Lampertheim. Im inneren Teil des sogenannten Unterdorfs in der Lampertheimer Kernstadt darf baulich in den nächsten zwei Jahren nichts verändert werden. Das hat die Lampertheimer Stadtverordnetenversammlung in ihrer jüngsten Sitzung am vergangenen Freitag entschieden. Mit einer Mehrheit von 29 Ja-Stimmen bei vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen wurde beschlossen, dass das Gebiet „Quartiersmitte Unterdorf“ mit einem Bebauungsplan neu geordnet wird. Außerdem hat das Parlament einer Veränderungssperre für den Geltungsbereich des Bebauungsplans zugestimmt. Damit will die Stadtverwaltung sicherstellen, dass eine geordnete Stadtentwicklung in diesem Bereich weiter möglich bleibt.
Als Unterdorf wird das Karree bezeichnet, das im Westen von der Mannheimer Straße, im Norden von der Römerstraße, im Osten von der Riesengasse und im Süden von der Straße Am Graben begrenzt wird. Der neue Bebauungsplan und die Veränderungssperre sollen für den inneren Kern des Areals gelten. Hier gibt es etliche unbebaute Flurstücke oder Flächen, auf denen alte, landwirtschaftliche Gebäude stehen, die so nicht mehr genutzt werden.
Stadt Lampertheim strebt eine bessere bauliche Ordnung seit mehr als 25 Jahren an
Schon 1999 war ein Bebauungsplan für das Unterdorf erstellt worden, der zum Ziel hatte, „die bauliche Nutzung des Quartiers zu regeln“. Zur Erschließung und Entwicklung der im Inneren liegenden Flächen sollten öffentliche Straßen angelegt werden. Da die Stadt aber keinen Zugriff auf die infrage kommenden Grundstücke bekommen hat, wurde das nie realisiert. So steht es in der Beschlussvorlage, über die in der Sitzung am Freitag abgestimmt wurde.
Eine Verdichtung durch Bebauung hat im Unterdorf in den vergangenen Jahrzehnten zwar stattgefunden, allerdings nicht geordnet. Außerdem sind die Grundstücke lediglich über Privatwege von der Römerstraße aus erreichbar. Mit Beginn des Stadtumbaus, der mit Fördermitteln von Bund und Ländern finanziert wird, wurde 2019 über ein Konzept für die Entwicklung des Quartiers nachgedacht - inklusive verkehrlicher Anbindungen an die Römerstraße, die Riesengasse und die Straße Am Graben.
Gleichzeitig hat die Stadt Grundstücke angekauft, wenn sich die Möglichkeit dazu bot, oder sich ein Vorkaufsrecht gesichert. Allerdings ist sie längst nicht im Besitz ausreichend vieler, zusammenhängender Grundstücke, sodass eine von der Stadt gesteuerte Entwicklung derzeit nicht möglich ist. Bei einer Bürgerbefragung im Jahr 2019 hatten sich Grundstückseigentümer kritisch gegenüber den Plänen der Stadt geäußert. „Es gab aber auch positive Rückmeldungen“, erinnert sich Bürgermeister Gottfried Störmer auf Nachfrage dieser Redaktion.
Bürgermeister: Auf derart zentralen Flächen sollte Wohnraum entstehen
Störmer ist überzeugt, dass eine gezielte Entwicklung des Areals für Lampertheim von Vorteil wäre. Dies seien innerstädtische Flächen, die in einer Stadt der Größenordnung Lampertheims zu zentral lägen, als sie nicht für Wohnbebauung zu nutzen. Allerdings sei die Politik bisher zu zögerlich gewesen, hier entsprechende Beschlüsse zu fassen. „Wir werden das Gebiet nicht in den nächsten fünf Jahren entwickeln oder gar bebauen können. Aber man muss doch auch mal den Mut haben und in die Zukunft investieren“, findet der parteilose Bürgermeister, dessen Amtszeit am 30. November nach zwei Amtsperioden endet.
Mit dem neuen Bebauungsplan und der Veränderungssperre will die Verwaltung vor allem Zeit gewinnen. „Wir brauchen diese Zeit, um politisch zu klären, ob wir das Areal entwickeln und verdichten wollen“, so Störmer. Die Veränderungssperre soll in erster Linie verhindern, dass zwischenzeitlich Gebäude errichtet werden, die zu einem späteren Zeitpunkt einer Entwicklung im Wege stünden oder eine Zuwegung in das Areal unmöglich machen. Die Veränderungssperre wird auf zwei Jahre befristet.
„Das ist ein relativer harter Eingriff“, hatte Störmer schon im beratenden Stadtentwicklungs- und Bauausschuss im September gesagt. „Wir sollten die zwei Jahre nutzen, um uns klar darüber zu werden, was wir dort wollen“, rief er den Stadtverordneten zu.
FDP-Vertreter wollen städtische Grundstücke lieber verkaufen
Das Votum der Fraktionen war im Ausschuss noch unterschiedlich ausgefallen. Während Stefan Griesheimer vorschlug, die Eigentümer der dortigen Grundstücke abermals in die Beratungen einzubeziehen, schlug Thomas Bittner von der FDP vor, die Grundstücke, die der Stadt gehören, zu verkaufen. „Wenn man es in 25 Jahren nicht geschafft hat, weitere dazuzubekommen“, sei das der bessere Schritt als weiter zu hoffen, welche zu erwerben. Zumal die Stadt in Anbetracht ihrer knappen Finanzmittel aktuell überhaupt nicht in der Lage ist, „Grundstücke im großen Stil anzukaufen“, wie es der Bürgermeister formulierte.
In der Stadtverordnetenversammlung hatte sich Stefanie Teufel von der FDP noch einmal zu dem Thema zu Wort gemeldet. „Man sollte dem Beschlussvorschlag so nicht zustimmen“, sagte sie. Die Anwohner hätten schon in der Vergangenheit Einwände vorgebracht. Auch sie plädierte dafür, die städtischen Grundstücke dort jetzt lieber zu veräußern. Dann könnten alte wie neue Privateigentümer dort bauen, wie sie es möchten, und die Stadt würde Geld erwirtschaften.
Oder ihr Alternativvorschlag: Auf den städtischen Grundstücken dort ein dreistöckiges Parkhaus errichten, um den Parkdruck zu nehmen, der auf die Innenstadt zukommt, wenn das Parkhaus Domgasse abgerissen wird. Ihr Appell, „lieber in diese Richtung zu denken, als da eine Veränderungssperre reinzuhauen“, blieb allerdings ungehört. Am Ende stimmte eine Mehrheit von CDU, SPD und Grünen für den neuen Bebauungsplan samt zweijähriger Veränderungssperre.
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