Sportkreis

Sport-Austausch in Ladenburg: Gegen Kürzung beim Freiwilligendienst

In Ladenburg gibt es einen lebhaften Austausch mit Abgeordneten aller Parteien zum Auftakt der Reihe „Kindersportwoche“ der Sportkreisjugend Mannheim. Sorgen machen Etatkürzungen und der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung

Von 
Peter Jaschke
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Alle gemeinsam für mehr Unterstützung des Ehrenamts im Sport: Darüber sind sich Vertreter von Politik und Verbänden (im Hintergrund) beim Austausch vor Ort im Römerstadion einig, hier bei einer Demonstration von Kindern im Lacrosse-Spiel. © Peter Jaschke

Ladenburg. Kaum hat Stadt- und Kreisrat Günter Bläß als Urlaubsvertreter von Bürgermeister Stefan Schmutz im Ladenburger Rathaus vorübergehend das Sagen, stehen brisante Sportthemen im Blickpunkt. Könnte man meinen. Doch freilich war die „Kindersportwoche“, eine traditionelle Ferienfreizeitreihe der Sportkreisjugend (SKJ) Mannheim, schon länger geplant. Fakt ist aber, dass Bläß als Mitgründer des Ladenburger Triathlon-Festivals ein sport- und ehrenamtsaffiner Lokalpolitiker ist.

„Es drohen Kürzungen vom Bund, und es geht uns im Kreistag darum, Lücken zu schließen, um Ehrenamtliche zu unterstützen und den Ausbau von Hallen sowie Trainingspersonal zu fördern“, sagt Bläß am Dienstag im Römerstadion. Zu Gast sind mehrere Abgeordnete aller politischen Ebenen sowie Vorstände der regionalen SKJ und der Baden-Württembergischen Sportjugend (BWSJ). Ziel ist ein „Sport-vor-Ort-Austausch“ mit der Politik während des einwöchigen Ferienangebots für 90 angemeldete Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren aus der ganzen Region. Um sie und Gleichaltrige im ganzen Land geht es den Veranstaltenden. Ihre Schwerpunkte lauten Vorbeugung von sexualisierter Gewalt im Sport, Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und die Rolle des Sports dabei sowie geplante Kürzungen im Bundeshaushalt für Freiwilligendienste. Aber auch die Basis-Qualifikation für Freizeitbetreuer, ohne die ab 2024 keine Förderung dieser Kräfte mehr möglich sein soll, ist Thema.

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Filip Bubenheimer
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„Zu zeigen, was Vereine bewegt und was sie leisten“, steht für Landes-Sportjugendleiterin Lisa Porada an diesem Mittag im Vordergrund. „Wir wollen Probleme näher bringen und Verknüpfungen herstellen“, sagt der Vizevorsitzende Magnus Müller (beide BWSJ). „Ich erhoffe mir mehr als nur Kanzleitrost und wünsche mir, dass nicht nur geredet wird, sondern danach auch Sachen in Bewegung kommen“, sagt Patrick Falkenberg. Der Schulsozialarbeiter am örtlichen Carl-Benz-Gymnasium ist SKJ-Vizechef und Standortleiter dieses Angebots, das die SKJ seit 23 Jahren mit Vereinen aus dem gesamten Verbandsgebiet macht. Und das ab kommender Woche für 115 Euro pro Kind auch wieder in Mannheim. Die Anmeldung ist jedoch schon beendet. Laut einer SKJ-Erhebung von 2019 sind damals 15 Prozent der Teilnehmenden einem Verein beigetreten. „Der Bedarf an solchen Angeboten ist immens, und es gibt überhaupt nichts Wichtigeres als Sport, Jugend und sozialer Zusammenhalt“, betont Bläß. Dem kann Falkenberg nur zustimmen. Er hebt jedoch hervor, dass ohne ehrenamtlich Helfende nichts dergleichen laufe.

Eine „absolute Katastrophe“ ist es deshalb für den hiesigen Bundestagsabgeordneten Alexander Föhr (CDU), dass laut Etatentwurf der Bundesregierung die Mittel für den Freiwilligendienst gekürzt werden sollen. Dabei absolvierten laut BWSJ derzeit allein in Baden-Württemberg rund 570 junge Menschen ein Soziales Jahr in Sportvereinen und -verbänden. „Das richtige Signal wäre es gewesen, mehr Geld dafür einzustellen“, findet Föhr. Seine Fraktion wolle in den Etatverhandlungen versuchen, Änderungen herbeizuführen. Es sei für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig, wenn junge Leute vor Studium und Beruf im ökologischen oder sozialen Bereich über den Tellerrand hinausschauten.

Vereine als Partner wichtig

„Das hat auch im Hinblick auf die Ganztagsbetreuung in der Grundschule, die 2026 stufenweise kommen soll, ein Riesenpotenzial, wenn man daran denkt, dass in den Mittagsstunden Kinder zu betreuen sind“, sieht Föhr eine Nahtstelle zu einem weiteren großen Thema. „Wir wissen, dass wir den Betreuungsanspruch nicht nur über Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrkräfte erfüllen können“, führt Föhr aus. Der Mannheimer Landtagsabgeordneten Elke Zimmer (Grüne) ist ebenso klar: „Wir werden den Ganztag nur realisieren können, wenn wir die Sportvereine als Partner haben.“ Sie stimmt Föhr zu: „Das Ehrenamt funktioniert nur, wenn auch der Freiwilligendienst funktioniert – das ist ein hohes Anliegen in der Landeskoalition“, betont Zimmer.

Am Herzen liegt der Grünen-Politikerin auch die Vorbeugung gegen sexualisierte Gewalt im Sport. Aber: „Alle 11 300 Vereine im Land bei den von allen zu erstellenden Schutzkonzepten zu betreuen, dauert länger, als ich gedacht hatte“, erkennt sie beim Austausch vor Ort. Das liegt laut BWSJ an der mangelhaften Personalausstattung im Verband. Und die genannten Haushaltskürzungen verschärften das Problem noch: „Zwei von drei Stellen fielen dann bei uns weg“, befürchtet BWSJ-Vizechef Müller. Dabei seien 55 Stellen nötig, um alle Vereine allein bei Schutzkonzepten gegen Sexualisierte Gewalt zeitnah zu unterstützen.

Was nimmt der Schriesheimer Landesabgeordnete Sebastian Cuny (SPD) an Aufgaben mit? „Ich will mit den Fachpolitikern meiner Fraktion erörtern, wie man bei der Ausbildung von Jugendbetreuern das Ehrenamt unterstützen kann, ohne Doppelstrukturen zu schaffen“, antwortet Cuny. Mit Blick auf den Ganztagsschulbetrieb sei es wichtig zu klären, wie Ehrenamt tagsüber an die Schulen komme: „Das kann nicht jeder Verein leisten, weshalb wir über die Schaffung hauptamtlicher Strukturen reden müssen, um Profis in die Schulen zu holen.“

Den Austausch vor Ort empfindet Cuny als „absolut bereichernd“. Sei man doch direkt mit Ehren- und Hauptamtlichen ins Gespräch gekommen. Cunys Fazit lautet: „So wie die Kinder hier eine Vielfalt im Sport erleben, die bei der Auswahl der richtigen Sportart hilfreich sein kann, so durften wir Abgeordneten Vielfältiges erfahren, was zur Lösung der Probleme beitragen kann“.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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