Die Neugestaltung des Alfred-Delp-Platzes sorgt für Ärger. Anwohner kritisieren vor allem, dass ein relativ großes Toilettenhäuschen am Rand des parkähnlichen Areals errichtet werden soll. „Es geht nicht darum, dass es sich um Toiletten handelt, das ist ja eher gut“, sagt Friederike Dempewolf.
Sie ärgere sich, da der „riesige Kasten“ künftig den Blick aus ihrer Wohnung in der Neuen Schulstraße trübe. Auch sorge die öffentliche und behindertengerechte Toilette dafür, dass die Grünfläche des Parks kleiner werde, als angenommen. „Dabei hieß es doch, dass eine grüne Oase entstehen soll“, sagt Dempewolf, die nur einen Steinwurf entfernt von dem geplanten Bau lebt.
Etwa ein Dutzend Frauen und Männer haben sich an diesem Septembertag an der Baustelle versammelt. Ende August war der erste Spatenstich, seither wird gebuddelt und gefräst. „Wir alle leben hier und finden, dass die Toilette den Platz verunstaltet“, sagt eine ältere Dame.
Dabei ist die Neugestaltung des Platzes ein ambitioniertes Projekt, das zudem intensiv von den politischen Akteuren im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss diskutiert wurde. Weniger Asphalt und mehr Grün sollen einer klimafreundlichen Umgebung dienen. Auf dem bislang eher lieblos gestalteten Platz, immerhin 3500 Quadratmeter groß, geht es nicht nur um Ästhetik, sondern auch darum, die Versickerung von Niederschlägen zu verbessern.
Der Baumbestand bleibt teilweise erhalten, dem Wunsch vieler Anwohner nach einer großzügigen Bepflanzung wird Rechnung getragen. Geplant ist zudem, dass der Platz künftig barrierefrei zugänglich ist.
Große Ambitionen
Die Jakobstraße wird den Planungen zufolge zurückgebaut, so dass sie nur noch als Fußweg und nicht mehr dem Autoverkehr dient. Außerdem ist ein neues Beleuchtungskonzept geplant, dass nicht nur das Ambiente verbessern soll. Es ist auch so ausgelegt, dass weniger Insekten angelockt und gefährdet werden. In den Entwurf waren etliche Anregungen der Bürger eingeflossen, die im vergangenen Jahr beim Städtebautag genannt wurden und mit Hilfe einer damals organisierten Kartenaktion eingegangen waren.
„Das alles ist positiv, keine Frage“, sagt Saad Masraf. Allerdings stört auch er sich an dem Toilettenhäuschen, dass etwa 250 000 Euro kosten soll. Der Mann, der gemeinsam mit seiner Frau Melanie gegenüber der Stelle lebt, wo der mehr als 50 Quadratmeter große Bau entstehen soll, fühlt sich von der Politik nicht mitgenommen. Er hat nach eigenen Angaben etwa 140 Unterschriften von Anwohnern gesammelt, die seine Skepsis für das Bauvorhaben teilen. Die Liste will er an Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) senden.
Standort ändern?
Womöglich könne man den Standort des klotzigen Gebäudes ändern? Etwa auf die schräg gegenüberliegende Seite des Parks, schlägt eine Anwohnerin vor. Dort gäbe es keine Wohnhäuser, sondern lediglich die sanierungsbedürftige Kirche der Gemeinde Mariä Verkündigung. Zudem sei geplant, dass auf eben jener Seite die Hundetoilette künftig ihren Platz finden soll.
Während im Hintergrund die Dieselmotoren der Bagger tuckern, präsentiert Saad Masraf nicht nur Unterschriften, sondern auch verschiedene Baupläne. So hat er etwa eine Skizze, die Anwohnern im vergangenen Jahr präsentiert worden sei. Auch einen aktuellen Plan, auf dem weniger Bäume eingezeichnet sind, zeigt er. Darauf sind nun das Toilettenhäuschen und der geplante Wendehammer an der Ecke Neue Schulstraße/Jakobstraße zu sehen. Auf der anderen Seite ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Planungen im Laufe des Prozesses ändern. Sie werden dann etwa im öffentlichen Stadtentwicklungs- und Bauausschuss diskutiert und beschlossen. Das sehen manche der unzufriedenen Anwohner ein. „Ich finde trotzdem, man hätte uns konkret informieren müssen“, beklagt sich einer.
Je länger das Gespräch mit den Leuten dauert, desto größer wird der Verdruss. Nicht nur fühlen sie sich unzureichend informiert. Auch beschweren sie sich plötzlich, dass auf dem Alfred-Delp-Platz angeblich regelmäßig Drogen konsumiert werden. Dagegen unternehme die Stadt kaum etwas. Manche argwöhnen, beim Abbruch der Teerdecke rund um den Platz, könnten jüngst gesundheitsschädliche Stoffe in die Umwelt gelangt sein. Arbeiter hätten bei den Fräsarbeiten Schutzanzügen getragen. Anwohner jedenfalls habe man über mögliche Risiken nicht aufgeklärt.
Die Stadt wollte sich zunächst nicht zur Kritik äußern. Rathauschef Störmer, der am Dienstag einen Termin wahrzunehmen hatte, ließ über einen Sprecher mitteilen, er nehme Kritik und Befürchtungen sehr ernst. Daher plane er für Ende des Monats ein Treffen mit den Anwohnern.
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