Lampertheim. Es ist ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm: Noch laufen die Vorbereitungen zur nächsten Süßkartoffelsaison im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Pantiru in Lampertheim. Auf den Feldern wird gehackt. Ein paar der rumänischen Saisonkräfte sind schon eingetroffen. „Ab Mitte Mai geht es hier so richtig rund“, sagt Konstanze Pantiru.
Die 37-Jährige und ihr Mann Ciprian bauen seit sechs Jahren Süßkartoffeln an. Mit Erfolg. Die Produktion hat sich von fünf bis sechs Tonnen jährlich auf 80 bis 100 Tonnen gesteigert. Statt auf einem halben Hektar wie am Anfang kultivieren die Pantirus die leckeren Knollen inzwischen auf bis zu sechs Hektar Ackerfläche. Doch wie kam das Paar auf die Idee, das ursprünglich aus den tropischen Gebieten Südamerikas stammende Gewächs im Ried anzupflanzen?
Der Klimawandel begünstigt das Wachstum von Süßkartoffeln
„Zunächst haben wir einfach nach einem zweiten Standbein gesucht. Denn hauptsächlich sind wir auf Knoblauch spezialisiert“, erklärt Ciprian Pantiru. Um keinem Kollegen vor Ort oder in der Umgebung Konkurrenz zu machen, setzten die beiden auf die Süßkartoffel.
„Das war schon ein bisschen ein Experiment“, gibt Konstanze Pantiru zu. Die Wärme liebende Pflanze aber ließ sich in Lampertheim gut an. Nicht nur die eh schon milde Witterung des Oberrheingrabens, auch der Klimawandel begünstigt, dass die Süßkartoffel im Ried prächtig gedeiht. „Das machen die heißen Sommer“, erläutern die Landwirte. „Und der Sandboden um Lampertheim, der die Wärme zusätzlich speichert.“
Wenn der Knoblauch Mitte Mai geerntet wird, löst die Süßkartoffel ihn auf den Feldern direkt ab. Die eingekauften Jungpflanzen werden vom 26. Mai bis zum 1. Juni auf Dämmen gepflanzt – ähnlich wie beim Spargelanbau. „Dadurch wachsen sie gerade, und die Arbeit mit dem Vollernter wird später erleichtert“, so Ciprian Pantiru.
Nährstoffe für das Gemüse liefert Kompost. Zusätzlichen Dünger setzen die Lampertheimer nicht ein. Bei Trockenheit allerdings muss beregnet werden. Denn eines braucht die Pflanze auf jeden Fall: genügend Wasser.
Eine Süßkartoffel bring 400 bis 600 Gramm auf die Waage
„Ansonsten ist sie pflegeleicht“, meinen die beiden Experten. Und schon im September kann und muss geerntet werden. „Haben wir die Süßkartoffeln nicht bis zum 14. September aus dem Boden geholt, werden sie binnen kürzester Zeit groß wie Melonen“, sagt Ciprian Pantiru schmunzelnd. Läuft dagegen alles nach Plan, bringt eine Süßkartoffel schließlich 400 bis 600 Gramm auf die Waage. In sogenannten Vorkeim-Kisten verpackt, werden die Knollen schließlich in einer Halle bei 26 Grad getrocknet, damit Feuchtigkeit nicht zu Schimmel führen kann. Danach lagern die Süßkartoffeln bei 14 Grad. „So würden sie bis zu einem Jahr halten“, macht Konstanze Pantiru deutlich. Allerdings hat das Paar seine gesamte Ernte bisher innerhalb von drei Monaten komplett verkauft. Abnehmer sei ein Händler, der wiederum die Edeka-Supermarkt-Kette beliefert.
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Die Pantirus sind überzeugt davon, dass sie auch künftig ihre rotschaligen Knollen schnell verkaufen können. „Die Süßkartoffel bleibt im Trend“, meinen sie.
Das liege zum einen daran, dass Gemüse bei der Ernährung eine immer größere Rolle spiele – auch bei Menschen, die nicht rein vegetarisch oder vegan essen. „Junge Mütter kochen außerdem verstärkt selbst für ihre Babys. Auch da spielt die Süßkartoffel eine wichtige Rolle“, weiß Konstanze Pantiru.
Transparente Produktion und Ökologischer Fußabdruck
Im Gegensatz zu in Langstreckenfliegern importiertem Gemüse hält die Landwirtin die Produktion vor Ort auch wegen des Ökologischen Fußabdrucks für sinnvoll. „Hinzu kommt, dass wir hier nach europäischen Standards und ganz transparent anbauen“, betont sie. „Unser Handeln ist gläsern. Hier kann jeder und jede die Äcker sehen, wo unsere Pflanzen wachsen, und wie wir mit unseren Mitarbeitern umgehen.“ Etliche der insgesamt 33 Erntehelferinnen und -helfer kommen schon zu den Pantirus, seit sich die zwei 2016 selbstständig gemacht haben. „Das sind Männer und Frauen, auf die wir uns wirklich verlassen können“, sagt der 40-jährige Ciprian Pantiru, der einst selbst als rumänischer Saisonarbeiter nach Lampertheim kam.
Den nächsten Schwung des diesjährigen Helfer-Teams erwartet das Paar bereits. „Auf den Trubel in der Hochsaison freuen wir uns schon“, sagen Konstanze und Ciprian Pantiru. Die letzten ruhigen Tage auf dem Lampertheimer Hof sind wohl angebrochen.
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