Freizeit

Bunte, blinkende Automaten locken Flipperfans nach Lampertheim

Der Flipper-Sammler Joachim Fuchs aus Bensheim hat seine Sammlung zurzeit in Lampertheim untergebracht und am Samstag einen Tag der offenen Tür ausgerichtet. Der lockte etwa 100 Besucher ins frühere "Neckartal".

Von 
Dirk Timmermann
Lesedauer: 
65 Flipper aus vier Jahrzehnten hat Joachim Fuchs im ehemaligen Lokal „Neckartal“ ausgestellt. Das lockt am Samstag zahlreiche Besucher in die frühere Kegelhalle an der Alten Viernheimer Straße. © Dirk Timmermann

Lampertheim. Aus allen Ecken ist das Schnalzen und Klackern zu hören. Metallkugeln flitzen entlang farbenfroher Bahnen und finden den Weg ins Ziel. Der Andrang ist groß, fast 100 Menschen säumen die Spieltische. Sie alle verbindet die Liebe zu einer selten gewordenen Freizeitbeschäftigung. „Ich spiele Flipper seit meiner Jugend“, sagt Michael Weidner.

In „allen Spielhöllen der Stadt“ habe er einst seine Zeit damit verbracht, bekennt der Lampertheimer. Der Reiz dieses Spiels? „Man kann die Kugel beeinflussen, es ist kein reines Glücksspiel!“ Viel mehr gefragt sei Geschicklichkeit.

Geschlossenes Lokal in Lampertheim als Flipper-Heimat

An 65 Geräten probiert sich Weidner an diesem Tag aus. 15 Euro beträgt der Eintritt, drei Stunden flippern sind dafür drin. Verantwortlich für die Ausstellung: Joachim Fuchs, seines Zeichens Sammler, Vermieter und Restaurator von Flippern.

80 bunte Kisten besitzt der Bensheimer, die meisten hat er in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz erworben. In der früheren Kegelhalle des „Neckartal“ an der Alten Viernheimer Straße in Lampertheim zeigt er die schönsten Exemplare. Das 2018 geschlossene Lokal dient als provisorische Heimat.

Flipper-Sammler Joachim Fuchs präsentiert den Gästen seine persönlichen Lieblingsgeräte. © Dirk Timmermann

Schon länger wollte der 55-Jährige seine Flipper einem breiteren Publikum präsentieren. „Nicht alle funktionieren“, stellt der ehemalige SAP-Mitarbeiter kurz nach der Eröffnung fest. Den Spaß trübt das nicht. Bildschirme flackern, Punkte werden ergattert. Die Basketballer der „Harlem Globetrotters“ zieren ebenso die Kopfaufsätze wie Schauspieler und Rocklegenden. „Led Zeppelin“ ist beliebt, auch Comic-Held Flash Gordon und „Terminator“ Arnold Schwarzenegger sind Motive der Automaten, von denen viele aus der Produktion der US-Firma Bally stammen.

Popkultur trifft so auf Zeitgeschichte. „Es ist wie in einem Escape-Room“, findet Michael Weidner. Rätsel müsse man lösen, um weiterzukommen. Doch auch die Technik hat es dem Flipper-Fan angetan: Spannend sei deren Weiterentwicklung, von rein mechanischen bis hin zu hochmodernen, elektronischen Geräten mit Videoeinlagen ist alles geboten.

Vier Jahrzehnte Flipper-Geschichte zeigt die Ausstellung von Fuchs, der sich schon als Jugendlicher mehr für die Maschinen denn für das Spiel interessiert hat. So sieht es auch Günter Weidenauer: „Mich reizt das Technische und das Mechanische“, erzählt der Lampertheimer. Faszinierend sei das Zusammenspiel und außerdem: „Jede Kugel hat ihren eigenen Drall.“ Dahinter stecke „bewundernswerte Ingenieurskunst“. Und natürlich hat Weidenauer auch selbst einen Flipper: „Herr der Ringe“ ist das Artwork seines heimischen Geräts.

Bis in die 1980er Jahren waren Flipper in Kneipen allgegenwärtig

Viele der Besucher sind mittleren Alters, die meisten männlich. Flippern ist Teil ihrer Jugend gewesen, tolle Geschichten verbinden sie mit dieser Leidenschaft. „Mancher Spieler hat seine spätere Ehepartnerin beim Flippern kennengelernt“, weiß Fuchs. Bis weit in die 1980er Jahre war das Spiel mit der glänzenden Kugel in Kneipen und Spielhallen omnipräsent. Vor dem Siegeszug von Computer, Smartphone und Spielekonsole hatten Flipper-Automaten darüber hinaus auf Volksfesten und in Kleinstadtkinos ihren Platz. Heute sind die auch als „Pinball Machines“ bekannten Kästen weitgehend verschwunden, sehr zum Bedauern der Fangemeinde.

Mehr zum Thema

Nostalgie

Hand am Drücker: Das steckt hinter einer beeindruckenden Flipper-Sammlung in Lampertheim

Veröffentlicht
Von
Stephen Wolf
Mehr erfahren

Doch nicht nur Nostalgie und Technik treiben die Spieler an. Auch das Spiel selbst verlangt ihnen einiges ab: Elementar für die schnelle Reaktion ist der Einsatz des Körpers. Zuweilen breitbeinig geht es mit Schwung in die Knie, während die Hände die seitlichen Knöpfe drücken. Fiepen, Surren und metallische Geräusche begleiten den Spielfortschritt.

Dass die Ausstellung derart gut ankommt, hat Fuchs dann doch überrascht. Das prinzipiell große Interesse am Thema war ihm aber bekannt. Schon zur „Test-Ausstellung“ im Dezember waren 100 Besucher gekommen. Flippern ist einfach „in“ in der Spargelstadt. Das Ziel des Sammlers ist daher klar: „Ein Flipper-Museum für Lampertheim!“ Gespräche sollen demnächst geführt, Chancen ausgelotet werden. Vergleichbare Sammlungen gibt es bereits in Seligenstadt, Schwerin sowie in Neuwied mit dem Deutschen Flippermuseum. Tausende Besucher wurden allein dort in den vergangenen Jahren gezählt.

„Die Rhein-Neckar-Region ist leider noch flippermuseumsfrei“, beklagt Fuchs. Das möchte er dringend und dauerhaft ändern. Bevor es so weit ist, verbleiben die Geräte im „Neckartal“ -„mindestens noch dieses Jahr“. Weil ein Abriss des früheren Lokals geplant wird, ist auf mittlere Sicht ein neues Refugium vonnöten. Mögliche Säle schaut sich Fuchs derzeit an.

Weitere Infos unter pinball-classics.de

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke