Wein

Deutsche Weinkönigin: Bewerberinnen bereiten sich auf die Wahl vor

Sie eröffnet Weinfeste, moderiert Empfänge, hält Weinproben ab, sitzt in Weinjurys und auf weinbaupolitischen Diskussionsrunden: die Deutsche Weinkönigin. Im September steht die Wahl zur 75. Titelträgerin an

Von 
Filip Bubenheimer
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Die Vorbereitungen für die Wahl der 75. Deutschen Weinkönigin im September laufen. Dazu gehört auch ein Kommunikationstraining. © Filip Bubenheimer

Neustadt an der Weinstraße. „Bei wem von Ihnen verändert sich auf der Bühne die Atmung?“, fragt Claudia Haas-Steigerwald in die Runde der Frauen, die Deutsche Weinkönigin werden wollen. Zwei Kandidatinnen melden sich. Manchmal komme das vor, erläutert eine von ihnen, aber dafür müsse es schon ein sehr großer Rahmen sein - größer als eine Weinfesteröffnung: „Mein Gott, dann eröffnet man halt ein Weinfest.“

Alle Bewerberinnen haben Vorerfahrungen

Lampenfieber scheint nicht die größte Sorge der zwölf Frauen zu sein, die sich vergangene Woche in Neustadt an der Weinstraße auf die Wahl der 75. Deutschen Weinkönigin im September vorbereiten. Wie das geht, Weinkönigin zu sein, wissen sie alle. Denn wer sich um das Amt der Deutschen Weinkönigin bewirbt, war vorher, meist schon ein Jahr lang, „Gebietsweinkönigin“ in einem der 13 Weinanbaugebiete des Landes. „Sie bringen schon sehr viel mit, jetzt geht es darum herauszufinden, was sie individuell brauchen“, sagt Haas-Steigerwald, Kommunikationstrainerin aus Ladenburg.

Die Wahl

  • Zur Wahl stehen die Weinköniginnen der deutschen Weinanbaugebiete, mit Ausnahme der Weinkönigin der Hessischen Bergstraße – sie nahm schon letztes Jahr teil.
  • Beim ersten Wahlgang am 23. September müssen die Kandidatinnen Fachwissen und Englischkenntnisse demonstrieren. Eine Jury wählt fünf Finalistinnen aus.
  • Bei der Wahlgala am 29. September müssen die Fünf etwa einen Wein blind verkosten und eine Rede halten.

Vor 70 Jahren hätte eine Weinkönigin kein Kommunikationstraining gebraucht. Viele Worte verlor sie in der Regel nicht, Äußerlichkeiten standen im Vordergrund. Die sind auch heute nicht nebensächlich: Der dreitägige Workshop für die Bewerberinnen um die Krone umfasst neben einem Crashkurs „English for Winequeens“ auch eine Stilberatung und ein Fotoshooting. Trotzdem, so drückt es die württembergische Weinkönigin Carolin Golter aus, ist eine Weinkönigin „kein kronetragender Kleiderständer“. Golter hat internationales Weinmanagement studiert und arbeitet auf dem Familienweingut in Winnenden.

Weinkönigin ist moderne Fachfrau mit vielen Aufgaben

Der Terminkalender der Deutschen Weinkönigin und der Weinprinzessinnen zeigt, wie anspruchsvoll ihre Rolle ist: Sie eröffnen Weinfeste, moderieren Empfänge, halten Weinproben ab, sitzen in Weinjurys und auf weinbaupolitischen Diskussionsrunden. Ein Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung, häufig neben Beruf und Studium ausgeübt. Laut Ernst Büscher, dem Pressesprecher des Deutschen Weininstituts, nehmen die Weinmajestäten nur an Veranstaltungen teil, bei denen ihnen ein „aktiver Part“ garantiert wird, zum Beispiel die Moderation, eine Rede oder eine Verkostung. Das Deutsche Weininstitut, die Marketingorganisation der Weinwirtschaft, richtet die Wahl der Deutschen Weinkönigin aus, organisiert ihre Termine und ihre Außendarstellung.

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Die Weinköniginnen, sagt Büscher, „sind moderne Fachfrauen und wollen auch als solche wahrgenommen werden“. Wer für das Amt kandidiert, ist meist Mitte 20 und hat beruflich mit Wein zu tun - etwa als Winzerin oder im Marketing von Weingütern. Wer nicht in der Weinwirtschaft arbeitet, muss sich das Wein-Wissen - und wie man es vermittelt - anderweitig aneignen. Die Weinkönigin des Rheingaus, Katja Föhr, ist zum Beispiel Lehramtsstudentin. Besonders anspruchsvoll sei es, dass man sowohl in Fachkreisen als auch gegenüber Verbrauchern auftrete, sagt Föhr. „Man muss den Spagat gut schaffen, beiden gerecht zu werden.“

Anwärterinnen müssen unverheiratet sein

Doch so sehr sich die Rolle geändert hat, ganz frei von Sexismus scheint sie nicht zu sein - wenn das bei einem Amt, das mit ganz wenigen Ausnahmen nur Frauen offen steht, überhaupt geht. In Franken verlangt der Weinbauverband nach wie vor, dass die Weinkönigin unverheiratet ist. Berichte über Auftritte der Weinköniginnen zeigen oft ein „Gruppenbild mit Dame“: lauter männliche Weinbaufunktionäre und die Weinkönigin.

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Eva Brockmann, die fränkische Weinkönigin, hält die Rolle nicht für angestaubt. „Nur weil ich eine Krone trage, heißt das nicht, dass ich keine moderne Frau bin“, sagt die Winzerin. Ihre Pfälzer Amtskollegin Lea Baßler weist darauf hin, dass schon die Kleidung der Weinkönigin zeige, wie sich die Rolle gewandelt habe: Der Trend gehe „weg vom Prinzessinnen-Kleid“, hin zur „Business-Frau“. Baßler, die im Marketing und Verkauf eines Weinguts arbeitet, sieht es nicht nur als Aufgabe der Weinköniginnen selbst, ihre Wahrnehmung zu modernisieren. Wer nicht glaube, dass die Weinkönigin mehr als „Beiwerk“ sei, könne sich ja darüber informieren, was alles zu ihren Aufgaben gehört.

Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung

Ein Jahr als Deutsche Weinkönigin, das sehen viele der Bewerberinnen als eine Gelegenheit, zu lernen und sich zu entwickeln. Man werde „selbstbewusster und routinierter“ und knüpfe viele Kontakte, sagt Lea Baßler. Außerdem erfahre man auch viel über andere Weinbaugebiete, sagt die Winzerin Sarah Schneider, die Weinkönigin von Rheinhessen. Die Gesangsstudentin Sarah Röhl, Weinkönigin an der Mosel, erzählt vom Rat eines Professors: „Mach das auf jeden Fall“ - schon deswegen, weil man sich dabei immer wieder überwinden müsse.

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