Mannheim. Für Carolin Nytra war es keine einfache Zeit, auch ihr Trainer Rüdiger Harksen litt mit. Die Absage der Sommer-Saison 2011 wegen hartnäckiger Rückenbeschwerden hat sich für die 26-jährige Hürdensprinterin der MTG Mannheim rückblickend jedoch als richtige Entscheidung erwiesen. "Wir mussten den Stecker ziehen", sagt der Coach und gesteht: "Nach dem Gewinn des Hallen-EM-Titels in Paris war 2011 für Caro eine Quälerei."
Das Hürden-Ass will aber nicht länger in den Rückspiegel, sondern lieber nach vorn schauen. Um für das Highlight-Jahr 2012 mit EM in Helsinki und Olympischen Spielen in London gerüstet zu sein, feilt Nytra seit Wochen an ihrer Form. Die nächste Stufe in der Saisonvorbereitung, die für die gebürtige Hamburgerin am 12. Februar beim Meeting in Karlsruhe beginnt, zündete sie im gut dreiwöchigen DLV-Trainingslager in Stellenbosch (Südafrika).
Mit dabei war neben ihrer Trainingskameradin Jenna Pletsch, Nadine Hildebrand vom LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg sowie Harksen auch Nytras Lebensgefährte Sebastian Bayer. Der Weitsprung-Europameister 2009, der in Mannheim trainiert, startet für den HSV Hamburg.
Hallensaison nur zweitrangig
Nytras Hallensaison wird kurz und knackig ausfallen. Neben dem Höhepunkt, der DM in Karlsruhe am 25./26. Februar, ist nur noch ein Start in Birmingham geplant. "Die Halle ist in diesem Jahr eine klassische Durchlaufstation", sagt Harksen. Die WM in Istanbul wird daher nicht angepeilt. Die Saison unterm Dach dient Nytra nach eigener Aussage in erster Linie dazu, "wieder ein Gefühl für einen Wettkampftag zu bekommen". Ansonsten sprüht sie voller Vorfreude auf das Jahr, das eine Herausforderung nach der anderen bietet. "Wenn ich schmerzfrei durchtrainieren kann, weiß ich, dass ich vieles von dem erreichen kann, was ich mir erträume", sagt Nytra.
In Stellenbosch wurde bei Temperaturen zwischen 27 und 37 Grad die Belastung noch einmal gesteigert. "Wir haben Schnelligkeitsreize gesetzt", sagt Harksen, für den sich der Trainingsaufbau heikel gestaltet: "Das ist eine sensible Angelegenheit, der Mensch ist kein Roboter, wir müssen aufpassen, dass jede Übung richtig ausgeführt wird." Hört sich an wie ein Tanz auf der Rasierklinge, und ist auch einer. Trainer und Athletin wissen aber, worauf sie sich einlassen: "Um in der Weltspitze mitzumischen, muss man an die Grenze der Belastbarkeit gehen. Alles andere ist Volkssport", betont Harksen.
Momentan müsse man sich um Nytras Gesundheit allerdings keine Gedanken machen. Harksen klopft gedanklich dreimal auf Holz, wenn er sagt: "Die monatelange Aufbauarbeit, die im Sportomed geleistet wurde, scheint Früchte zu tragen. Caro wird zwar nie ganz beschwerdefrei sein, doch das Hauptproblem von 2011 haben wir im Griff."
Während der 57-jährige Coach in Südafrika einen der beiden trainingsfreien Tage zu einem Ausflug an den Tafelberg nutzte, entschloss sich sein Schützling zu einem Abstecher ans Kap der Guten Hoffnung. Dieser Trip kann für Nytra durchaus sinnbildlich für das Jahr 2012 stehen, wenn am Ende der Plackerei die verdiente Belohnung warten soll.
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