Jobs in Gefahr

Droht Stellenabbau bei Ixys in Lampertheim?

Schlechte Stimmung am Lampertheimer Standort des US-Halbleiter-Herstellers. Die IG Metall warnt, zahlreiche Jobs könnten wegfallen. Das Unternehmen weist darauf hin, dass beinahe vier Millionen Euro gespart werden sollen

Von 
Stephen Wolf
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Warnstreik vor dem Werkstor: Mitarbeiter von Littelfuse-Ixys streiken für einen höheren Tarif. Außerdem sorgen sie sich um ihre Arbeitsplätze. © Berno Nix

Lampertheim. Die IG Metall warnt vor einem Stellenabbau beim Lampertheimer Halbleiter-Hersteller Littelfuse-Ixys. „Das Unternehmen hat den Mitarbeitern mitgeteilt, dass Stellen in bestimmten Bereichen abgebaut werden sollen“, sagte der Geschäftsführer der IG Metall Darmstadt, Daniel Bremm, am Rande eines Warnstreiks vor dem Werk in Lampertheim. Das habe „maximale Verunsicherung“ in der Belegschaft ausgelöst.

Zahlreiche Mitarbeiter hatten sich dort am Mittwoch am Warnstreik beteiligt, um ihren Forderungen im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie Nachdruck zu verleihen. In den Stunden zuvor habe es zudem eine Betriebsversammlung gegeben, wie der Gewerkschaftsvertreter weiterhin sagte. Einen Tag vor dieser Versammlung seien die Mitarbeiter über anstehende Kündigungen unterrichtet worden.

Unternehmen will knapp 3,7 Millionen Euro einsparen

Folglich ging es bei der Zusammenkunft vor dem Werk nicht nur um die Forderung nach einer Lohnerhöhung von sieben Prozent, sondern auch um den möglichen Abbau von Jobs. „Wir gehen davon aus, dass nach und nach alle Sparten im Unternehmen mit dem Thema konfrontiert sein werden“, sagte Bremm. Der Geschäftsführer der IG Metall in Darmstadt ist, rief die Ixys-Mitarbeiter zur gegenseitigen Solidarität auf. Wenn das Unternehmen erste Stellen erfolgreich gekürzt habe, sei mit weiteren Forderungen nach Personalabbau zu rechnen. Wie er sagte, wurden in den vergangenen Monaten etwa 80 Leiharbeiter bei Ixys abgemeldet. Das sei ein Indiz für eine solche Vorgehensweise.

Mit über 500 Mitarbeitenden ist der Halbleiter-Hersteller einer der größten Arbeitgeber in der Region, heißt es in einer früheren Darstellung der Wirtschaftsförderung Bergstraße.

Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie

  • Die IG Metall hat im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie ihre Warnstreiks fortgesetzt. Bundesweit nahmen 58 000 Beschäftigte an Protesten teil, teilte der Gewerkschaftsvorstand mit.
  • Auch bei Littelfuse Ixys in Lampertheim wurde die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr.
  • Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Laufzeit von 27 Monaten. wol

Das Unternehmen mit Hauptsitz in den USA selbst widersprach nicht, dass ein Stellenabbau geplant sei, ging aber auch nicht konkret darauf ein. Deutschland bleibe ein zentraler Bestandteil bei der Strategie des Unternehmens, hieß es auf Anfrage dieser Redaktion. Gleichwohl müsse Geld eingespart werden: „Uns ist bewusst, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen eine Belastung für unser Team und die Gemeinschaft in Lampertheim darstellen, und wir sind entschlossen, verantwortungsbewusst darauf zu reagieren“, teilte Geschäftsführer Roman Tabor mit.

Obwohl eine Steigerung der Effizienz bereits positive Ergebnisse erzielt hätten, „müssen wir dennoch zusätzliche Kosteneinsparungen in Höhe von etwa 3,7 Millionen Euro sicherstellen, um die finanzielle Nachhaltigkeit des Standorts zu gewährleisten.“

IG Metall warnt vor Salamitaktik

Eine weitere Restrukturierung sei daher notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Man verpflichte sich jedoch, den Prozess fair und transparent zu gestalten. Vorgesehen sei eine enge Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, „um Auswirkungen auf Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten“. Zudem widersprach das Unternehmen Vorwürfen der IG Metall, etwa mit Blick auf den Kurs beim Stellenabbau. Im Gegenteil trete das Unternehmen für den Erhalt von Arbeitsplätzen in kritischen Bereichen ein, etwa bei der Fertigung und Montage von Halbleitern. Man setze sich dafür ein, Stabilität dort zu schaffen, wo sie am meisten gebraucht werde.

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Die IG-Metall ihrerseits erinnerte daran, dass im Sommer zwölf Frauen und Männer vor dem Arbeitsgericht Darmstadt gegen ihre Entlassungen bei Littelfuse-Ixys geklagt hatten. Aus Sicht der Gewerkschaft gab es bisher keine zufriedenstellende Begründung für diesen Schritt. Das Unternehmen hatte damals betont, man habe im Einklang mit dem Arbeitsrecht gehandelt. Im Rückblick will Daniel Bremm darin ein taktisches Manöver erkennen: „Das war der erste Versuch. Das Unternehmen will sehen, wie die Belegschaft reagiert.“

Nach seiner Einschätzung könnten 50 bis 70 Stellen in Lampertheim wegfallen. Bremm zufolge stehen Arbeitsplätze von Ingenieuren im Fokus. „Wenn solche Fachkräfte gehen, dürfte sich das negativ auf den gesamten Standort auswirken“, mutmaßte er. Niemand im Unternehmen könne sich mit Blick auf seinen Job daher sicher fühlen.

Redaktion

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