Ensemble informierte. Zwar sorgten die Ideen des Regisseurs für einige Sorgenfalten bei dem neunköpfigen Technikteam der Volksbühne, aber letztendlich konnte doch alles umgesetzt werden.

Die Geschichte auf der Bühne nahm ihren Lauf, die Anzahl der Missverständnisse und der gegenseitigen Täuschungen steigerte sich mit fortschreitender Handlung. „Widdfraa Magreed Märrad“ hat eine Tochter und einen Sohn, wollte ihren Bauernhof aber an das Kind vererben, das zuerst heiratet. Die beiden Geschwister waren wie Feuer und Wasser: Sohn Paul, gespielt von Michael Swietlicki, war heimlich schwul und plädierte für einen zukünftigen Biobauernhof, während Tochter Lena, gespielt von Saskia Fischer, für ein industrielles Anwesen mit Legebatterien für „Hinkel“ war. Was tun, war nun die Frage, denn so schnell wie möglich musste ein Partner zum Heiraten her, um für sich das begehrte Erbe zu sichern.

Scheinhochzeit mit Pflegerin

Sohn Paul wurde schnell fündig: Mit Agnieszka (Stephanie Seelinger), der Pflegerin von Opa „Adoam“ (Frank Griesheimer), wollte er eine Scheinehe eingehen, während Tochter Lena scheiterte, den Knecht Lui (Sven Soldan) für dieses Anliegen zu gewinnen. Er zeigte sich widerborstig.

Nicht gerade leichter wurde die Sache beim Auftritt von Pauls „Froind Mäddl“, gespielt von Frank Burkhardt. Er wusste seine Rolle als schwuler Freund überzeugend darzustellen - eine dankbare Rolle für jeden Komödianten, die er voll ausfüllte und dafür die meisten Heiterkeitserfolge im Publikum erzielte. Sein Auftreten, die Animosität gegen landwirtschaftliche Gerüche und die schlagfertigen Antworten führten immer wieder zu einer Situationskomik, die bemerkenswert war.

Agnieszka Kowalski (Stephanie Seelinger), Paul (Michael Swietlicki), Lena (Saskia Fischer) und Magreed (Heike Tschirner) bei der Premiere. © Berno Nix

Die Scheinehe wurde schließlich vollzogen und Tochter Lena intervenierte beim Ausländeramt wegen dem angeblich illegalen Aufenthalt der polnischen Pflegerin. Das gab dem Ensemble die Gelegenheit, das Beamtentum auf die Schippe zu nehmen, denn die „Beoamdin Roswidda (Roswitha Holzderber) nahm ihre Pflichten nicht so genau und hatte mehr die Pausenzeiten und die Schönheiten des Biedensand im Sinn. Auch das geplante Glasfaserprojekt in Lampertheim wurde thematisiert, denn Paul hatte Schwierigkeiten beim Telefonieren und schimpfte auf die schlechte Verbindung.

Die Mutter der Braut müsse bei den Feierlichkeiten dabei sein, forderte die „Widdfraa Magreed“, was zu weiteren Verwirrungen führte. Das nutzte die Froind Mäddl aus, um jetzt als Scheinmutter zu agieren.

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Die Szenen wurden immer wieder unterbrochen von den Auftritten des schwerhörigen Oobaa Adoam, der vieles missverstand, aber das, was entscheidend war, dann doch hörte. Frank Griesheimer konnte sich hier voll ausleben und erinnerte mit seinem Auftritt an längst vergangene Zeiten der Fernsehshow Klimbim. Es kam, wie es kommen musste. Die wahre Mutter von Pflegerin Agnieszka traf unverhofft ein und verstärkte das Chaos, die Scheinbraut verliebte sich in Knecht Lui und ging mit ihm ins Heu. Dieser sorgte für zusätzliche Heiterkeit mit seinem Tick, bei Erregung jedes Mal lautstark „Hinkelsch…“ zu rufen.

Happy End zum Schluss

Aber am Ende wurde alles wieder gut. Paul bekannte sich zu seinem schwulen Freund, die Mutter akzeptierte die neue Verbindung und versprach ihm den Hof, Agnieszka heiratete Knecht Lui. Nur Tochter Lena kam schlecht weg. Zwar wollte sie die Wahrheit, nicht ganz uneigennützig auf den Tisch bringen, aber Undank ist der Welt Lohn. Sie blieb am Ende mit leeren Händen zurück.

Das Publikum zeigte sich am Ende begeistert von der Aufführung. Die Akteure wurden mit rhythmischen Klatschen lange gefeiert, ein Erfolg der monatelangen Probenarbeit reichlich belohnte.

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