Kommunalpolitik

Sanierung des Ladenburger Freibads – der Teufel steckt im Detail

Ganz Ladenburg freut sich, dass das Freibad saniert werden soll und es eine Förderung geben wird. Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein, wie die Haltung der CDU zeigt.

Von 
Peter Jaschke
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Wie geht es mit den langen 50-Meter-Bahnen im Ladenburger Freibad weiter? Hier wird es Veränderungen geben, zumindest wenn es nach den aktuellen Planungen geht. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. An diesem Frühlingsabend ist die Luft lau. Draußen füllen sich die Straßenlokale. Trotz des schönen Wetters ist der Gästebereich bei der Ratssitzung im Ladenburger Domhofsaal voll. „Das Wetter ist hervorragend, um übers Freibad zu sprechen“, sagt Matthias Marhöfer vom Planungsbüro BZM-Architekten Wiesbaden. Es geht um die Zukunft einer der wichtigsten Freizeiteinrichtungen in der Stadt. Der erfahrene Schwimmbadbauer aus Wiesbaden schwärmt: „Eine herrliche Anlage.“ Diese gelte es für die Zukunft zu rüsten, „um sie für nachfolgende Generationen zu erhalten“, während anderswo Bäder schließen müssten.

Sanierung des Ladenburger Freibads tut erst mal „weh“

„Sie müssen aus dem Risiko herauskommen, dass eine Behörde irgendwann das Bad schließt“, sagt Marhöfer. Der Stadt Ladenburg stehen rund 2,7 Millionen Euro an Fördermitteln aus einem Bundesprogramm zur Verfügung. Marhöfer ist klar: „Das Fitmachen tut erstmal weh, weil das Bad eine Großbaustelle sein wird, was zwischen zwei Saisons nicht zu schaffen ist.“

Mehr als ein Jahr dauert die Bauzeit – von Sommer 2026 bis Herbst 2027. Erst nach der Sommerpause trifft der Gemeinderat eine endgültige Entscheidung. Dann soll feststehen, ob es bei den derzeit im Raum stehenden 7,8 Millionen Euro bleibt. Derzeit wird untersucht, wie es um den Beton der Becken bestellt ist und ob im Boden der 90 Jahre alten Anlage unliebsame Hinterlassenschaften schlummern.

Im Ladenburger Gemeinderat hat die Meindungsbildung zur Sanierung des Freibads erst begonnen

Die Meinungsbildung hat erst begonnen. Innerhalb des Rats ist man sich noch uneins, wie die gut einstündige Diskussion zeigt. Nachdem die Planer Marhöfer und Tino Krebs 45 Minuten lang dargelegt hatten, warum und wie die Wasserfläche von 2200 Quadratmeter auf rund 1700 Quadratmeter zu reduzieren ist, um Betriebs- und Unterhaltskosten zu senken, gehen die Meinungen auseinander. SPD, Grüne, FDP und Bürger für Ladenburg würden mehrheitlich der Verwaltung folgen und die laut Marhöfer „wirtschaftlichste und attraktivste Lösung“ umsetzen wollen. Mitglieder der CDU-Fraktion sind skeptisch. Sie wünschen sich einen Alternativvorschlag von den Planern. Dies würde zu Mehrkosten führen und den engen Zeitrahmen sprengen.

Plan für die neue Aufteilung der Becken im Freibad der Stadt Ladenburg. © Stadt Ladenburg

„Die Auftragsbasis war eine energetische Sanierung des Freibads auf Grundlage der Förderkulisse und den ursprünglich geschätzten Kosten von 6,2 Millionen Euro“, erklärt Bürgermeister Stefan Schmutz. Die laut Urteil der Fachplaner lediglich erhältliche Schmalspurvariante habe zu wenig Qualität gehabt und zu diesem Kompromiss geführt. Für Thomas Lohmann (BfL) ist das nachvollziehbar: „Ich finde ja auch, dass Alternativen wichtig sind, aber dafür ist das Freibad kein gutes Beispiel.“ Zuvor hatte CDU-Rat Tillmann Jahn erklärt: „Wir sehen die Notwendigkeit, das Bad zu sanieren, weil es gebraucht wird, und auch der klimaneutrale Ansatz ist begrüßenswert, doch hätten wir gerne eine zweite Planung gesehen, die prüft, ob der Erhalt des Bads in der vorhandenen Form zu erreichen ist“.

Die Ladenburger CDU hadert mit der geringeren Wasserfläche im sanierten Freibad

Es ist auch für Jahns Fraktionskollegen Sophian Habel, zugleich DLRG-Aktiver, und Günter Bläß fraglich, ob die Attraktivität erhalten bleibt, wenn sich die Wasserfläche verringert – vor allem im hochbeliebten Nichtschwimmerbecken, das nach dem Umbau nur noch 25-Meter-Bahnen haben soll. Im Schwimmerbecken sollen statt bisher acht Mal 50-Meter-Bahnen künftig nur sechs in dieser Länge und zwei 25-Meter-Bahnen zur Verfügung stehen. Es sollen auch jeweils eigene Rutschen- und Sprungbereiche sowie ein moderner Kleinkindbereich mit Spraypark entstehen. Alle Becken sind nach der Sanierung aus langlebigem Edelstahl.

Wenn die Becken so blieben wie sie sind, würde laut Planer die Investitionssumme auf 8,8 Millionen Euro steigen, weil „deutlich mehr Technik notwendig“ wäre. Auch die Unterhaltskosten gingen nach oben. Obendrein seien Ersatzteile für die Badewassertechnik nicht mehr erhältlich. Für die vorgesehene Variante muss der Eintrittspreis vermutlich nur um die 20 Prozent steigen, wenn das Bad nach mehr als einjähriger Schließung im Mai 2028 wiedereröffnet, und würde dann für Erwachsene 5,40 Euro betragen.

Ladenburger Stadträte sind sich der großen Chance für das Freibad bewusst

„So können wir uns das Freibad auch in Zukunft leisten, und so günstig bekommen wir das nie wieder“, steht für Jennifer Zimmermann (Grüne) fest. Angelika Gelle (SPD) will das Freibad im Sinne vieler Menschen, die sie zu diesem Thema bereits angesprochen hätten, „erhalten und in die Zukunft führen“. Man müsse aber klarmachen, „dass wir dieses Geld, mit dem unser Freibad für die nächsten 30 Jahre gut aufgestellt wäre, dann an anderer Stelle nicht ausgeben können“.

Das Bild zeigt die Becken des Ladenburger Freibads kurz vor dem Saisonstart vor zwei Jahren. © Stadt Ladenburg

Jens Riemenschneider (FDP) gibt zu bedenken, dass die Sanitäranlagen ebenso zu renovieren seien, was im derzeitigen Kostenrahmen nicht enthalten sei. Dennoch will Fraktionskollege Ernst Peters „die einmalige Chance nutzen“. Angesichts der 2023 bewilligten Fördersumme aus einem Bundesprogramm, die nur eine begrenzte Zeit lang zur Verfügung steht, rät auch Marhöfer der Stadt dringend: „Nutzen Sie dieses Geld, sonst rutschen Sie im Ranking nach hinten und andere Kommunen, die fertige Planungen in der Schublade haben, aber nicht zum Zuge gekommen sind, freuen sich darüber.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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