Geschichtliches - Blick in die Historie Lampertheimer Familiennamen / Heinrich Friedrich Karb forscht

Buchstabe macht Unterschied

Von 
Bärbel Jakob
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Lampertheim. Im späten Mittelalter entstanden in Deutschland allmählich die Familiennamen, mit deren Hilfe Personen gleichen Vornamens anhand ihrer Herkunft, der Wohnstätte, ihres Berufs oder Aussehens näher bezeichnet wurden.

Die noch vorhandenen Lampertheimer Kirchenbücher beginnen erst im Jahre 1645 (die evangelischen) beziehungsweise 1698 (die katholischen) mit ihren Aufzeichnungen, doch durch Gerichtsbücher, Weistümer und Urkunden sind schon zuvor Lampertheimer Namen überliefert worden.

Daher weiß man, dass Familien mit Namen wie Christmann, Steffan, Boxheimer, Geyer, Hamm, Münch, Kärcher, Kirchenschläger, Wegerle, Herweck und manch andere schon vor dem 17. Jahrhundert in Lampertheim ansässig waren. Die Rösslings hatten sich ebenfalls schon zu dieser Zeit hier angesiedelt. Wie Hans-Heinrich Rössling weiß, kam die Familie ursprünglich aus der Pfalz und schrieb sich auch Röhsling, zuvor sogar Riesling.

Nach Konfession verschieden

Auch die Schmidts leben schon seit über 400 Jahren in Lampertheim. Heute gliedern sie sich in drei Zweige, die aber alle auf einen Vorfahren zurückgehen, der einmal das Gasthaus "Krone" an der Römerstraße betrieb. Noch vor 50 Jahren wusste man, dass ein Schmidt evangelisch war, ein Schmitt hingegen katholisch. Auch die Stephans waren katholisch, die Steffans hingegen evangelisch.

Manche Lampertheimer Familiennamen gehen auf französische Einwanderer zurück. Bei einigen merkt man es schon am Namen, bei anderen wie Billau hingegen denkt man nicht sofort an hugenottische Vorfahren. Tatsächlich schrieb sich der Name aber ursprünglich Billault. Als die Hugenotten im Jahre 1685 nach der Aufhebung des Edikts von Nantes aus Frankreich flüchteten, kam ein gewisser Thomas Billault nach Biblis-Nordheim. Einer seiner Brüder ließ sich in Lampertheim nieder, von ihm stammten die Bürgermeister Valentin, Martin und Adam Billau ab. Diese Namenslinie ist mittlerweile jedoch ausgestorben, alle heutigen Lampertheimer Billaus gehen auf den Nordheimer Zweig zurück, von dem ein Bahnwärter namens Philipp Adam Billau 1888 eine Lampertheimerin heiratete.

Bei ihrer Flucht brachten viele Hugenotten ihre Kenntnisse vom Spargelanbau mit. Und so passt es wieder ganz gut, dass die Familien von Dr. Willi Billau und Wilfried Billau das königliche Gemüse anbauen. Aber auch Namen wie Werry oder der in Hofheim gebräuchliche Name Lameli sind hugenottischen Ursprungs.

Über den Namen Hartmann hat der Lokalgeschichtsforscher Heinrich Friedrich Karb sogar in den Heimatblättern geschrieben. Die Vorfahren dieser Familien stammen, wie er herausgefunden hat, ursprünglich aus dem Kleinwalsertal. Im Jahre 1663 heiratete ein Christian Hartmann aus der Herrschaft Blumegg im Kleinwalsertal eine Lampertheimerin. Manche Familiennamen wie Edinger, Griesheimer oder Alberstadt entwickelten sich, so Karb, aus den Orten, aus denen sie ursprünglich gekommen waren. Bei einigen ist das heute schwer zu erkennen, etwa bei Familie Brechenser, deren Vorfahren wohl aus Bregenz kamen. Die andere Aussprache geht auf die Lampertheimer Mundart zurück, bei der aus einem "g" gerne ein "ch" oder "sch" wird.

Früher mal Fischer?

Andere Namen deuten auf die Berufe der Vorfahren hin. Ein Kärcher dürfte einen Fuhrmann mit einem Karren in der Ahnenreihe haben, die Pfeiffers einen Musikanten. Ein Schröder war jemand, der Fässer auf- und ablud. Herr Menges war ein Händler, ein Kirchenschläger fällte wahrscheinlich Holz für den Klerus.

Woher sein Familienname stammt, hat Heinrich Karb auch erforscht. Als ältesten seiner Vorfahren hat er einen Johannes Karb aus Bingenheim im Wetteraukreis im Jahre 1580 aufgespürt. Nachfahren von ihm lebten in Reichelsheim/Nassau, Groß-Gerau und Ruppertsberg im Kreis Bad Dürkheim. Wobei sich der Name damals noch Carp schrieb, später wurde daraus Karp und in Lampertheim schließlich Karb. Im Jahre 1737 kam ein Franz Karp als wandernder Weihrauch-Händler und blieb hier. Was sein Familienname ursprünglich bedeutete, kann Heinrich Karb nicht sagen. Doch eine Frau aus Polen habe ihm einmal erklärt, dass dies in ihrer Sprache der Ausdruck für einen Karpfen sei. Vielleicht waren die Karbs ja ursprünglich Fischer.

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