Lampertheim. Wegweisende Entscheidungen hat der Haupt- und Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend getroffen. Das Gremium hat sich sowohl für den Neubau des Bauhofs im neuen Gewerbegebiet Wormser Landstraße als auch für die Fusion von Energieried mit der GGEW ausgesprochen (siehe Bericht unten).
Wenn die Stadtverordnetenversammlung am 31. März der Entscheidung des Ausschusses folgt, wird der Lampertheimer Bauhof der Technischen Betriebsdienste nun doch an der Wormser Landstraße gebaut und nicht auf dem ehemaligen Energieried-Gelände an der Industriestraße.
Vor fast auf den Tag genau drei Jahren hatte das Stadtparlament mit der Mehrheit der SPD/FDP-Koalition das Gegenteil beschlossen: den Neubau in der Industriestraße. CDU und Grüne hatten schon da für den neuen Standort auf der grünen Wiese plädiert. Für SPD und FDP waren damals die Kosten ausschlaggebend. Nach damaligen Planungsstand sollte der Neubau an der Wormser Straße 2,3 Millionen Euro mehr kosten als der in der Industriestraße. Dafür nahmen Sozial- und Freidemokraten in Kauf, dass der Neubau in der Industriestraße wegen der engeren Platzverhältnisse nur suboptimal gestaltet werden könnte. Die Bauhofmitarbeiter hatten sich schon damals für die Wormser Landstraße ausgesprochen, weil bei der Planung dort die Bedürfnisse und Anforderungen der Technischen Betriebsdienste besser umgesetzt werden könnten.
Da die Kosten aufgrund der wirtschaftlichen Krisen inzwischen auch in der Industriestraße davongaloppieren, hat das Stadtparlament im vergangenen Oktober die Reißleine gezogen. Dies war möglich, weil sich inzwischen die Mehrheiten geändert haben und die FDP sich auf die Seite von CDU und Grünen geschlagen hat. So wurde ein Planungsstopp für den Bauhof-Neubau an der Industriestraße erwirkt und der Beschluss vom März 2020 de facto aufgehoben.
Kosten neu berechnet
Grundlage für die neuerliche Bewertung war nun eine überarbeitete Kostenschätzung für einen Neubau an der Wormser Landstraße. Die kommt für den Neubau an der Industriestraße auf einen Betrag von 13,7 Millionen Euro. Ursprünglich war mit 6,7 Millionen Euro kalkuliert worden - 2,4 Millionen Euro weniger als für die Wormser Landstraße berechnet worden waren. Eine neue Kostenschätzung, die die aktuellen Preissteigerungen berücksichtigt, kommt für diesen Standort vor den Toren der Stadt auf 12,97 Millionen Euro. Somit wäre er also inzwischen die günstigere Variante, an dem sich auch noch die Anforderungen der Technischen Betriebsdienste besser umsetzen ließen.
„In der Industriestraße ist keine zukunftsweisende Bauweise mehr möglich“, erklärte Bürgermeister Gottfried Störmer, der die Wormser Landstraße schon in der Diskussion vor drei Jahren als „Ideallösung“ favorisiert hatte. Und noch einmal machte Störmer darauf aufmerksam, dass die Zeit drängt. „Am alten Standort in der Industriestraße 33 können wir nicht mehr allzu lange bleiben.“ Doch sie drängt schon lange: Bereits 2019 hatte ein Gutachter festgestellt, dass die Hallen dort nur noch bis Ende 2023 genutzt werden können.
In der Ausschuss-Debatte mahnte Stefanie Teufel von der FDP an, aus „Respekt vor dem Steuerzahler“ nochmals zu prüfen, „ob wir den Bauhof in diesem Umfang brauchen?“ Wegen der klammen Haushaltssituation forderte sie: „Wir müssen uns noch mehr Gedanken über die Konsolidierung machen.“ Deswegen schlug sie vor, das Neubauprojekt von vornherein auf maximal acht Millionen Euro zu deckeln. „Das wird schwierig“, entgegnete Bürgermeister Störmer. Bei der Ausstattung habe die Verwaltung ohnehin schon auf einfachste Ausführung geachtet. Alexander Scholl, Fraktionsvorsitzender der CDU, warnte vor einer Kompromiss- oder Fehlplanung. Stefan Nickel von Bündnis 90/Die Grünen nannte es „richtig“, die Standortentscheidung jetzt zu treffen - auch im Interesse der Bauhofmitarbeiter.
Noch zu diskutieren ist, wie der Bau dann realisiert wird. Im Raum steht, dass die Stadt den Auftrag an einen Generalunternehmer vergibt, der sich um die komplette Umsetzung kümmert. Dafür wäre ein Nachtragshaushalt nötig, wie Kämmerer Gregor Ruh erläuterte. Am Ende der Debatte sprachen sich alle Fraktionen - CDU, Grüne, FDP und SPD - für den neuen Standort aus. Ein Ausschussmitglied enthielt sich der Stimme.
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