Nahverkehr

In Lampertheim kommt der Bus bald auf Bestellung

Der Busverkehr in Lampertheim wird neu aufgestellt. Ab 16. August ergänzt in der Kernstadt ein On-Demand-System die zwei Linien, die die Stadtteile verbinden.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Fünf solcher kleinen blauen Busse werden ab 16. August als VRN-Flexline durch die Lampertheimer Kernstadt kurven. Darüber freuen sich die Verantwortlichen von Kreis, Stadt, VRN, des Verkehrsunternehmens und vom Lampertheimer Behindertenbeirat beim Pressetermin. © Berno Nix

Lampertheim. Der Busverkehr in Lampertheim startet am 16. August in ein neues Zeitalter. Dann übernimmt der Kreis Bergstraße und mit ihm der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) wieder die Verantwortung für die Buslinien in der Kernstadt und zwischen den Stadtteilen. Das bedeutet auch, dass der Linienverkehr völlig neu organisiert wird.

Die Linienführung wurde überarbeitet, um parallele Verkehre zu vermeiden und die Anbindung zwischen den einzelnen Stadtteilen zu verbessern. Das neue Konzept ist eingebettet in ein regionales und überregionales Mobilitätsangebot, zu dem auch zwei S-Bahn-Linien und eine Regionalexpress-Linie gehören. Ergänzt wird es durch zehn VRNnextbike-Stationen mit 32 Mieträdern im Lampertheimer Stadtgebiet sowie einer Stadtmobil-Station mit zwei Leihwagen.

Busse werden telefonisch oder per App angefordert

Wesentliche Neuerung ist die Einführung eines sogenannten On-Demand-Systems. Die VRNflexline wird künftig mit fünf Kleinbussen durch die Kernstadt rollen. Sie fahren ausschließlich auf Abruf, Fahrgäste können sie telefonisch oder über die myVRN-App anfordern. Die Lampertheimer Flexline wird auch vollständig in die Verbindungsauskunft eingebunden. Fahrgäste sehen dort also, ob eine Flexline-Fahrt für sie die beste Verbindung ist.

Die Kleinbusse der VRN-Flexline können zu vielen virtuellen Haltestellen im Stadtgebiet bestellt werden. © Berno Nix

Künftig werden also keine großen Busse mehr auf festen Routen – und mehr oder weniger gut besetzt - durch die Wohngebiete kurven. Stattdessen halten die Kleinbusse an ausgewiesenen Haltestellen sowie an virtuellen Haltestellen der Flexline -vorausgesetzt es hat jemand Bedarf angemeldet. Wo die Haltestellen genau sind, sehen Fahrgäste in der App. Die modernen und zum Teil auch behindertengerechten Kleinbusse sind montags bis freitags von 8.15 bis 19.30 Uhr und samstags von 9.30 bis 18.30 Uhr im Einsatz.

Zusätzlich zu der Flexline verkehren in den frühen Morgenstunden zwischen 5.15 und 8.15 Uhr alle 20 Minuten feste Linien: Die 601 fährt von der Europabrücke durch die östlichen Wohngebiete zum Bahnhof und wieder zurück, die 602 von der Mannheimer Straße über die Wohngebiete im Westen und durch die Innenstadt zum Bahnhof und wieder zurück.

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Die Stadtteile werden über zwei Linien angebunden, die auf ihrer Route auch die Haupthaltestellen in der Kernstadt bedienen: Die 605 fährt von Hüttenfeld über Neuschloß nach Lampertheim und durch die Gewerbegebiete an der Wormser Straße weiter nach Rosengarten und Hofheim bis zur Firma Heess und dann wieder zurück. Die 644 kommt von Worms und fährt über Rosengarten nach Lampertheim zum Bahnhof und weiter nach Neuschloß über Hüttenfeld bis zum Bahnhof in Viernheim und wieder zurück. Beide Linien zusammen ergeben zwischen Rosengarten und Hüttenfeld einen 15- bis 30-Minuten-Takt.

An Schultagen und zu Schulzeiten verkehren drei zusätzliche Linien ins Schulzentrum-West beziehungsweise zur Pestalozzischule im Osten. Damit sollen die Kapazitäten im Schülerverkehr erweitert werden.

Die großen Busse sind auf den Linien unterwegs, die die Stadtteil mit der Kernstadt verbinden und im Schülerverkehr im Einsatz. © Berno Nix

Der Lampertheimer Busverkehr wird vollständig in den VRN-Tarif integriert. Für Abonnenten des Deutschlandtickets oder VRN-Zeitkarten-Inhaber fallen also keine zusätzlichen Kosten an. Wer nur gelegentlich fährt, kann über die myVRNApp ein Ticket kaufen oder ein- bzw. auschecken. Außerdem gibt es einen Ticketverkauf im Kiosk Sommer in der Sedanstraße am Schillerplatz. Die Mobilitätszentrale, die VRN und TVL gemeinsam in der Kaiserstraße betrieben hatten, hat bereits geschlossen. Alle Informationen zum neuen Busverkehr in Lampertheim sind in einer Fahrplanbroschüre zu finden, die an alle Haushalte verteilt wird.

Diese Fahrplanbroschüre wird an alle Lampertheimer Haushalte verteilt. © Berno Nix

Die Stadt Lampertheim hatte im vergangenen Jahr den Lampertheimer Busverkehr optimiert. Das hatten die Fraktionen von CDU-Grünen und FDP im Stadtparlament gegen die Stimmen der SPD und auch gegen die Überzeugung von Bürgermeister Gottfried Störmer durchgesetzt – in der Hoffnung, so Geld zu sparen. Die städtische Gesellschaft Verkehr und Tourismus Lampertheim VTL, die den Busverkehr in den vergangenen Jahren organisiert hat, wird aufgelöst.

© MM-Grafik

Landrat Christian Engelhardt (CDU) erinnerte bei der Vorstellung des neuen Angebots an die lange Vorgeschichte und die intensiven Diskussionen über Vor- und Nachteile eines stadteigenen Personennahverkehrs. „Für uns ist es sinnvoll, die Verkehre in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu planen“, sagte er. Den ersten On-Demand-Verkehr im Kreis Bergstraße betrachtet er als Schritt hin zu einer modernen Mobilität. Dass der Behindertenbeirat in die Planungen miteingebunden wurde, lobte Engelhardt ausdrücklich.

Der Beirat hatte sich besonders für ein Abruf-System mit behindertengerechten Fahrzeugen eingesetzt, da in Lampertheim viele Haltestellen für mobilitätseingeschränkte Personen nur schwer zu erreichen sind und der barrierefreie Umbau nur schleppend voran kommt. Jochen Halbauer, Vorsitzender des Behindertenbeirats und selbst auf einen schweren Elektrorollstuhl angewiesen, nannte das neue Angebot und die neuen Busse einen „Quantensprung“ für mobilitätseingeschränkte Menschen in Lampertheim.

Jochen Halbauer vom Lampertheimer Behindertenbeirat freut sich, dass es für mobilitätseingeschränkte Menschen leichter wird, den ÖPNV zu nutzen. © Berno Nix

Michael Winnes, Geschäftsführer des VRN, betonte, dass mit der Flexline der Busverkehr näher an die Menschen in den Wohngebieten herankomme. „Auf diese Weise können wir viel mehr Haltestellen ausweisen. Das Netz wird dichter, die Wege kürzer“, erklärte er. Senioren, die sich von dem digitalen System abgehängt fühlen, bietet der VRN online Tutorials an und gegebenenfalls auch Schulungen, wie die App zu bedienen ist. Alle sollten den Mut haben, sich mit dem System zu beschäftigen, das könne den Alltag erleichtern, so Winnes.

Den Zuschlag für das Linienbündel hat mit der Firma Behles Bus aus Kirchheimbolanden ein Unternehmen erhalten, das bisher vor allem auf linksrheinischer Seite unterwegs ist. Geschäftsführer Marc Hein versicherte, dass ausreichend Fahrer zur Verfügung stünden und dass die Flotte im Frühjahr nächsten Jahres auch noch neue Fahrzeuge dazu bekommt.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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