Geburtstag

Bücherei versorgt seit 70 Jahren Lampertheimer mit Lesestoff

Einrichtung feiert ihre Gründung in den 1950er Jahren mit einem großen Familienfest am Samstag

Von 
Bärbel Jakob
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Hier, im Haus am Römer, ist die Stadtbücherei untergebracht. Seit 70 Jahren können sich die Lampertheimer dort ihre Bücher ausleihen. © Berno Nix

Lampertheim. Bald ist es wieder Zeit, sich mit spannender oder auch entspannender Sommerlektüre für den Urlaub einzudecken. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die schönsten Wochen des Jahres in der Ferne oder auf Balkonien verbringt. Für einen geringen jährlichen Beitrag gibt es bei der Stadtbücherei Lampertheim für jeden Geschmack den passenden Lesestoff – und das seit nunmehr fast 70 Jahren.

Lange war der Besitz von Büchern dem Adel, dem Klerus und später dem gehobenen Bürgertum vorbehalten. Erst im 19. Jahrhundert begann auch die Dienstboten- und Arbeiterschicht, sich für das Lesen zu interessieren. Oft erfolgte der Einstieg über Zeitschriften wie die „Gartenlaube“, in der in Fortsetzungen Romane von Marlitt, Gerstäcker und Ganghofer erschienen.

Lange Zeit danach war der Erwerb von gebundenen Büchern eine Investition, die sich die ärmere Bevölkerung nicht leisten konnte. Da eröffneten 1850 in Berlin gleich vier Leihbüchereien, andere Städte zogen nach. Von da an war das Lesen nicht mehr allein denjenigen vorbehalten, die sich Bücher kaufen konnten.

Kleinere Bibliothek seit 1869

Es sollte bis ins Jahr 1952 dauern, bis auch die Lampertheimer eine eigene Stadtbücherei bekamen. Doch kleinere Einrichtungen gab es bereits davor: Bereits 1869 war eine kleine Bibliothek durch den evangelischen Pfarrer Ludwig Frohnhäuser gegründet worden. Danach gab es laut der Internetseite der Lampertheimer Stadtbücherei von 1902 bis 1935 eine evangelische Lesehalle.

Die Katholische Gemeinde hatte ebenfalls eine eigene Lesestoffsammlung, nämlich die Borromäus-Bücherei. Diese befand sich von 1926 bis 1941 zunächst im Gasthaus „Zum Schwanen“, nach dem Zweiten Weltkrieg zog sie in ein Gebäude hinter dem Pfarrhaus, wo heute das St. Andreasheim steht. Dieses Angebot gab es parallel zur Stadtbücherei noch bis 1969.

Außerdem bekamen die Lampertheimer ab 1925 Lektüre vorbeigefahren. Denn ein Bus der Wormser Stadtbibliothek machte regelmäßig in 50 kleinen Orten in Rheinhessen und dem Ried Halt, um die Bevölkerung mit Lesestoff zu versorgen. Das Angebot musste aber nach wenigen Jahren in der Zeit der Weltwirtschaftskrise aus finanziellen Gründen eingestellt werden.

Günderoth weiht Einrichtung ein

Am 22. Dezember 1952 weihte der damalige Bürgermeister Adam Günderoth die erste öffentliche Bücherei Lampertheims ein. Ein besonderer Wunsch der Lampertheimer ging damit in Erfüllung. Dies zeigte sich auch daran, dass von den 700 Büchern, die den Anfangsbestand bildeten, viele von der Bevölkerung gespendet worden waren. Das erste Buch war eine Bibel. Und als erste Bibliothekarin fungierte Ria Pfeiffer, die Ehefrau des späteren Bürgermeisters Hans Pfeiffer.

Das Angebot der Bücherei ist inzwischen auf über 27 000 Medien angewachsen und umfasst längst nicht mehr nur Bücher. Hinzu kommen noch 50 000 e-Medien, also elektronische Medien, die über www.metropolbib.de heruntergeladen werden können.

Stolze Leiterin

Diplom-Bibliothekarin Barbara Burkard ist seit 1987 Leiterin der Lampertheimer Stadtbücherei, bis 2016 gemeinsam mit Cornelia Hotz-Steinmeier. Burkard ist stolz auf die bundesweit einzigartige Kombination aus gemeinsamem Bibliotheksausweis und Katalog, Online-Verbund und der Vereinsstruktur unter hauptamtlicher Geschäftsführung.

Ziele der Metropol-Card-Bibliotheken Rhein-Neckar seien laut Leiterin Burkard die Förderung und Organisation der Zusammenarbeit der Öffentlichen Bibliotheken in der Metropolregion Rhein-Neckar, die Bereitstellung hochwertiger Bibliotheksangebote, die Stärkung des Metropolregion-Gedankens sowie die Förderung der Bildungsgerechtigkeit.

„Nicht mehr in den Bibliotheken gefragt sind derzeit Sachbücher, die längst durch das Internet ersetzt wurden“, sagt Burkard. In der Zukunft will die Stadtbücherei vermehrt dazu beitragen, die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Deshalb auch die enge Zusammenarbeit mit der Jugendförderung und das vielfältige Veranstaltungsangebot für junge Leute. Unbedingt erwähnenswert seien dabei auch die Ehrenamtsprojekte „Leselust statt Lesefrust“ sowie die „Steinzeit-AG“, betont Barbara Burkard.

Familienfest am Samstag

Ihren 70. Geburtstag feiert die Stadtbücherei Lampertheim bewusst mit einem Familientag am Samstag, 9. Juli. Denn die Mitarbeiter wollten auch beim Jubiläum ihre Zielgruppe ansprechen, und das sind Familien mit Kindern.

Los geht es um 11 Uhr mit der Experimental-Lesung „Das Raumschiff der kleinen Forscher“ von Joachim Hecker. Um 12.15 Uhr sind die Besucher eingeladen, selbst Versuche an den Experimentier- und Spielstationen der Jugendförderung zu machen. Um 14.15 Uhr schließt die Geschichtenerzählerin Renate Rhein den Familientag bis 15.00 Uhr ab.

Bei gutem Wetter findet die Veranstaltung auf der Domwiese statt, bei Regen im Römersaal und der Stadtbücherei. Der Eintritt ist frei. Ja

Freie Autorin

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