On-Demand-Angebot

„Ich erwarte sehr hohe Mehrkosten“

VTL-Geschäftsführer Bernd Isenhardt blickt kritisch auf das geplante On-Demand-Angebot. Er findet es etwa falsch, für den On-Demand-Verkehr zwei innerstädtische Buslinien auszubremsen

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Stephen Wolf
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Lampertheim. Herr Isenhardt, wie sehen Sie als VTL-Geschäftsführer die Entscheidungen Ihres Aufsichtsrates beziehungsweise die Vorstellungen in den politischen Gremien?

Bernd Isenhardt: Offen gesagt, ich bin mit einigen Beschlüssen ganz und gar nicht glücklich. Aber in diesem Ausschreibungsprozess ist nicht die Meinung des Geschäftsführers gefragt, sondern der politische Wille. Er zeigt sich in der Beschlussfassung zur Ausschreibung.

Was stört sie?

Isenhardt: Das Mobilitätskonzept der Geschäftsleitung sah ursprünglich vor, die Führung der Linien 601/602 und 603/604 aufgrund häufiger Verspätungslasten zu ändern. Vorgesehen war zudem eine emissionsfreie Antriebstechnik im Linienbündel Lampertheim, die Beseitigung von Problemen aufgrund der nicht vorhandenen Wendeschleifen in Hüttenfeld und Hofheim. Auch wollte man die permanenten Umwegfahrten zur Haltestelle Schillerplatz in den Blick nehmen sowie die Schaffung einer nächtlichen Lademöglichkeit für batterieelektrische Fahrzeuge in einem Betriebshof ermöglichen. Das sind nur einige Beispiele, für Vorschläge, die in den Gremien bisher keinen Anklang fanden. Ganz zu schweigen von der dringend benötigten Schaffung eines bewirtschafteten und kontrollierten Parkraums.

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Die Politik lobt sich für das Vorhaben, einen On-Demand-Betrieb einzuführen. Wie finden Sie das?

Isenhardt: Ich habe Bedenken mit Blick auf dieses Konzept. Denn der On-Demand-Verkehr soll die im 20-Minuten Takt ausgestalteten innerstädtischen Linien 603/604 ersetzen. Ob das wirklich effizienter sein wird, muss sich erst noch zeigen. Ich zweifle daran. Natürlich ist der Schulverkehr hiervon ausgenommen und wird weiterhin durch große Busse auf diesen Linien bedient. In welcher Größenordnung muss jedoch noch in naher Zukunft ausgearbeitet werden. Gut finde ich allerdings, dass man im On-Demand-Verkehr, gemäß der Gesetzesvorgabe, überwiegend batterieelektrische Fahrzeuge einsetzen möchte.

Was bedeutet das wirtschaftlich?

Isenhardt: Nach meiner Einschätzung werden durch die Trennung von Bus- und On-Demand-Verkehr sehr hohe Mehrkosten verursacht. Die entstehen einerseits im Bereich von Fahrzeugen, die im Einsatz außerdem vorgehalten werden müssen. Andererseits dürften die Kosten im Bereich Personal steigen. Auch sollten die künftigen Kosten für Software, Kommunikation, Koordination und Abstimmung nicht unberücksichtigt gelassen werden.

Und die Kunden?

Isenhardt: Sie müssen sich daran gewöhnen, dass nicht mehr automatisch im 20-Minuten-Takt ein Bus kommt, sondern sie ihren Fahrtwunsch zunächst über ein Smartphone oder telefonisch anmelden müssen. Künftig wird es zudem kein Ruftaxi mehr geben. Somit müssen wir auf die Ausgestaltung des Angebots, sei es im Bereich Bus oder im Bereich des On-Demand-Verkehrs, genau hinsehen. Sehr schade fand ich übrigens die Diskussion im Ausschuss, als es um die Kalkulation der künftigen Kosten ging. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir keine seriöse Kalkulation vornehmen. Es geht ja immerhin um eine weitreichende Entscheidung für den Öffentlichen Nahverkehr Lampertheims. (Bild: Wolf)

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