Lampertheim. In den kommenden Wochen entscheidet sich, welchen Kurs der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Lampertheim einschlägt. Wie berichtet, sieht eine Nachtragsvereinbarung vor, dass das Linienbündel Lampertheim von Sommer 2025 an nur noch die Kernstadt Lampertheim bedient, alle Stadtteile würden durch das Linienbündel Ried erschlossen.
Nachteile für Pendler
Konkret geht es um die Linien 601 und 602. Der Kreis möchte den überörtlichen Busverkehr übernehmen und argumentiert, dass der ÖPNV in seine Zuständigkeit fällt. Ausschreiben müsse der Landkreis die Buslinien fristbedingt bis September. In Lampertheim regt sich parteiübergreifende Kritik.
Grundsätzlich können Kommunen den innerörtlichen Verkehr organisieren und vom Kreis auch für darüber hinausgehende Linienstrecken beauftragt werden. Dies war für Lampertheim vor einigen Jahren so vereinbart worden. Landrat Christian Engelhardt (CDU) argumentierte jüngst in einem Gespräch mit dem „Südhessen Morgen“, man wolle eine neue Regelung und Lampertheim besser ins kreisweite Liniennetz einbauen. Das sei auch für Lampertheim die bessere Lösung. Vor allem, da davon auszugehen sei, dass der ÖPNV in den kommenden Jahren teurer werde. In Lampertheim fürchtet man jedoch, dass ein auf die Kernstadt beschränkter Busverkehr sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt.
Gerade die Linien auf längeren Strecken trügen zur Wirtschaftlichkeit bei. Daher will die Stadt an der bisherigen Praxis festhalten, wie Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) betont. In der Sache stehen die Sozialdemokraten zwar hinter der Stadtverwaltung, halten aber die Kommunikation zwischen Kommune und Kreis für suboptimal. Lara Strubel (SPD), die sowohl Vorsitzende im Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss sowie des Fahrgastbeirats ist, fürchtet Nachteile für Lampertheim, sollte der Kreis sein Vorhaben wahr machen und den Busverkehr künftig maßgeblich organisieren. So stehe zu befürchten, dass die Linie 601 nicht mehr zum Schulzentrum fahre und die Linie 644 in Neuschloß nicht mehr den Ulmenweg ansteuern werde. Noch hätten viele Pendler in Neuschloß die Möglichkeit, zwei Busse zu nutzen. Ginge es nach dem Kreis, gebe es nur eine Linie. Gleichwohl würden schon jetzt Busse zur Unterstützung zwischen Worms und Viernheim fahren. Auf der anderen Seite werde die von der Stadt etablierte Buslinie 644a nach Heppenheim mit Umstieg in Hüttenfeld und Haltestellen am Kreiskrankenhaus und am Bahnhof in der bisherigen Probephase gut genutzt, wie die Sozialdemokratin Strubel sagte.
Störmer: Es gibt Gespräche
Dabei sei ein gutes Angebot in Sachen Nahverkehr Voraussetzung für eine gelungene und dringend benötigte Mobilitätswende. Dass die Stadt fest mit der Vergabe des Linienbündels gerechnet hatte, wird deutlich beim Blick auf Vorabinformationen für Busunternehmen, die aktuell – also etwa ein Jahr vor der eigentlichen Ausschreibung – wie üblich veröffentlicht wurde. Die dafür nötigen Sitzungen sowie eine intensive Planung hätten viel Zeit und Geld gekostet, wie die Vorsitzende des Fahrgastbeirats jüngst bei einem Pressegespräch hervorhob. Das alles drohe Makulatur zu werden, falls sich der Kreis mit seinen Forderungen durchsetzt und künftig wieder selbst Regie führt.
Um das zu verhindern, sei es wichtig, Kommunikationskanäle zwischen Landkreis und Stadtverwaltung besser zu nutzen. Bürgermeister Störmer weist den Vorwurf zurück, der Konflikt zwischen Stadt und Kreis werde aufgrund mangelnder Gesprächsbereitschaft verschärft: „Nicht die Kommunikation ist das Problem, sondern bisher unterschiedliche Vorstellungen.“
Anfang August habe er sich mit Landrat Engelhardt über das Thema ausgetauscht. Zwar blieb Störmer zunächst zurückhaltend, zwischen den Zeilen klang es aber so an, als sei das letzte Wort in der Sache nicht gesprochen. Gemeinsam suche man aktuell nach Lösungen und diskutiere verschiedene Optionen. wol
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